Nubila 02: Aufstand der Diener
ergeben.
Eine dunkelhaarige Frau tauchte an seiner Seite auf und die Aufrührer blickten die beiden gespannt an.
Alexander machte einen Schritt nach vorne, aber Jason fasste nach seinem Arm und hielt ihn zurück.
„Warte“, bat er. „Bitte. Nicht vor dem Kind.“
Alexanders Blick schnellte wieder nach oben und nun erkannte er genau wie alle anderen, dass die Frau ein Kind auf der Hüfte sitzen hatte, dass zuvor durch die breiten Schultern des Mannes nicht zu erkennen gewesen war. Es war ein kleiner Junge, der nicht älter als drei Jahre alt sein konnte.
Alexander zögerte. Jedem Diener wurde von seiner Verwandlung an beigebracht, dass die Kinder der Warmblüter das wertvollste Gut auf Erden waren. Sie waren viel zu selten und das machte sie so speziell. Jeden Diener, der einem Kind etwas zuleide tat, erwarteten schlimme Strafen. Und es gehörte zu den obersten Aufgaben eines jeden Dieners, Vampirkinder mit ihrem Leben zu beschützen. Den Aufrührern war zwar klar, dass sie ohnehin alle sterben würden, falls man sie jemals erwischte. Aber dennoch saß die Überzeugung tief, dass ein Vampirkind um jeden Preis vor Schaden bewahrt werden musste. Es war etwas, das sich nicht so einfach abschütteln ließ.
„Jason!?“, rief der Herr des Hauses plötzlich und starrte Jason erstaunt an. „Jason, der Sohn von Viktor und Doreen?“
Jason erstarrte in der Bewegung und sah dann langsam zu dem Mann namens Jorge auf.
„Er ist es“, bestätigte Lupita und drückte das Kind näher an sich. „Was tust du hier bei diesem Pöbel?“
Jason verzog unzufrieden den Mund. Es war klar gewesen, dass er sofort aus der Menge der Aufrührer herausstechen würde. Er war der einzige mit dunklem Haar und sein Körper strahlte Wärme aus.
„Ich bin euch keine Erklärung schuldig“, gab Jason zurück. „Ich habe meine Gründe.“
„Du verrätst dein Volk“, gab Jorge zurück. „Und du verrätst die Ältesten.“
„Die Ältesten haben mich zuerst verraten“, konterte Jason und ging einen Schritt nach vorne.
Kathleen blieb neben Alexander stehen, hielt sich aber bereit, für den Fall, dass Jason ihre Hilfe brauchen würde.
„In dieser Welt läuft etwas falsch“, sagte Jason bestimmt. „Ich dachte immer, dass die Ältesten allein aufgrund ihrer Erfahrung mehr Rechte hätten. Aber das haben sie nicht. Das ist nicht richtig. Sie tun so, als wären sie zivilisiert, aber sie behandeln andere Kreaturen dennoch wie Dreck. Sie sind nur auf ihren eigenen Vorteil aus.“
Jorge und Lupita betrachteten Jason einen Augenblick sprachlos und verzogen dann ungläubig das Gesicht.
„Deine Familie wäre enttäuscht von dir“, sagte Jorge ernst.
„Es würde ihnen das Herz brechen zu hören, wie du redest“, bestätigte Lupita. „Wirst du jetzt tatenlos zusehen, wie diese untreuen Diener uns abschlachten?“
Jason spürte, wie er blass wurde. Die Erwähnung seiner Familie ließ ihn an seinen Absichten zweifeln. Kathleen, die seine Stimmung spürte, kam einen Schritt näher und gab ihm damit Sicherheit.
„Nein“, sagte Jason zu dem Paar und wandte sich dann Alexander zu.
„Schenk ihnen das Leben“, bat er leise. „Sie haben ein Kind. Das wusste ich nicht.“
„Du weißt, das kann ich nicht“, sagte Alexander betrübt. „Wir brauchen die Diener. Das Kind ist unwichtig. Es kann am Leben bleiben.“
„Lass ihnen die freie Wahl“, schlug Jason vor. „Das wolltest du doch. Sie sollen ihre Diener lossprechen. Das ist zwar nicht ideal, weil viele aus Pflichtgefühl wahrscheinlich lieber bleiben wollen. Aber so bekommst du wenigstens einen Teil der Diener.“
Alexander überlegte eine Weile und nickte dann langsam.
„In Ordnung“, sagte er. „Aber wenn sie sich stur stellen, dann werden sie keine Gnade erfahren.“
Jason nickte dankbar und trat einen Schritt zurück. Er hatte getan, was er konnte. Alles andere lag jetzt bei Alexander und den Herren selbst. Als Kathleen sich neben ihn stellte, nickte er ihr dankbar zu. Ihre Nähe beruhigte ihn und gab ihm das Gefühl richtig gehandelt zu haben.
Jorge und Lupita hörten sich Alexanders Vorschlag schweigend an, ließen aber Jason die ganze Zeit über nicht aus den Augen. Lupita flüsterte ihrem Mann etwas ins Ohr und Jorge nickte grimmig.
„In Ordnung“, sagte er dann laut. „Jeder Diener, der uns verlassen möchte, kann gehen. Aber ich schwöre euch, das werdet ihr noch bereuen.“
Er sah Jason genau an und fixierte danach Kathleen. Sofort bekam Jason eine
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