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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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zu dir gesagt hat.«
    Da es ihr offenbar so wichtig war, überwand er seine Verlegenheit. »Ich war – ich hatte ...«
    »Den Teil brauchst du mir nicht zu erzählen.« Um ihn zu beruhigen, lächelte sie. »Zumindest jetzt nicht.«
    »Hinterher«, sagte er erleichtert, daß er den ersten Teil der Geschichte auslassen durfte, »war ich furchtbar stolz – was wahrscheinlich typisch männlich ist. Und so verwirrt wie ein Affe, der entdeckt, daß er drei Schwänze hat. Ich hatte Schuldgefühle und furchtbare Angst, daß das Mädchen vielleicht schwanger war, denn ich war einfach zu heiß – zu jung und zu dumm«, verbesserte er sich, »gewesen, um vorher dar über nachzudenken. Also saß ich auf der Mauer, und ein Teil von mir überlegte, wann sich mir wohl das nächste Mal eine solche Gelegenheit bieten würde, während der andere Teil darauf wartete, daß Gottes Strafe über mich hereinbrach, weil es überhaupt auch nur einmal dazu gekommen war. Oder daß Ma dahinterkommen würde und mich schneller und gnadenloser, als Gott es je getan hätte, fertigmacht.«
    »Murphy.« Sie vergaß sich und schob sich ein Stück Schinken in den Mund. »Du bist so süß.«
    »Ich würde sagen, daß das erste Mal im Leben eines Mannes ein ebenso großer Augenblick ist wie im Leben einer Frau. Ich sitze also auf der Mauer und denke über die ganze Sache nach, als plötzlich Tom die Straße herunterkommt. Er setzt sich neben mich und sagt eine ganze Weile keinen Ton. Sitzt einfach da und blickt über die Felder zu den Hügeln hinauf. Offenbar hat er mir alles angesehen, denn auf jeden Fall legt er mir plötzlich den Arm um die Schultern und sagt: > Du hast also einen Mann aus dir gemacht. Darauf bist du sicher furchtbar stolz. Aber um ein richtiger Mann zu werden, muß man nicht nur ein williges Mädchen finden, sondern man muß vor allem die Verantwortung übernehmen für alles, was man tut.« <
    Kopfschüttelnd hob Murphy seine Tasse an den Mund. »Jetzt macht mich der Gedanke ganz krank, daß ich sie vielleicht mit kaum siebzehn hätte heiraten müssen, ohne daß es zwischen uns auch nur eine Spur von Liebe gab. Und genau das sage ich auch zu ihm, woraufhin er weder schimpft noch mir einen Vortrag hält, sondern einfach nickt. Er sagt, wenn Gott und das Schicksal dieses Mal freundlich zu mir waren, werde ich das bestimmt nicht vergessen, so daß ich beim nächsten Mal vorsichtiger bin. > Denn es wird ein nächstes Mal geben < , sagte er, > weil ein Mann einen solch wunderbaren Pfad, hat er ihn erst einmal betreten, bestimmt nicht mehr verläßt. Und weil eine Frau in den Armen zu halten etwas Wunderbares ist. Die richtige Frau ist einem, wenn man sie findet, wichtiger als das Sonnenlicht. Halt Ausschau nach ihr, Murphy, und während du unterwegs den Duft anderer süßer Blumen genießt, geh sorgsam und freundlich mit ihnen um, ohne daß du ihnen die Blütenblätter zerdrückst. Denn wenn du in der Liebe freundlich bist, selbst wenn diese Liebe nicht von Dauer ist, dann hast du die Frau, die am Ende dieses Weges auf dich wartet, auch verdient.« <
    Shannon brauchte einen Moment, ehe sie ihrer Stimme sicher war. »Alle sagen, daß er ein Dichter sein wollte, aber einfach nicht die Worte fand.« Sie preßte die Lippen aufeinander. »Ich habe das Gefühl, daß er die Worte doch gefunden hat.«
    »Er fand sie, wenn es erforderlich war«, stimmte Murphy ihr leise zu. »Nur wenn es um ihn selbst ging, haben sie ihm oft gefehlt. Er hatte eine Traurigkeit in den Augen, die allerdings nur zutage trat, wenn er dachte, daß ihn niemand sah.«
    Shannon blickte auf ihre Hände hinab. Es waren die Hände ihrer Mutter, schmal, mit langen Fingern, denen die Geschmeidigkeit angeboren war. Die Augen hatte sie von Tom Concannon, und nun fragte sie sich, was ihr wohl sonst noch von ihren Eltern vererbt worden war.
    »Würdest du etwas für mich tun, Murphy?«
    »Alles, was du willst.«
    Das wußte sie, auch wenn es in diesem Augenblick nicht von Bedeutung war. »Würdest du mit mir zum Loop Head fahren?«
    Er erhob sich und räumte die Teller vom Tisch. »Nimm deine Jacke mit, meine Liebe. Dort draußen weht immer ein ziemlich kühler Wind.«
    Sie fragte sich, wie oft Tom Concannon wohl über die schmale, gewundene Straße zwischen den wogenden Feldern hindurch zu den Klippen gefahren war. Sie sah kleine Steinunterstände ohne Dächer und einen angepflockten Ziegenbock, der auf einer der Wiesen stand. An der Wand eines weißen Gebäudes entdeckte sie

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