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Nordmord

Titel: Nordmord Kostenlos Bücher Online Lesen
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Büro von Voronin umschauen. Außerdem ist Andreas wieder aufgenommen worden,
seine Werte haben sich drastisch verschlechtert. Werde ihm wohl ein wenig
Gesellschaft leisten. Am Wochenende ist eher Zeit dazu. Nun bin ich aber
todmüde. Arzt sein und Detektiv spielen ist furchtbar anstrengend.

     
    Er blätterte eilig weiter. Gespannt darauf, was
Heike im Büro des Professors gefunden hatte.

     
    10.08.1996

    Habe mich heute
heimlich in Voronins Büro geschlichen. Hat, glaube ich, niemand gemerkt. Hatte
ein paar Akten dabei. Zur Not hätte ich so tun können, als wollte ich sie dort
ablegen. Im Schreibtisch habe ich nichts gefunden, nur Andreas’ Akte.
Beschäftigt anscheinend selbst den Professor sehr, denn es geht dem Jungen
furchtbar schlecht. Als ich die Akte zurücklegen wollte, fiel ein Blatt mit
einem Foto raus. Auf dem Blatt stand der Name Vladimir Novosti, daneben sein
Geburtstag. Weiter unten waren Gewicht, Größe, allgemeiner Gesundheitszustand,
Blutgruppe und seine HLA-Werte aufgeführt. Sah ganz so aus, als käme der Junge
als Spender für Andreas in Frage. Aber woher hatte Voronin die Daten und das
Bild? Die Spender bleiben doch in der Regel anonym, es sei denn, es handelt
sich um Verwandte oder Freunde. Dass Vladimir ein Freund von Andreas ist, kann
ich mir nicht vorstellen. Er hätte doch bestimmt schon einmal von ihm erzählt.
Ich hab das Blatt zurück in die Akte gelegt. Das Foto habe ich allerdings
eingesteckt. Weiß auch nicht genau, warum. War so eine Art Reflex. Jetzt liegt
es hier vor mir auf dem Schreibtisch. Ob ich den Professor darauf ansprechen
soll? Oder soll ich noch mal abwarten? Ich meine, wo hat Voronin die Werte her?
Hat das alles etwas damit zu tun, dass einige Patienten in der Klinik viel
schneller als üblich ein neues Organ bekamen. Hilft er vielleicht sogar etwas
nach oder …

     
    Die Tür zu seinem Büro wurde mit Wucht
aufgestoßen und Marlene stolperte geradezu hinein.
    »Entschuldigung, aber wir glauben, dass Heike da auf etwas
gestoßen ist, etwas Illegales.«
    Sie zögerte, dieses heikle Wort auszusprechen, es in den Mund
zu nehmen. Dirk Thamsen, der so abrupt aus Heikes Welt gerissen worden war,
vollendete quasi ihren Satz und sprach den Gedanken aus, der auch ihm beim
Lesen der letzten Zeilen in den Sinn gekommen war.
    »Organhandel!«

34
    Malte saß gemütlich vorm Fernseher und aß Pizza.
Nach dem Besuch bei Professor Voronin hatte er sich wesentlich entspannter
gefühlt. Er wurde nicht gesucht, die Polizei verdächtigte einen anderen Mann.
Die Machenschaften von Voronin und Heimkens waren nicht aufgeflogen, alles
schien in bester Ordnung. Im ersten Augenblick war er zwar enttäuscht gewesen,
denn er hatte sich bereits ausgemalt, wohin er mit dem Geld flüchten wollte,
aber letztendlich war es so natürlich wesentlich besser. Er konnte sich ohne
schlechtes Gewissen frei bewegen, musste keine Angst haben, dass jemand ihn
beschattete.
    Nur die Sache mit Heikes
Freundin war in diesem Zusammenhang natürlich ungünstig. Hoffentlich zeigte sie
ihn nicht an. Dass er sich auch nicht zusammenreißen konnte.
    Er lehnte sich zufrieden im Sessel zurück und leckte
genüsslich seine Finger ab. Anschließend griff er zu der Bierflasche, die auf
dem Tisch stand, und nahm einen kräftigen Schluck.
    Wie sollte es nun
weitergehen? Heimkens war ihm etwas schuldig. Er würde für ihn sicherlich das
unentschuldigte Fernbleiben vom Dienst ausbügeln können. Aber in der Klinik zu
arbeiten, dazu hatte er noch weniger Lust als vorher. Wieder diesen Gestank
ertragen zu müssen, die jammernden Patienten und stöhnenden Kollegen. Aber was
blieb ihm sonst anderes übrig? Voronin hatte erst einmal die nächsten Aktionen
abgeblasen. War ihm zu heikel. Genauso wie Ende September, als Heike hinter die
ganze Sache gekommen war. Wenn sie doch nur ihren Mund gehalten hätte, dann
wäre sie jetzt wohl noch am Leben. Aber nein, selbst ihm hatte sie gedroht,
alles auffliegen zu lassen. Im ›Einstein‹ hatte sie ihm die gefälschten
Krankenblätter unter die Nase gehalten und gedroht, ihn bei der Polizei zu
verpfeifen. Natürlich hatte er Panik bekommen, war aufgestanden und einfach
weggelaufen. Er hatte Heimkens angerufen, konnte ja nicht ahnen, dass er gleich
kurzen Prozess mit Heike machen würde. Er oder Voronin, da war er sich nicht
sicher. Vielleicht waren es auch diese russischen Schlägertypen, die immer die
Spender von irgendwoher

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