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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch etwas mulmig hier. So ganz allein in dem
großen Haus.«
    Aha, dachte er, daher weht der Wind!
    Woher sie denn das mit dem Serienmörder wüsste. Bisher sei
doch noch nichts weiter passiert und vorher auch nicht. Sie erzählte, dass das
ganze Dorf schon wieder Spekulationen anstellte. Ihre Freundinnen aus dem
Landfrauenverein wollten sogar einen Selbstverteidigungskurs organisieren.
Damit man sich als Frau im Notfall auch wehren konnte.
    »Also, ich habe heute Morgen mit dem Kommissar gesprochen. Da
war aber nicht die Rede von einem Serienmörder.«
    Sie blickte ihn überrascht
an. Was er denn mit der Polizei zu tun habe. Und ob er denn etwas Neues wüsste?
    Er schüttelte seinen Kopf. Auf die erste Frage ging er gar
nicht ein.
    »Dann ist es eventuell jemand aus dem Krankenhaus gewesen!«,
mutmaßte Elke. »Vielleicht hatte sie mit jemandem Streit. Oder es ist ein
Kunstfehler passiert. Es könnte doch jemand sein, der sich rächen wollte!«
    Sie redete sich richtig in Rage. Eine wilde Spekulation
folgte der anderen. Er legte sein Besteck zur Seite und stand auf. Sie schaute
ihn verwundert an.
    »Ihr werdet den Fall schon lösen«, sagte er nur, bevor er
sich verabschiedete und sich für den Eintopf bedankte.

     
    Marlene zog den Reißverschluss der blauen
Reisetasche zu und setzte sich aufs Bett. In Gedanken ging sie noch einmal die
Punkte für die morgige Beerdigung durch. Hatte sie wirklich an alles gedacht?
Es wäre ihr unangenehm, wenn ihre Freundin keine angemessene Beerdigung
bekommen würde. Nicht, dass es ihr besonders wichtig war, dass alles perfekt
ablief, aber sie war es Heikes Mutter schuldig.
    Aus ihrer Handtasche holte sie den Zettel mit den
Stichwörtern für ihre Rede. Lange hatte sie überlegt, was sie über Heike sagen
sollte. Natürlich wie sie gewesen war. Spontan, fröhlich, manchmal übermütig,
aber immer auf Gerechtigkeit bedacht und für die Rechte und das Wohlbefinden
anderer Menschen kämpfend. Aber sie wollte auch erklären, was Heike für sie
gewesen war. Nicht nur die Freundin, die man vom Studium her kannte und mit der
man mal in den Urlaub gefahren und in die Disco gegangen war. Nein, sie wollte
vor allem etwas über Heikes liebevolle Art sagen: wie sie sie zum Nachdenken,
zum Hinterfragen der eigenen Person und dessen, was man tat, bewegt hatte.
Manchmal hatte sie sehr direkt ihre Kritik geäußert. Unter Umständen war sie
auch mal laut geworden. Aber sie hatte es immer geschafft, einem die Augen zu
öffnen, den Horizont zu erweitern, damit man die Dinge auch mal von ihrer
anderen Seite her betrachtete. Dafür war Marlene ihr oft dankbar gewesen. Tom
öffnete leise die Tür.
    »Bist du so weit?«
    Sie nickte. Schnell faltete sie den Zettel wieder zusammen,
steckte ihn in die Handtasche zurück und griff nach der Reisetasche.
    Sie fuhren zunächst schweigend Richtung Flensburg. Marlene war
immer noch in Gedanken bei der Beerdigung. Als sie den Grenzstein des
Landkreises Schleswig-Flensburg passierten, entdeckte Tom das nordfriesische
Pendant im Rückspiegel.
    »Ist da eigentlich auch der Grütztopf drauf?«
    Marlene schaute ihn verwirrt an. Sie hatte keine Ahnung, was
er meinte.
    »Na, das Wappen von Nordfriesland.«
    »Weiß nicht.«
    Sie wollte nicht reden. Und schon gar nicht war sie in der
Stimmung, irgendwelche Erklärungen über das nordfriesische Wappen abzugeben.
    »Haie hat neulich mal etwas darüber erzählt. Ich glaube, er
hat es in dem Buch, das wir ihm geschenkt haben, gelesen.«
    »Mhm.«
    Er bemerkte sehr wohl, dass sie sich nicht unterhalten
wollte, aber er wollte sie gerne ein wenig von der morgigen Beerdigung
ablenken. Es war nicht gut, wenn sie zu viel grübelte.
    »Ich meine, er hat gesagt,
dass dieses Wappen erst seit 1970 verwendet wird. Davor wurden nämlich die
Kreise Südtondern, Husum und Eiderstedt zusammengelegt.«
    »Ich weiß.«
    Sie wirkte genervt, aber so schnell gab er nicht auf.
    »So weit ich weiß, sind auf den Segeln ein Fisch und ein
Stier und …«
    »… ein Pflug zu sehen«, ergänzte sie seufzend den Satz.
    Und bevor er fortfahren konnte, beantwortete sie in kurzen
knappen Sätzen seine anfängliche Frage.
    »Und der Topf ist vom
›Lever duad üs slaaw‹-Wappen. Von dem hat man aber nur die Farben übernommen.«
    Anschließend schwieg sie wieder. Er betrachtete sie von der
Seite. Sie wirkte angespannt und er verkniff sich die Frage, was es denn mit
diesem Grütztopf nun auf sich hatte. Er

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