Nordfeuer - Kriminalroman
Freundin für Haie zu suchen.
Es kam ihnen unfair vor, glücklich zu zweit zu sein, während der Freund alleine
blieb. Doch dann hatten sie diese Idee verworfen. Haie musste sich seine Partnerin
schon selbst aussuchen, wenn er dazu bereit war. Und mit Sicherheit würde er eine
neue Freundin finden, denn trotz seines Alters war er ein attraktiver Mann. Aufgrund
seiner überwiegend körperlichen Tätigkeit und dank seiner Vorliebe fürs Fahrradfahren
war er topfit und gab nach wie vor eine sportliche Figur ab.
Da er bei seiner Hausmeistertätigkeit
meistens im Freien arbeitete war er zumindest in den Sommermonaten gut gebräunt.
Welche Frau im mittleren Alter würde da also nicht schwach werden?
»Und habt ihr euch gut amüsiert?«
Marlene reichte Tom eine Tasse Kaffee.
Im Gegensatz zu ihm war sie ausgeschlafen. Sie war früh zu Bett gegangen und nur
kurz aufgewacht, als Tom mitten in der Nacht ins Schlafzimmer gepoltert war.
»Wir haben Jan Schmidt getroffen.«
»Wo?«
»Im Speicher. Sah ziemlich fertig
aus.«
»Na ja, der Mord an Katrin wird
ihn so oder so sehr mitgenommen haben.«
»Wen hat was mitgenommen?« Haie
stand plötzlich in der Küchentür.
»Na, den Jan«, erklärte Tom eher
einsilbig und rieb sich die pochende Stirn. Haie hingegen wirkte frisch und munter,
obwohl er wesentlich kürzer als der Freund geschlafen hatte.
Die Begegnung mit dem Tischlergesellen
hatte ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Immer wieder war er aufgewacht und hatte
die Möglichkeit, ob Jan Schmidt der Mörder von Katrin Martensen sein konnte, abgewogen.
»Den Heiko Stein
hat es übrigens bös erwischt.« Haie hatte am Morgen seinen Nachbarn im Garten getroffen,
der wie immer gut informiert war.
»Sie haben
wohl Haut transplantiert, so schlimm waren die Verbrennungen.« Marlene zuckte bei
der Vorstellung leicht zusammen. Bereits ein leichter Sonnenbrand verursachte bei
ihr Höllenqualen. Wie stark mussten erst solche Brandverletzungen schmerzen?
»Deswegen haben
sie ihn wohl auch in ein künstliches Koma gelegt«, erklärte Haie. Nur könne man
ihn deswegen nicht befragen. Immerhin war er ein wichtiger Zeuge, vielleicht hatte
er den Brandstifter gesehen.
»Aber muss man ihn dann nicht unter
Polizeischutz stellen? Denn ansonsten besteht ja vielleicht die Gefahr, dass der
Täter ihn …«
Haie schüttelte den Kopf. »Die Lisbeth,
du weißt schon die Tochter vom Marten, meinen Nachbarn, die arbeitet ja in Hamburg.
In Boberg, in diesem Unfallkrankenhaus. Da haben die auch so eine Brandverletztenabteilung.
Zu den Patienten kommt man nicht einfach so, hat die erzählt. Da muss ja alles steril
sein und die überwachen ganz genau, wer da Zutritt hat.«
»Aha«, Marlene nickte.
»Es ist ja sowieso nicht klar, ob
Heiko Stein tatsächlich umgebracht werden sollte oder ob er nicht doch nur zufällig
Opfer wurde«, bemerkte nun Tom, bei dem langsam das Kopfschmerzmittel zu wirken
begann.
»Zufall«, warf Haie ein. »Das glaube
ich nicht. Dafür passt in diesem Fall zu viel zu gut zusammen.«
»Stimmt«, bestätigte Marlene. Sie
stand auf und goss Kaffee nach. Der Mord an Katrin Martensen, der Brand an der Schule,
der ganz offensichtlich von einem Trittbrettfahrer gelegt worden war, dann der Streit
und die Tatsache, dass die Ermordete gleichzeitig mehrere Beziehungen zu verschiedenen
Männern unterhalten hatte. Und ausgerechnet einer von ihnen wurde das nächste Brandopfer.
Da musste doch irgendwie ein Zusammenhang bestehen.
»Aber Blocksberg ist nach der Grundschule
als nächstes abgebrannt«, gab Tom zu bedenken.
»Ja, aber da glich das Muster dem
der übrigen Brände. Wir haben hier zwei unterschiedliche Täter.« Haie war ganz in
seinem Element. Seine Wangen glühten und die Stimme überschlug sich beinahe.
Das bestreite er ja auch nicht,
erwiderte Tom, er frage sich nur, ob Jan Schmidt tatsächlich der Täter war. »Letzte
Woche warst du doch noch fest der Meinung, Holger Leuthäuser habe etwas mit dem
Mord zu tun.«
»Ja«, lenkte Haie nun ein. So ganz
sicher sei er sich ja auch nicht. Holger Leuthäuser hatte mindestens genauso ein
starkes Motiv wie Jan Schmidt. Immerhin hatte er auch etwas mit Katrin Martensen
am Laufen gehabt. So jedenfalls hatte es ja der andere Kunde im SPAR- Markt erzählt.
Und mit Sicherheit hatte der angehende Lehrer ebenfalls von den Nebenbuhlern gewusst.
Soviel war klar. Aber Thamsen hatte berichtet, der Referendar habe einen Unfall
gehabt und sei von oben bis unten eingegipst.
»Und was
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