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Nordfeuer - Kriminalroman

Nordfeuer - Kriminalroman

Titel: Nordfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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tolles Bild malst«, versuchte er, seine
Tochter abzulenken. Es war nicht einfach für ihn, zumal er sich mit dem Tod seines
Vaters und was dieser für sie alle bedeutete auch noch nicht abschließend auseinandergesetzt
hatte. Zum Glück nickte Anne und verschwand gleich darauf in ihrem Zimmer.
    Timo hatte sich bereits zurückgezogen
und so blieb Dirk Thamsen endlich die Chance, einmal selbst durchzuatmen, ehe er
zum Telefonhörer griff und die Nummer seiner Mutter wählte. Wider Erwarten klang
ihre Stimme relativ normal.
    »Ich müsste heute auch noch mal
mit dir sprechen«, erklärte sie, »persönlich.« Irgendetwas schien ihr am Herzen
zu liegen. »Kannst du heute Nachmittag?«
    »Timo und Anne sind hier. Wenn die
nicht stören?«
    Sie schlug vor, nach Dagebüll zu
fahren. Wenn die Kinder spielten, könnten sie sich vielleicht unterhalten. Er nahm
an, es ging um ihre Situation und darum, wie es mit ihr, dem Haus und generell weitergehen
sollte.
    »Okay, ich hole dich gegen drei
Uhr ab.«
    Er legte den Hörer auf und zuckte
leicht zusammen, als beinahe zeitgleich sein Handy klingelte. »Thamsen?«
    »Hier ist die Uniklinik. Dr. Menzel.
Ich sollte Sie doch informieren, wenn es Neuigkeiten bei Heiko Stein gibt.«
    »Ach ja«, Dirk hatte den Fall total
verdrängt gehabt. Doch als er den Namen des Brandopfers hörte, war seine Neugierde
sofort geweckt.
    »Ja, also wir werden ihn heute aus
dem Koma holen.«
    »Oh, sehr gut, dann komme ich gleich
vorbei.«
    »Stopp, Stopp«, bremste der Arzt
ihn. »Das dauert, bis Herr Stein ansprechbar sein wird. Kommen Sie morgen, aber
machen Sie sich vorerst nicht allzu große Hoffnungen.«
     
    Nach dem Mittagessen verließ Haie das Haus. Er wollte bei der Schule
vorbeischauen und anschließend zu den Martensens fahren, um mit ihnen über Erk zu
sprechen. Vielleicht konnte er durch ein Gespräch mit den Eltern etwas über das
Verhältnis zwischen Erk und seiner toten Schwester erfahren.
    Er schwang sich auf sein neongelbes
Fahrrad und radelte zunächst zur Grundschule. Dort hatte sich zwischenzeitlich kaum
etwas getan. Die Polizei hatte das Gebäude noch nicht freigegeben. Folglich sah
es hier immer noch wie direkt nach dem Brand aus.
    Die Schüler
waren nach einer Woche erst einmal nach Lindholm verfrachtet worden, da man nicht
wusste, wie lange das Gebäude noch gesperrt sein würde und man auch keine Notunterkünfte
bis dahin aufstellen durfte. Was nach der Instandsetzung der Grundschule geschehen
würde, musste man sehen. Wenn sie denn überhaupt wieder aufgebaut werden würde.
Noch war keine Entscheidung gefallen, wenngleich sich der Direktor natürlich ordentlich
ins Zeug legte.
    Haie stellte sein Fahrrad an dem
Ständer hinter der Schule ab und schlenderte durch die Trinkhalle auf den Schulhof.
Viele Jahre war er hier als Hausmeister tätig. Es wäre schade, wenn man die Schule
nicht wieder aufbauen würde. Ansonsten müsste man ihn wahrscheinlich auch in vorzeitigen
Ruhestand schicken. Denn wo sollte er in seinem Alter noch einen Job finden? Wer
stellte schon so einen alten Mitarbeiter ein?
    Plötzlich nahm er im Augenwinkel
etwas wahr. Er drehte sich blitzschnell zur Seite. Doch da war niemand. »Hallo?«
    Er war sich
sicher, die Umrisse einer Gestalt erkannt zu haben und ging in Richtung Sporthalle.
Doch als er am Ende des Gebäudes um die Ecke bog, war da nichts zu sehen. Er verhielt
sich ganz ruhig und harrte eine gefühlte Ewigkeit an der Ecke aus, bis er tatsächlich
Schritte hörte. Er wagte kaum zu atmen. Dann streckte sich ihm ein Kopf um die Ecke
entgegen, der allerdings bei seinem Anblick sofort wieder zurückschnellte.
    Doch dieser kurze Augenblick hatte
ihm gereicht. Er hatte die Person deutlich erkannt.
    »Komm raus, Jan.«
     
    Pünktlich um drei stoppte Dirk Thamsen seinen Wagen vor dem Haus seiner
Eltern. Auf dem Rücksitz saßen Anne und Timo und schauten ihn mit großen Augen an.
Die Veränderungen der letzten Tage machten ihnen Angst. Sie rührten sich nicht.
    »Ich hole Oma«, beschloss Thamsen
und stieg aus. Er verspürte selbst ein eigenartiges Gefühl, als er den Weg zum Eingang
hinauf ging. Wie würde es zukünftig ohne seinen Vater sein?
    Magda Thamsen hatte ihren Sohn bereits
erwartet. Sie stand abfahrbereit im Flur, als er klingelte. Sie reichte ihm einen
Korb, straffte die Schultern und folgte ihm zum Wagen.
    »Hallo, Oma«, begrüßten die Kinder
sie mit dünner Stimme, als sie einstieg. Die Stimmung war verständlicherweise angespannt.
Niemand

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