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Nottingham Castle, letzte Tuer links

Nottingham Castle, letzte Tuer links

Titel: Nottingham Castle, letzte Tuer links Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leana Wyler
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sehen, was da vor sich ging!
    Da
kamen die Kämpfenden endlich in ihr Blickfeld. Eadric wehrte sich gegen zwei
von Robins Männern. Er war wie immer ganz in Schwarz gekleidet, sein
Edelsteingürtel hatte im aufgewirbelten Sand des Burghofs an Glanz verloren,
und er brüllte Kommandos. Mit geschmeidigen Bewegungen wich er den kraftvollen
Hieben der beiden aus, sprang zur Seite und griff den einen von hinten an.
Robins Männer waren jedoch ebenfalls geübte Kämpfer und nahmen ihn von beiden
Seiten in die Zange.
    Susannah
vergaß zu atmen. Da! Der eine hob sein Schwert und holte aus! Eadric schien es
zu ahnen, er riss seine eigene Waffe hoch und wehrte den Hieb ab. Aber lange
würde er sicher nicht gegen die Übermacht ankommen. Susannah sah ihn stolpern,
sah einen der beiden Männer sein Schwert heben, schrie auf – doch im letzten
Moment kam der Hauptmann der Soldaten angestürmt und rammte dem Angreifer seine
Waffe in die Schulter.
    Eadric
sprang auf, da eine neue Schar Männer versuchte, in Richtung Burgeingang
vorzudringen, und auch seine Soldaten rannten auf das umkämpfte Gebäude zu.
    Susannah
stand auf Zehenspitzen auf dem Mauervorsprung, um mehr erkennen zu können. Aber
die Geräusche entfernten sich, Robins Leute hatten Eadric nach drinnen
gedrängt, wo die Kämpfe weitergingen, uneinsehbar für sie.
    Für
wen sollte sie nun beten?
    Ihre
eigene Rettung, genau wie die der anderen Gefangenen, konnte nur gelingen, wenn
Robins Leute an Eadric vorbeikamen. Und er würde sie nicht passieren lassen,
ohne sich bis zum Letzten dagegen zu wehren.
    Susannah
zitterte am ganzen Körper.
    Doch
zum Nachdenken blieb keine Zeit.
    „Was
brennt da?”, fragte Lady Nottingham von unten. „Ich rieche Rauch. Los, sag
endlich!”
    Sie
roch es auch. Sah hinaus und erkannte, was geschah.
    „Der
Wagen mit dem Essen”, rief sie aufgebracht, „der war gar nicht dazu da, um
warme Speisen zu verkaufen. Der hat nur das Feuer gebracht!”
    Der
große Kochtopf lag nutzlos neben dem Wagen, wichtig war nur das lodernde Feuer
darunter, in das die Männer ihre Pfeile steckten und diese in die Burggebäude
schossen.
    Jetzt
verstand Susannah, was die Männer des Dorfes an den vielen Abenden getrieben
hatten. Sie waren zusammengekommen, um Bögen zu bauen, Pfeile zu schnitzen,
Wachs zu schmelzen und getränkte Tücher um die Pfeilspitzen zu wickeln, sodass
gefährliche Fackeln entstanden.
    Die
strohgedeckten Nebengebäude des Castles fingen als erste Feuer. Doch auch an
den massiven Holzbalken des Hauptgebäudes leckten bereits die Flammen. Auf dem
Burghof tobten immer noch erbitterte Kämpfe, und auch wenn die Dörfler
zahlenmäßig überlegen waren, so konnten doch die Soldaten mit ihren geübten
Schwertschlägen viel Schaden in ihren Reihen anrichten.
    Der
Rauch wurde immer dichter und lag beißend in den Augen. Susannahs Hals schnürte
sich zusammen, nicht nur wegen des Qualms, sondern auch, weil noch keine
Rettung in Sicht war. Wenn Robins Leute nicht bald kämen, würden die Flammen
bis in die Kerkergemäuer vordringen!
    „Die
müssen mich rausholen”, kreischte Lady Nottingham und schüttelte immer wieder wirr
ihren Kopf, „Wo bleibt denn mein Eadric? Er muss mich holen! Muss mich endlich
holen!”
    Sie
bewegte ihren Rollstuhl scheppernd über den dreckigen Boden der Zelle, immer
hin und her, das quietschende Geräusch mischte sich mit dem Kampfgeschrei und
dem zunehmenden Prasseln des Feuers.
    Es
wurde spürbar wärmer. Susannah rutschte vom Mauervorsprung herunter und starrte
wie ihre Kerkergenossin verzweifelt auf die Holztür. Man roch den Rauch jetzt
nicht nur von draußen, nein, er drängte sich auch in den Kerker vor. Und mit
ihm der sichere Tod.
    Verdammt,
sie wollte nicht so sterben! Eingeschlossen in einem dunklen Verschlag wie ein
Tier! Verbrannt zusammen mit dieser Verrückten neben ihr, die nun ein schrilles
Geheule anstimmte. „Holt mich raus, ich bin Lady Nottingham”, brüllte sie gegen
die stumme Holztür an.
    Susannah
hustete. Der Qualm wurde immer dichter. Sie riss ein Stück Stoff aus ihrem
alten Leinenkleid, tauchte es in Wasser und hielt es sich vor Nase und Mund.
Die Lady, der sie auch eins anbot, winkte ab. Ihre Augen waren wirr. „Er wird
gleich kommen!”, rief sie und rumpelte mit dem Stuhl immer wieder gegen die
Tür.
    Rauch
steigt immer nach oben , erinnerte
sich Susannah und ließ sich auf den Boden sinken. Aber es war nur geringfügig
besser. Die Luft wurde immer weniger, ihre Augen tränten und

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