Norderney-Bunker
auf Kommando Richtung Hoteliers-Gattin. Diese musste den Gast allerdings nicht erst groß hereinbitten. Zwar etwas zögerlich, doch in einem Zuge öffnete sich die Tür.
„Mein Name ist Breuer. Entschuldigen Sie bitte die Störung.“
„Wenn man vom Teufel spricht“, funkte Faust dazwischen und drehte sich samt Stuhl frontal Richtung Breuer.
„Was wollen Sie?“, fragte Juliane Aden. Visser verschränkte die Arme vor der Brust und ließ die Szenerie auf sich wirken. Durch das Eintreten in die Privatküche der Adens war von der Hotelküche her über das Treppenhaus Kochdunst aufgestiegen. Visser gefiel der Geruch, obwohl er nicht wusste, was er da gerade schnupperte. Faust schien das nicht wahrzunehmen. Er machte einen äußerst entschlossenen Eindruck. Mit zwei gezielten Handbewegungen befahl er Breuer, die Tür zu schließen und näher an den Tisch heranzukommen. Dann zeigte er auf den vierten und damit letzten freien Stuhl am Tisch.
„Okay, Herr Breuer. Sie sind der Hausmeister hier in diesem Hotel?“ Bevor der die Frage beantworten konnte, fuhr Faust fort: „Haben Sie Herrn Aden gestern Abend gesehen? Beziehungsweise wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?“
Breuer kratzte sich an der Stirn, dass sich dort sofort rote Streifen bildeten. Dann rückte er seinen wuchtigen Körper, der von einer Hilfiger-Jeans und einem T-Shirt von Sor bedeckt wurde, gegen die Rückenlehne.
„Nein, ich habe ihn nicht gesehen.“
„Was wollen Sie denn eigentlich hier? Sie platzen mitten in die Vernehmung von Frau Aden“, rief Faust dem Hausmeister zu.
„Man hat mir gesagt, dass Sie hier sind. Ich bin gekommen, um eine Aussage zu machen.“
Noch bevor Faust etwas sagen konnte, griff Visser wieder ein. In ruhigem Ton, fast flüsternd, ging er auf Breuer zu, während er die Augen für eine Sekunde schloss und damit Besonnenheit und Vernunft regelrecht heraufbeschwor: „Okay, Herr Breuer. Reden Sie. Sagen Sie uns alles, was Sie wissen, damit wir in diesem Mordfall rasch zu einem Ergebnis kommen.“
Breuer verdrehte kurz die Augen, dann füllte er den voluminösen Brustkorb mit Luft und hob an: „Ich habe Herrn Aden gestern Abend nicht gesehen. Mir sind allerdings zwei Männer aufgefallen, die das Hotel durch den Haupteingang verließen, als ich vom Fitnessstudio zurückkam. Einer hatte lange, schwarze Haare. Er war ein wenig untersetzt, aber auch groß. Der andere war dünn und lang. Sicher 1,90 Meter. Ganz helle, kurze Haare.“
„Was war daran so besonders?“, wollte Visser wissen und horchte auf.
„Das waren im Leben keine Gäste. Ich will nicht sagen, dass sie ungepflegt waren. Aber nichts für ein Hotel. Das konnte man schon an der Kleidung sehen. Außerdem waren sie nervös. Irgendwie aufgeregt.“
Jetzt war Faust wieder an der Reihe, während Juliane Aden mit angefeuchteten Fingerkuppen Brötchenkrümel vom Tisch aufnahm und mit spitzer Zunge ableckte. Als er das sah, hielt Faust kurz inne. Er starrte die Frau an. Seine Wangen röteten sich und er musste schlucken. Endlich
bekam er sich wieder in den Griff: „Das müssen Sie uns näher erklären.“
„Der eine, der lange mit den kurzen, weißen Haaren, hat so etwas gesagt wie: ,Das hat gesessen, der ist nun weich‘. Daraufhin sagte der Langhaarige, dass ihm die Sache unheimlich sei. Er hasse alles, was mit Gewalt zu tun habe. Die waren so aufgeregt. Die haben gar nicht wahrgenommen, dass ich ins Hotel hineingegangen bin und ihnen zuhören konnte.“
„Und dann? Was war dann?“, fragte Faust.
„Wie gesagt. Dann bin ich ins Hotel. Dort ist mir aber nichts aufgefallen. Außerdem habe ich nicht im Entferntesten daran gedacht, dass irgendetwas Schlimmes passiert sein könnte, das uns hier in irgendeiner Weise betrifft. Ich hatte ja keine Ahnung.“
Faust hatte scheinbar für den Moment keine Frage mehr. Er schwieg. Sein Blick fiel stattdessen zunächst auf Juliane Aden, deren Hände mittlerweile auf ihren Knien ruhten, dann schaute er aus dem Fenster. Auf dem Balkongeländer war gerade eine Silbermöwe gelandet, deren vorwurfsvoller Gesichtsausdruck regelrecht beängstigend wirkte.
Nach einigen Sekunden brach Gent Visser das Schweigen: „Wir können natürlich nicht wissen, ob die beiden wirklich etwas mit dem Tod von Onno Aden zu tun haben. Aber ihre Aussage ist für uns selbstverständlich ein äußerst wichtiger Ansatz.“
„So“, fuhr Faust nun wieder dazwischen. „Und nun, Herr Breuer, beschreiben Sie uns die beiden Herrschaften doch einmal
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