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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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von ihnen nicht als Religionsgründer oder Weltenherrscher, sondern
eher als Schwarzfahrer.
    Gott zu sein, wäre vermutlich gar kein Vergnügen. Was man
da alles zu erledigen hätte! Lesen Sie mal das Alte Testament. Das war nicht
das reine Vergnügen für so einen Schöpfer. Am Ende war er so entnervt, dass er
seine Kreaturen wieder in der Sintflut hat ersaufen lassen - was ja auch kein
feiner Zug war. Ich für meinen Teil hätte das anders geregelt. Wenn ich mit
anderen Menschen unzufrieden bin, kann ich ja nicht gleich den Wasserhahn
aufdrehen. Wer seinen Lebenspartner mit der Begründung »Er war ein Sünder« in
der Badewanne ertränkt, wird vor Gericht selten freigesprochen - und vor dem
Jüngsten Gericht schon gar nicht.
    Man mag unsere Gerichte für religionsfern oder gar ketzerisch
halten, aber es ist von Vorteil, dass biblische Strafen nicht mehr die Regel
sind. Wer andere aufschlitzt, zusammenfaltet oder in Streifen zerlegt, muss
zwar auch heute dafür gerade stehen. Wenn man jedoch auf seine schwere
Kindheit verweist und darauf, dass man nicht einmal eine Playstation besessen
habe, gibt es Bewährung, also alles halb so wild. Das Schöne heute ist, dass
selbst Gewaltdelikte nicht mehr so ernst genommen werden.
    Beim falschen Parken allerdings hört der Spaß auf. Und bei
einer Anzeige wegen Geschwindigkeitsübertretung kann man noch so bitten und
betteln - es gibt keine Gnade. Da helfen auch keine alttestamentarischen
Maßnahmen. Zu Zeiten des Alten Testaments konnte man den göttlichen Richter
noch durch das Opfern eines Schafes umstimmen. Wenn man jedoch heute eine Ziege
opfert oder sogar den eigenen ältesten Sohn, handelt man sich noch zusätzlich
eine kostenpflichtige Verwarnung wegen groben Unfugs ein. Davon ist dringend
abzuraten.
     
    Im Gartencenter 21. August 2006
    Wie schön das Leben ist, habe ich erst heute wieder
erfahren dürfen. Ich war in einem Gartencenter. Und ich muss sagen: Die Welt
hält Blumengebinde von unglaublicher Schönheit für uns bereit. Wussten Sie,
dass so ein Gummibaum, obwohl er ein bisschen nach Plastik aussieht, ein
richtiges Lebewesen ist? Er besteht zu über 90 Prozent aus Wasser und spricht
mehrere Fremdsprachen. Zumindest gehe ich davon aus, denn überall stand, man
solle Blumen sprechen lassen. Warum sollte sich das auf eine Sprache
beschränken? Da kaufen ja sicher auch Ausländer.
    Überhaupt gibt es Landstriche, zum Beispiel Bayern, Osterreich
oder Sachsen, in denen man die Topfpflanzen teilweise besser versteht als die
einheimische Bevölkerung. An Topfpflanzen finde ich übrigens auch sehr
angenehm, dass sie ab und zu den Mund halten und nicht ständig Forderungen
stellen wie »Dünge mich! Mir ist zu warm! Wasser!«. Im Gegenteil. Pflanzen
haben eine sympathisch diskrete Art, ihre Unzufriedenheit mit den Verhältnissen
zu äußern: Sie gehen einfach ein. Das würde ich mir bei so manchem Stänkerer in
unserem Lande ebenfalls wünschen.
    Während der WM haben wir doch gemerkt, wie beruhigend
allgemeine gute Laune wirkt. Seit einiger Zeit allerdings geht schon wieder die
flächendeckende Meckerei los. Die Regierung, das Wetter, die Konjunktur ...
Könnte man nicht so manchen Nörgler einfach mit der unteren Hälfte in einen
schönen Terrakotta-Eimer setzen, ein paar Hektoliter Blumenerde drüberschütten
- und fertig? Leider sieht das Strafgesetzbuch in solchen Fällen den Tatbestand
der »Freiheitsberaubung« erfüllt. Und wenn man den Meckerbolzen vollständig
eingräbt, selbst wenn es nur wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche ist,
gilt das sogar als »Störung der öffentlichen Ordnung« gepaart mit
»Tierquälerei« in Tateinheit mit »nicht artgerechter Haltung« oder so ähnlich.
Ist das gerecht?
    Viele unserer Ahnen sind doch über Jahrtausende hinweg am
Ende in Erde eingepflanzt worden, und aus manch einem ist ein schöner
Quittenbaum geworden, der jahrzehntelang die Umgebung erfreut hat - ohne zu
stänkern. An solchen Beispielen lässt sich studieren, wie sich die Sitten
ändern. Schade.
     
    Todesarten 30. August
2006
    Auf den Tod freue ich mich überhaupt nicht. Gut, wer
stirbt schon gern? Wenn auch Sie Sterben für eine unerfreuliche Tätigkeit
halten, dann habe ich jetzt einen guten Tipp für Sie: Gehen Sie niemals -
niemals! - zum Arzt. Wenn bei uns ein Mensch stirbt, ist fast immer ein Arzt
dabei. Das ist doch kein Zufall.
    Die häufigsten Todesursachen bei uns sind Herzleiden,
Krebs und Schlaganfall. Da ist fast immer ein Arzt in der

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