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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Töchter der See
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über die Ohren zieht?« Als Murphy jedoch sah, daß Maggie an der Theke stehengeblieben war, griff er in seine Jackentasche und zog ein in Papier gewickeltes Zitronenbonbon hervor. »Steck es schnell in den Mund, bevor sie uns sieht.«
    Ganz offensichtlich war es ein altes Spiel. Shannon beobachtete, wie Liam sich dichter an Murphy schob und, die Zunge zwischen den Zähnen, das Bonbon auszuwickeln begann.
    »Da haben wir ja die ganze Familie beisammen.« Maggie kam herüber und stützte sich auf Briannas Stuhllehne ab. »Wo ist denn das Baby?«
    »Diedre hat sie sich geschnappt.« Automatisch rückte Brianna zur Seite, und Maggie zog sich ebenfalls einen Stuhl heran.
    »Hallo, Shannon.« grüßte Maggie mit kühler Höflichkeit, ehe sie mit zusammengekniffenen Augen ihren Sohn ansah. »Was hast du denn da, Liam?«
    »Nichts.« Das Zitronenbonbon im Mund, grinste er.
    »Aha, nichts. Murphy, du bezahlst für seinen ersten Zahnarztbesuch.« Dann wandte sie abermals den Kopf, als ein großer, dunkelhaariger Mann, zwei Tassen und ein Glas Bier in den Händen, neben sie trat. »Shannon Bodine, Rogan Sweeney, mein Mann.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen.« Er stellte die Getränke ab, nahm ihre Hand und sah sie mit einem charmanten Lächeln an. Falls er irgendeine Neugierde empfand, verbarg er sie gut. »Und, gefällt es Ihnen bei uns?«
    »Ja, vielen Dank.« Sie nickte. »Ich nehme an, daß ich mich dafür bei Ihnen bedanken muß.«
    »Nur indirekt.« Er zog sich ebenfalls einen Stuhl heran, so daß Shannon noch näher an Murphy heranzurücken gezwungen war. »Hobbs sagt, daß Sie für Ry-Tilghmanton arbeiten. Wir haben in Amerika bisher immer Pryce Agency benutzt.«
    Shannon zog eine Braue hoch. »Wir sind besser.«
    Rogan lächelte. »Vielleicht sehe ich mir Ihren Laden einmal an.«
    »Dies ist keine Geschäftsbesprechung«, beschwerte sich seine Frau. »Murphy, kannst du nicht etwas Lebhaftes spielen?«
    Problemlos wechselte er zu einem Reel und entlockte dem kleinen Instrument unter schnellem Pumpen eine komplizierte Melodie. Die Gespräche an den anderen Tischen verstummten, und unter dem fröhlichen Lachen und Klatschen der Umsitzenden fing ein Mann in einem breitkrempigen Hut zu tanzen an.
    »Tanzen Sie?« Murphys Lippen waren so nah an ihrem Ohr, daß Shannon seinen Atem spürte, als er sprach.
    »So nicht.« Sie lehnte sich ein wenig zurück und hob ihr Glas wie einen schützenden Schild vor ihr Gesicht. »Aber ich nehme an, Sie können es. Das gehört doch sicher dazu, nicht wahr?«
    Er bedachte sie mit einem gleichermaßen belustigten wie neugierigen Blick. »Zum Irischsein, meinen Sie?«
    »Genau. Sie tanzen ...« Sie winkte mit dem Glas. »Trinken, streiten, schreiben melancholische Romane und Gedichte. Und genießen das Image der leidenden, kampflustigen Rebellen.«
    Er dachte einen Augenblick nach, wobei er mit dem Fuß den Takt des Liedes hielt. »Tja, Rebellen sind wir, und gelitten haben wir auch. Ich habe den Eindruck, als unterdrücken Sie das irische Blut, das durch Ihre Adern fließt.«
    »Ich habe nie eine Beziehung zu irgendwelchem irischen Blut in meinen Adern gehabt. Mein Vater war bereits Amerikaner der dritten oder vierten Generation, und über die Familie meiner Mutter weiß ich nichts.«
    Bei diesem Gedanken runzelte sie die Stirn, und obgleich er ihren Schmerz bedauerte, gab Murphy nicht auf.
    »Aber Sie denken, Sie kennen sich mit Irland und den Iren aus.« Da inzwischen noch ein zweiter Tänzer in die Mitte des Raumes getreten war, setzte Murphy zu einer weiteren flotten Weise an. »Wahrscheinlich haben Sie im Fersehen ein paar James-Cagney-Filme oder Pat O'Brien in der Rolle des Priesters gesehen.« Als sich ihr Stirnrunzeln vertiefte, lächelte er. »Oh, und dann gibt es ja noch die alljährliche Saint-Patrick's-Parade auf der Fifth Avenue.«
    »Und?«
    »Und dadurch erfährt man nichts über uns. Wenn Sie uns Iren kennenlernen wollen, Shannon, dann lauschen Sie unserer Musik. Der Melodie und den Worten, wenn es Worte gibt. Und wenn Sie richtig hinhören, dann fangen Sie vielleicht an zu verstehen, was für Menschen wir sind. Musik ist das Herz jedes Volkes, jeder Kultur, weil sie aus dem Herzen kommt.«
    Gegen ihren Willen fasziniert, verfolgte sie das Spiel seiner Finger auf der Konzertina. »Dann soll ich die Iren also als sorglose Menschen sehen, die flink auf den Beinen sind.«
    »Ein Lied erzählt einem noch nicht die ganze Geschichte.« Obgleich Liam auf seinem Schoß

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