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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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ins Gesicht. Ihre
Augenlider flimmerten, sie kam zu sich. Zusammen mit Dirk Thamsen half er ihr
auf.
    »Geht es?«
    Sie nickte schwach.
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Ich brauche noch Ihre
Aussage für das Protokoll.«
    Die wenigen Meter zur Polizeidienststelle gingen sie zu Fuß.
Die frische Luft tat allen gut. Langsam kehrte etwas Farbe in ihre Gesichter
zurück.

     
    Die Neuigkeit von der Leiche in der Lecker Au
hatte sich wie ein Lauffeuer im gesamten Dorf ausgebreitet. Als Haie am Morgen
im Garten das Laub zusammenfegte, sprach sein Nachbar ihn an.
    Ob er denn auch schon von der ermordeten Frau bei
Norderwaygaard gehört habe? Schrecklich sei das, fast wie damals. Da hatte man
ja auch eine junge Frau aus der Lecker Au gefischt. Irgendwann in den
50er-Jahren sei das gewesen. Und der Mörder hatte damals noch geholfen, die
verschwundene Frau zu suchen.
    »Kannst du dich noch erinnern?«
    Haie erinnerte sich. Es war zwar schon etliche Jahre her,
aber damals hatte man die Leiche der Frau auch in der Lecker Au gefunden.
Gleich hinterm Dorf, den Üülendik - Alter Deich - raus. Der Mörder hatte sich
tatsächlich an den Suchaktionen beteiligt. Hatte vermutlich gedacht, dass man
die Leiche nicht finden würde, schließlich hatte er sie mit einem Wagenrad
beschwert, oder war es ein alter Selbstbinder gewesen? So genau wusste er das
nicht, denn seine Erinnerungen beruhten zum größten Teil auf Erzählungen. Er
selbst war damals noch sehr jung gewesen – beinahe ein Kind. Aber dass im
ganzen Dorf von nichts anderem die Rede gewesen war, daran konnte er sich noch
gut erinnern. War ja auch unheimlich, so ein Mord im Dorf, vor allem, wenn der Mörder
frei herumlief.
    Aber woher wusste sein Nachbar, dass die Frau ermordet worden
war?
    »Na, von allein ist die bestimmt nicht da baden gegangen!«

     
    Sie saßen im Büro des Kommissars.
    »Hatte Ihre Freundin denn vielleicht Feinde? Gab es jemanden,
mit dem sie Ärger hatte oder Ähnliches?«
    Marlene hielt sich schweigend an einem Wasserglas fest und
schüttelte nur ihren Kopf.
    »Und dieser Malte?«, warf Tom ein.
    Der Kommissar blickte ihn fragend an.
    Er berichtete über seinen und Haies Besuch im ›Einstein‹ und
darüber, was der Wirt ihnen erzählt hatte. Von dem Streit der beiden, dass
Heike irgendwelche Unterlagen dabei gehabt hatte und Malte erbost aufgesprungen
war und das Restaurant verlassen hatte. Er erzählte von ihrem Auto, das immer
noch in einer Seitenstraße beim ›Einstein‹ stand, von der Handtasche auf dem
Beifahrersitz und Marlenes Treffen mit Malte.
    »Sie haben sich mit ihm getroffen?«
    Sie nickte und Tränen rannen über ihr Gesicht.
    »Ich dachte doch, es
ginge ihr gut. Wegen der SMS …«
    Sie konnte nicht weiter sprechen. Ein stechender Schmerz
durchfuhr sie plötzlich. Bis in die letzte Faser ihres Körpers schoss er,
dehnte sich aus, nahm Besitz von ihr. Sie zuckte und schluchzte. Der Schmerz
war kaum zu ertragen. Sie schloss ihre Augen, riss sie wieder auf. Das Bild der
toten Freundin, sie konnte es nicht ertragen.
    Tom stand auf und nahm sie in die Arme.
    »Ich denke, wir machen vielleicht besser morgen weiter«,
sagte er zum Kommissar gewandt, als er Marlene aus dem Raum führte.
    Zu Hause rief er Dr. Esmarch an, den Diensthabenden Arzt. Er
schilderte kurz, was geschehen war. Der Doktor war innerhalb kürzester Zeit bei
ihnen. Er spritzte Marlene ein Beruhigungsmittel und stellte ein Rezept für
Diazepam-Tropfen aus.
    Tom deckte sie sorgsam zu. Als sie eingeschlafen war, ging er
in die Küche. Er stellte den Wasserkocher an und suchte im Küchenschrank nach
Teebeuteln, als es an der Haustür klingelte.
    Es war Haie.
    »Hab dein Auto vor der Tür gesehen.«
    Sie setzten sich an den Küchentisch und Tom erzählte, was
passiert war.
    »Also doch. Wie geht es ihr?«
    Er zuckte mit den Schultern. Wie sollte es ihr schon gehen?
Ihre beste Freundin war tot, ermordet. Er selbst fühlte sich eigenartig. Das
Bild der toten Frau schob sich immer wieder vor sein inneres Auge, jagte ihm
Schauer über den Rücken. In seiner Magengegend spürte er eine riesige Wut. Wie
konnte jemand nur einen Menschen töten? Wieso und wofür?
    »Meinst du, es war dieser Malte?«
    »Keine Ahnung.«
    Er wusste wirklich nicht, was er von der ganzen Sache halten
sollte. Wieso brachte jemand Heike um? Hatte man sie zum Schweigen bringen
wollen? Aber wer und warum? Was könnte sie gewusst haben? Irgendein Verbrechen
oder

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