Nora Roberts
nahm eins der Häppchen und biß herzhaft hinein. »Ein wunderbares Haus.«
»Wunderbar, ja, aber man ist hier nie allein. All die Bediensteten machen mich nervös.« Sie zuckte mit den Schultern. »Obwohl wir, wenn erst das Baby kommt, für jede Hilfe dankbar sind. Ich schätze, dann muß ich mich in meiner Werkstatt einschließen, wenn ich mal meine Ruhe haben will.«
»Die meisten Menschen wären begeistert, wenn sie eine Haushälterin und einen Koch hätten.«
»Ich bin nicht wie die meisten Menschen.« Maggie schob sich ein weiteres Sandwich in den Mund. »Aber ich lerne allmählich, damit zu leben. Rogan hängt mal wieder am Telefon«, fügte sie hinzu. »Er ist wie besessen davon. Eigentlich müßte er die Vorbereitungen für die Ausstellung in der Filiale in Paris persönlich überwachen, aber er weigert sich, mich allein zu lassen, solange mir morgens immer übel ist. Es nützt noch nicht mal was, ihn anzuschreien. Wenn sich der Kerl etwas in den Kopf gesetzt hat, bringt man ihn einfach nicht mehr davon ab.«
Sie wandte sich dem Pastasalat zu und sah Shannon an. »Er hat es sich in den Kopf gesetzt, dich unter Vertrag zu nehmen.«
»Aber ich bin mir alles andere als sicher, ob ich mich von ihm unter Vertrag nehmen lassen will.«
»Ich hatte ebenfalls nicht das geringste Interesse an einem Vertrag, als der Kerl zu mir kam. Weder mit ihm noch mit sonst irgendwem. Aber der liebe Rogan hat das Talent, direkt in einen hineinzusehen und sämtliche Schwächen und Wünsche und Geheimnisse zu entdecken, die man eigentlich lieber für sich behält. Und dann nutzt er sie aus. Charmant, skrupellos, logisch, und das alles derart sorgfältig geplant, daß er dir immer einen Schritt voraus ist, egal, was du tust.«
»Das habe ich bereits bemerkt. Immerhin hat er mich hierhergelockt, obwohl ich die feste Absicht hatte, ihm eindeutig zu verstehen zu geben, daß er mich in Ruhe lassen soll.«
»Für ihn ist es mehr als nur ein Geschäft. Dann wäre es leichter, ihm zu widerstehen. Er ist von einer großen Liebe zur Kunst und zu den Künstlern erfüllt. Und was er in Clare erreicht hat ...« Ihre Stimme und ihr Blick verrieten, wie stolz sie auf ihn war. »Er hat dort etwas sehr Wichtiges geschaffen, für die Kunst ebenso wie für unser Land. Er hat es getan, weil er beidem mit seinem Herzen verbunden ist.«
»Er ist sowohl privat als auch beruflich ein ganz besonderer Mann. Man braucht ihn nicht lange zu kennen, um das zu sehen.«
»Nein, das braucht man nicht. Aber um auf unser eigentliches Thema zurückzukommen ...« Maggie wischte sich die Finger an einer Serviette ab. »Was zum Teufel ist eigentlich los mit dir ?«
Shannons Brauen schossen nach oben. »Wie bitte?«
»Warum zum Teufel zierst du dich derart? Der Mann bietet dir den Mond und die Hälfte der Sterne an. Jeder Künstler träumt davon, das zu erreichen, was du in den Händen hältst, und du stellst dich derart an.«
»Ich stelle mich nicht an«, verbesserte Shannon in kühlem Ton. »Ich denke darüber nach.«
»Was gibt es da denn nachzudenken? Du hast bereits wunderbare Bilder gemalt, und du wirst weiter wunderbare Bilder malen. Um etwas anderes geht es nicht.«
»Es sind die Bilder, die ich in Zukunft malen soll, um die es geht.«
Maggie spießte schnaubend weitere Nudeln auf ihrer Gabel auf. »Was für ein Unsinn. Willst du mir etwa allen Ernstes erzählen, du könntest einfach damit aufhören? Du könntest einfach deine Pinsel beiseite legen und aufhören mit der Malerei?«
»Wenn ich erst wieder in New York bin, bleibt mir für mein Hobby nicht mehr so viel Zeit.«
»Für dein Hobby.« Maggie warf ihre Gabel auf den Tisch und beugte sich vor. »Wer hat dir denn diesen Floh ins Ohr gesetzt, daß deine Malerei ein Hobby ist?«
»Mein Posten bei Ry-Tilghmanton ...«
»Oh, zur Hölle damit!«
»Ist mir wichtig«, beendete Shannon knurrend ihren Satz. »Und meine Verpflichtungen dort lassen mir nur wenig Zeit, um zu meinem Vergnügen zu malen – ganz zu schweigen davon, für jemanden zu malen, der, wie du zugeben mußt, nicht leicht zufriedenzustellen ist.«
»Und was ist mit deiner Verantwortung gegenüber dir selbst und gegenüber deinem Talent? Denkst du, du hättest das Recht, das fortzuwerfen, was dir gegeben ist?« Allein der Gedanke erschien Maggie frevelhaft. »Ich habe bisher nur die Bilder gesehen, die du hier in Irland gemalt hast, aber sie zeigen, daß du mehr als ein gutes Auge und eine sichere Pinselführung hast. Du hast ein
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