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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Glocken von St. Peter Mitternacht schlugen, starb Papst Pius IX.
     
    Der Bibliothekar hielt Luciano wie mit Eisenketten umklammert und lief mit ihm schnell und gleichmäßig durch die Nacht. Jeder Protest Lucianos war zwecklos. Seine Gedanken rasten. Was hatte Leandro mit ihm vor? Er drehte den Kopf und sah zerfallene Mauern und Säulen, die ihm bekannt vorkamen. Brachte Leandro ihn wirklich nach Hause? Sie überquerten den Palatin. Schon senkte sich der Grund zum Kolosseum hin ab. Schneller, als es Luciano für möglich gehalten hatte, erreichten sie den Hügel, der die Domus Aurea verbarg. Zu seinem Erstaunen schleppte Leandro ihn nicht zum Tor, sondern zu einem gemauerten Schacht hinter einem Busch, der schräg hinab in die Tiefe führte. Der Vampir zerrte Luciano an die Öffnung und sprang dann drei oder vier Meter in den darunterliegenden Raum. Endlich lockerte er seinen Griff und ließ Luciano fallen. Er überschlug sich einmal und hockte dann breitbeinig auf dem Steinboden.
    »Verflucht noch mal, was soll das eigentlich?«
    Noch immer hatte Leandro kein einziges Wort gesprochen, und es sah auch nicht so aus, als wollte er Luciano nun eine Erklärung geben. Zielstrebig ging er auf eine Tür zu, ohne sich um ihn zu kümmern. Wollte er ihn hier einschließen? Luciano sprang hastig auf die Füße und rannte dem Bibliothekar nach. »He! Ich rede mit dir! Was soll das Ganze? Was hast du mit mir vor?«
    Er drängte sich hinter Leandro durch die Tür und stellte erstaunt fest, dass sie in die Bibliothek führte. Sicher war dieser Eingang ein wohlgehütetes Geheimnis des Bibliothekars! Luciano krallte sich an seinem Rock fest und nun endlich sah ihn Leandro  an - oder besser gesagt, sah auf ihn hinunter, wie man vielleicht eine Wanze zu seinen Füßen betrachtet.
    »Hör mit dem Geschrei auf!«, sagte er in einem, wie Luciano fand, sehr bedrohlichen Tonfall. »Ich habe dich da rausgeholt, weil du ein Nosferas bist und weil der Alte es so wollte, auch wenn du mehr als nur eine Tracht Prügel dafür verdienst, dass du deine Nase in Dinge gesteckt hast, die dich nichts angehen!«
    »Nichts angehen? Dass ihr Familienmitglieder an diese Vampirjäger verkauft? Sie ahnungslos zur Schlachtbank treibt?«, schrie Luciano.
    »Es waren keine wichtigen Mitglieder! Nur Störenfriede und Quälgeister und Alte, deren Zeit schon längst abgelaufen war. Kein Verlust für die Familie, die stark und einig sein sollte.«
    »Ach, und du entscheidest, wer für die Familie von Nutzen ist und wer geopfert werden kann?«
    »Das war Sache des alten Giuseppe. Ich hätte noch so manch anderen ausgewählt, doch ich habe nur seine Anweisungen befolgt.«
    »Giuseppe wollte, dass du auch die anderen rettest!«
    Die Verachtung in Leandros Miene ließ Luciano ein Stück zurückweichen. »Die anderen? Was sind die schon? Wertlose Nachkommen der Familien, die wir zu Recht über Hunderte von Jahren bekämpft haben! Warum sollte ich sie retten, wenn sie sich in ihrer Dummheit selbst in Gefahr gebracht haben? Ich war weder dafür, dieses Ungeziefer in die Domus Aurea zu lassen, noch war es mein Einfall, dass sie sich in dieser Nacht selbst vernichten. Aber wenn es denn so sein soll … gut! Ich habe nie verstanden, warum der Alte nicht zuallererst die Fremden ausgewählt hat. Aber nein, davon wollte er nichts wissen!«
    »Ja, weil er im Gegensatz zu dir verstanden hat, dass wir gemeinsam die Zukunft sind und die einzige Chance für die Vampire, zu überleben und gegen die Menschen zu bestehen!«
    Leandro zuckte gelangweilt mit den Schultern »Ich kenne die Reden des Conte. Auch darin waren wir uns nicht einig. Der Alte  wollte seinen Enkel mit all seinen Kräften unterstützen und seine Gegner beseitigen. Ich hätte nichts gegen einen Wechsel an der Spitze der Familie gehabt.«
    »Aber du bist nur ein Unreiner und hast nichts zu sagen«, zischte Luciano gehässig und wich zurück, als Leandros Faust in die Höhe schoss. Dem ersten Schlag entging er knapp, der zweite jedoch ließ ihn zwei Schritte durch die Luft fliegen und mit dem Rücken gegen ein Bücherregal krachen. Als Luciano sich wieder aufrappelte, war Leandro verschwunden, die Tür hinter ihm verschlossen. Verärgert klopfte sich Luciano den Staub von den Ärmeln. Der Bibliothekar würde nicht ungeschoren davonkommen, dafür würde er sorgen! Und wenn es das Einzige war, das er jetzt noch tun konnte. Seine Gedanken wanderten zu seinen Freunden zurück. Ein überwältigendes Gefühl von Beklemmung

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