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Nottingham Castle, letzte Tuer links

Nottingham Castle, letzte Tuer links

Titel: Nottingham Castle, letzte Tuer links Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leana Wyler
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freudig wie ein kleines Kind dem Spektakel
entgegenfieberte, tatsächlich recht damit, dass so ein Schauspiel alle Leute
begeisterte?
    Sie
konnte es einfach nicht glauben. Völlig abgestoßen von den Vorgängen wandte sie
sich ab und wollte gerade von ihrem Beobachtungsposten heruntersteigen, da
erregte etwas ihre Aufmerksamkeit.
    Musik.
    Ihr
Kopf fuhr herum und sie sah wieder hinaus. Traute ihren Augen nicht. Auf einem
Wagen saßen vier Musikanten auf Strohballen und fiedelten eine fröhliche Weise.
Die Menschen scharten sich um sie, allem Anschein nach mehr als angetan von den
munteren Klängen.
    Vollkommen
entsetzt klammerte sich Susannah an der Wand fest.
    „Musikanten
sind auch da!” Die irre Lady klatschte begeistert in die Hände.
    In
Susannahs Kopf drehte sich alles. Das musste ein Traum sein! Doch der stinkende
Kerker, die feuchten Steine, die Menschenmenge dort draußen – das war alles
mehr als real.
    Und
langsam wurde es Zeit, der bitteren Wahrheit ins Auge zu schauen. Es war nicht
mehr lange hin, dann würde sie dort oben baumeln. Unten würde man Eintopf
essen, die Musikanten würden spielen und Lilibeth würde sicherlich ein gutes
Geschäft machen an diesem Tag.
    Der
ihr letzter sein würde.
    Sie
zitterte haltlos. Ihre Hände drohten von den Steinblöcken zu rutschen und die
Beine wurden weich. Die Bilder vor ihren Augen verschwammen. Nur durch einen
Nebel sah sie, wie einer der Musiker mitten Stück aufstand, seine langes,
funkelndes Instrument an die Lippen hob und einen schrillen Ton hineinblies.
    Im
ersten Moment wunderte sich Susannah, denn der Laut passte nicht zu der
munteren Melodie. Dann aber wurde ihr schlagartig klar, was sie da eben
vernommen hatte.
    Das
Zeichen zum Angriff.
    Die
Musiker sprangen auf, warfen die Strohballen vom Wagen und ergriffen die
Schwerter, die darunter versteckt gewesen waren.
    Lilibeth
zog die Plane von ihren Gütern, doch es kamen keine Stoffe und Gewänder zum
Vorschein, sondern Langbögen und Köcher mit Pfeilen.
    Die
großen, breitschultrigen Frauen rissen sich die Kapuzen vom Kopf.
    Susannah
hielt unwillkürlich die Luft an. Es waren Robins Gefährten, die sich als alte
Weiber verkleidet hatten!
    Sie
krallte ihre Finger fest in die Mauer und sah atemlos zu, wie immer mehr Männer
aus ihren Verstecken in Wägen oder unter Frauenkleidern hervorkamen. Einige
sprangen auf die Wägen und warfen den anderen Waffen zu, welche sofort zum
Einsatz kamen, denn die Soldaten des Sheriffs stürmten aus allen Ecken des
Burghofs heran.
    Schwerter
klirrten aufeinander, Pfeile schossen durch die Luft, lautes Kampfgeschrei
schallte über den Hof.
    „Was
zum Teufel ist da los”, rief die schrille Stimme von unten, erfüllt von Panik
und Ungeduld.
    Susannah
antwortete nicht. Vollkommen gebannt verfolgte sie die Geschehnisse.
    „Sag
schon, was geht da vor sich!” Nun brüllte die Lady lauthals.
    „Männer
aus den Dörfern sind da”, erklärte Susannah völlig atemlos. „Sie kämpfen. Und
gerade kommen noch mehr angelaufen!”
    Voll
Freude sah sie, dass eine ganze Schar Männer auf das Burgtor zustürmte. Robins
Truppe hatte offenbar die Dörfer der halben Grafschaft mobilisiert! Und damit
waren sie den Soldaten gegenüber sicher in der Überzahl.
    „Die
Zugbrücke!”, kreischte die Alte. „Die sollen endlich die Zugbrücke hochziehen,
worauf warten die noch!”
    Die
Wachen waren auf den gleichen Gedanken gekommen. Zwei davon rannten zur Winde
und versuchten mit aller Kraft, die Kette schnell aufzurollen und das Tor damit
hochzuziehen. Doch die Dörfler waren ebenfalls an der Winde, vier Stück zählte
Susannah, und sie sorgten dafür, dass der Zugang zum Castle geöffnet blieb.
    Robins
Männer stürmten auf den Eingang zur Burg zu. Sie erkannte den Barden Allen-a-Dale
sowie John und Friar Tuck. Sicherlich waren sie auf dem Weg, um Robin zu
retten!
    Das
eiserne Korsett um Susannas Brustkorb platzte auf und ließ sie endlich wieder freier
atmen. Rettung war in Sicht! Es konnte nicht mehr lange dauern, dann würden sie
in den Kerker vordringen und alle Gefangenen herausholen. Die Angst fiel von
ihr ab wie ein zentnerschwerer Umhang.
    „Erst
müsst ihr an mir vorbei!” Das war Eadrics tiefe Stimme.
    Susannah
ergriff die Gitterstäbe des Fensters und versuchte, sich hochzuziehen, aber der
Winkel war zu ungünstig, als dass sie etwas hätte erkennen können. Sie hörte
Klingen aufeinanderprallen, Stiefel, die auf den Boden knallten,
Schmerzensschreie. Verdammt, sie musste

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