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Nottingham Castle, letzte Tuer links

Nottingham Castle, letzte Tuer links

Titel: Nottingham Castle, letzte Tuer links Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leana Wyler
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nicht glauben, was sie gehört hatte, „…dass
er über diese Richtstätte gar nicht Bescheid wusste?”
    „Natürlich
nicht! Das hab ich dir doch eben gesagt!” Die Alte schüttelte ungeduldig ihren
Kopf. „Ich wusste, dass er dich zu sich geholt hatte und lange schlafen würde.
Deshalb habe ich die Männer angewiesen, bereits in den frühen Morgenstunden
damit zu beginnen. Und die Kunde schon seit gestern Abend überall zu
verbreiten. Nun kann Eadric nämlich nicht mehr zurück, verstehst du? Wie würde
er dastehen, wenn er erst in seinem Burghof einen Galgen aufbauen lässt und
dann Locksleys Hinrichtung absagt? Damit würde er sich in der ganzen Grafschaft
und insbesondere bei Sir John lächerlich machen.”
    Lady
Nottingham blickte sie stolz an. „Ein äußerst durchdachter Plan, findest du
nicht?”
    Susannah
war vollkommen sprachlos.
    Sie
öffnete den Mund, aber ihre Verwirrung war viel zu gewaltig, als dass sie zu
Worten fähig gewesen wäre. Sie konnte nur nicken.
    Selbstzufrieden
grinsend lehnte sich die Alte wieder in ihrem rollenden Stuhl zurück. „Ich war
ihm stets eine gute Beraterin. Er ist zu weich, ich musste das ausgleichen.
Sonst wäre hier alles falsch gelaufen. Eadric neigt leider dazu, Menschen zu
begnadigen. Gut, dass ich meist eingreifen konnte.”
    Langsam
fand Susannah ihre Worte wieder. „Ihr habt also auch in der Vergangenheit die
Todesurteile ausgesprochen?”
    „Anders
geht es nicht, sonst versteht es das einfache Volk nicht. Und die Soldaten, sie
brauchen eine harte Hand. Wenn sie sehen, dass die Köpfe ihrer Kameraden
aufgespießt werden bei Misserfolg, strengen sie sich deutlich besser an. Das sollte
doch selbst für jemanden wie dich verständlich sein, oder nicht?”
    Susannah
wusste nicht, was sie sagen sollte. In ihrem Kopf herrschte ein einziger Wirbelsturm.
Sollte das wirklich heißen, dass Eadric gar nicht für alle Gräueltaten
verantwortlich war? Und – das wurde ihr nun erst bewusst – dass er sie gar nicht
angelogen hatte, was Robin Hood betraf? Sie richtete sich etwas auf.
    „Ist
er denn nicht verärgert gewesen, wenn Ihr seine Anordnungen umgangen habt?”,
fragte Susannah die Lady, immer noch vollkommen durcheinander.
    „Verärgert?
Getobt hat er! Er wird mich auch heute erst einmal verfluchen. Aber dem Zauber
einer Hinrichtung kann er sich genauso wenig entziehen wie das Volk, welches
sich daran labt. Und spätestens, wenn ihm die Menge gut gelaunt zujubelt, wird
sich sein Zorn auf mich gelegt haben. Er wird sich demütigst bei mir
entschuldigen und wir ziehen gemeinsam zum Hof.”
    Sie
strich sich den Rock glatt und setzte ein huldvolles Gesicht auf, als würde sie
bereits im nächsten Augenblick prunkvollen Einzug halten.
    Susannah
musterte die Alte. Sich an einer Hinrichtung laben? Ja, das passte zu der Frau,
von der Eadric ihr berichtet hatte. Die alle Grausamkeiten liebte. Sie war fürwahr
nicht ganz richtig im Kopf!
    Aber
sie hatte die Intrigen schlau eingefädelt, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Denn eine
geplante und überall angekündigte Hinrichtung wieder abzusagen, wäre wirklich
eine Schande und würde Eadric bei Sir John sicher nicht gut dastehen lassen.
Wie sollte er erklären, dass er Robin nicht als blutigen Schädel anbrachte,
sondern sich in letzter Minute umentschieden hatte? Damit machte man sich als
künftiger Berater des Königs sicherlich keinen guten Ruf.
    Susannah
strich sich mit fahrigen Händen die Haare aus der Stirn.
    Er
hatte also sein Wort halten wollen. Deshalb war da auch dieses völlige Unverständnis
in seinem Gesicht gewesen, als sie ihn einen Lügner genannt hatte. Und sie
hatte ihm als Rache an den Kopf geworfen, dass sie ihn nicht liebte. Und es nie
getan habe.
    Matt
ließ sie sich zurücksinken an die feuchte Wand in ihrem Rücken. Es war also
nicht nur Wut gewesen über ihre Anschuldigung oder den groben Ton.
    Sie
dachte zurück an seine Miene, an den verletzten Ausdruck in seinen Augen.
Eadric war völlig außer sich gewesen – weil sie ihn über alle Maßen enttäuscht
hatte. Weil er ihr Gefühle entgegenbracht, Geschenke gemacht, sie mit seinen
Zärtlichkeiten überhäuft hatte – und sie ihm gesagt hatte, nie irgendetwas für
ihn empfunden zu haben.
    Wie
konnte sie dies nur richtigstellen?
    „Sieh
doch mal nach, wie weit sie sind”, verlangte die Lady und rollte mit ihrem
Stuhl näher an das Fenster heran, das für sie unerreichbar war. „Allzu lange
wirst auch du nicht mehr warten müssen, bis du

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