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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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begrüßte mich mit der üblichen freundlichen Arroganz und zeigte auf einen Sessel. «Nora, ich dachte mir schon, dass du irgendwann vorbeikommen würdest. Du willst doch sicher mit deiner Wiederwahl angeben, oder?»
    «Welche Wiederwahl?»
    «Gegen dich scheint niemand anzutreten.»
    «Ach   … Das ist gut. Aber nein, ich bin nicht gekommen, um anzugeben. Ich wollte   …»
    «Ich an deiner Stelle würde das ganz bestimmt tun. Vielleicht nicht unbedingt in diesem etwas albernen Aufzug, aber   …»
    «Kannst du bitte mal einen Moment mit deinen Sprüchen aufhören? Ich möchte wissen, ob du in diesem Trimester noch mehr von deinen Sprechern ausladen wirst.»
    Seine Antwort fiel gleichgültig und ohne jede Reaktion auf meinen Sarkasmus aus. «Den Geistlichen, ja. Die Jagdfanatiker und den Typen aus Philadelphia, nein.»
    «Hat dein Onkel dir dazu geraten?»
    «Ja. Das Ganze ist wirklich eine Belästigung, ich weiß. Aber es muss nun mal getan werden, was getan werden muss.»
    «Wieso? Du bist doch nicht verpflichtet, alles zu tun, was Sir Randolph sagt. Schließlich hörst du doch sonst auch auf niemanden.»
    «Aber ich bin dazu verpflichtet.»
    «Wieso denn?»
    «Aus dem einfachen Grund, dass ich ohne die guten Ratschläge meines Onkels eines Tages als Lohnsklave enden könnte, meine Liebe.»
    «Wieso denn?»
    «Du wiederholst dich langsam, Kleines. Und das ist wahrlich keine gute Angewohnheit. Was glaubst du denn, weshalb ich überhaupt in die Politik gehe? Um es meinem Onkel Randolph recht zu machen. Und das muss ich auch weiterhin tun. Sonst verschwindet mein Erbe nämlich wie ein Furz in einem Wirbelsturm.»
    «Du bist also bereit, deine Prinzipien aufzugeben, nur weil du Angst hast, er könnte dich enterben?»
    «Natürlich. Und außerdem stammen meine Prinzipien – wenn ich denn überhaupt welche habe – zum größten Teil von ihm. Und so bleibt es auch. Genauso verhält es sich mit meiner Loyalität. Das ist erst vorbei, wenn er irgendwann mal den Löffel abgibt. Apropos, ich bin bereit, dir fünf Prozent meines Erbes anzubieten, wenn du den alten Sack zu Tode fickst. Und, wie sieht’s aus?»
    «Jetzt versuch doch wenigstens
ein
Mal, ernst zu bleiben, Giles.»
    «Sieben Prozent und ein Auto deiner Wahl. Das ist mein letztes Angebot.»
    «Halt den Mund! Ich habe wirklich hart für die Suarez-Sache gearbeitet, Giles. Und ich   …»
    «Wie schon mehrfach gesagt, ich habe dich an dem Tag überall gesucht, um es dir zu sagen. Trotzdem hätte mir wohl klar sein müssen, dass ich einen Schritt zu weit gegangen bin. Und dafür entschuldige ich mich. Reicht das?»
    «Danke, aber   …»
    «Der gute alte Onkel Randolph ist eben schwer einzuschätzen. Und auch er hängt politisch betrachtet an gewissen Fäden. Aber zerbrich dir darüber nicht weiter dein hübsches Köpfchen. Er besteht zwar darauf, dass der Geistliche ausgeladen wird, mit den anderen beiden ist er dafür sehr zufrieden.»
    «Danke. Gut zu wissen. Aber   …»
    «Ach, und wenn du schon mal hier bist – es interessiert dich sicher, dass Mitchell sich wieder für die Hawkubites bewerben kann. Und diesmal bin ich zuversichtlich, dass er auch aufgenommen wird.»
    Ich wollte ihn gerade fragen, wie er da so sicher seinkonnte, als mir ein übler Gedanke kam. «Du hast beim letzten Mal gegen ihn gestimmt, hab ich recht? Du hast gegen ihn gestimmt, weil du dachtest, ich nehme das Geld für den Rudelbums an, und er würde das nicht tolerieren. Stimmt’s?»
    «Auf keinen Fall! So was würde mir nicht mal im Traum einfallen.» Er gab sich alle Mühe, nicht zu lachen, und ich wusste, dass ich recht hatte.
    «Du bist ein verkommener Mistkerl! Ein gemeiner, hinterhältiger   …»
    «Bitte, Nora. Ich werde ja ganz rot.»
    «Das erzähle ich ihm.»
    «Und ich streite es ab. Was meinst du wohl, wem er glaubt?»
    Die Antwort war klar.
    «Dir.»
    Ich sackte geschlagen in meinem Sessel zusammen. Er kicherte, goss aus einer Karaffe zwei Gläser Whiskey ein und reichte mir eins davon. Während ich den ersten Schluck nahm, fragte ich mich, wie ich diesem Mann wohl einen Dämpfer verpassen konnte. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Sie schwang auf, noch ehe Giles den Besuch richtig hereinbitten konnte.
    Es war Lucy. «Oh, du hast Besuch», stellte sie fest, als sie mich sah.
    «Nein, nein, komm rein, Darling. Es ist nur Nora.»
    Lucy warf mir einen freundlichen, aber schüchternen Blick zu, bevor sie sich mit einem Ausdruck völliger Hingabe im Blick an

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