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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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wurde täglich auf Abhörgeräte untersucht. Man hatte jede Vorsichtsmaßnahme ergriffen, um Hugon zu schützen. Grelle drückte auf die Abspieltaste.
    Das Band, das Cassins Gespräch mit Hugon aufgenommen hatte, lag abspielbereit in der Spule. Der Mann, dessen Stimme er gleich lauschen würde, hatte eine der Geheimnummern der Sûreté Nationale angerufen, die in keinem Telefonbuch stehen. Wenn jemand irrtümlich eine dieser Nummern wählte, ohne das korrekte Codewort zu nennen, meldete sich der Telefonist und sagte, hier sei die Vermittlung, der Anschluß bestehe nicht mehr. Das Tonbandgerät knackte.
    »Welche Nummer haben Sie gewählt?« fragte Cassin.
    »Hier Hugon. Ist dort das Polyphon-Institut? Gut, ich habe nicht viel Zeit …«
    »Von wo rufen Sie an?«... 
    »Vom Postamt Saarbrücken. Hören Sie, ich habe Ihnen doch gesagt …«
    »Immer mit der Ruhe. Ich höre zu. Fangen Sie bloß nicht an zu stottern«, schnauzte Cassin.
    Grelle war jetzt aufgestanden. Er lehnte sich gegen die Tischkante und sah zu, wie die Spulen sich langsam drehten. Er merkte sich jedes Wort, das das Tonbandgerät wiedergab. Cassin hatte recht gehabt: Hugons Aufregung war selbst aus dem Band herauszuhören.
    »Der Oberst hat sich heute abend mit einem Engländer getroffen. Name Alan Lennox …« Hugon buchstabierte den Namen. »Fünfunddreißig, dunkelhaarig, glattrasiert, er trug …« Es folgte eine Beschreibung der Kleidung. »Sie haben im Bauernhaus miteinander gesprochen.«
    »Wie ist dieser Lennox hingekommen? Mit einem Taxi? Im Wagen?«
    »In seinem eigenen Wagen … Ich kann nicht lange hierbleiben. Es ist gefährlich, wie Sie wissen. Der Wagen war ein blauer Citroën DS 21. Kennzeichen BL 49120. Lennox war mit dem Obersten verabredet. Ich konnte zum Bauernhaus zurückgehen und ein paar Worte aufschnappen, aber es war gefährlich …«
    »Das haben Sie schon gesagt. Wer ist dieser Lennox?«
    »Ich habe keine Ahnung. Hören Sie auf, mich zu unterbrechen. Um Gottes willen, hören Sie zu! Als ich sie sprechen hörte, fragte Lennox gerade nach einem Mann, der der Leopard genannt wurde …«
    Grelle erstarrte und schaltete das Tonbandgerät aus. Hugon hatte beim Drauflosplappern undeutlich gesprochen. Grelle ließ die Spule zurücklaufen und schaltete nochmals ein. Er hörte sorgfältig zu. Ja, tatsächlich, Hugon hatte ›der Leopard‹ gesagt. Das Band lief weiter.
    »… und da war noch etwas mit einer Liste von Zeugen. Ja, Zeugen. Wenn Sie mich nicht weitersprechen lassen, lege ich auf. Gestern morgen hat der Oberst mir eine Liste mit den Namen und Adressen von drei Männern diktiert. Ich glaube, sie haben über diese Liste gesprochen. Ich glaube, der Oberst hat Lennox diese Liste gegeben …«
    »Wir brauchen diese Namen und Adressen«, warf Cassin ein.
    »Scheiße!« Hugon sprach das Wort in einem giftigen Tonfall aus. »Ich wollte Ihnen doch gerade sagen - ich habe beim Tippen eine Kopie der Liste gemacht. Ich habe sie in einen Umschlag gesteckt und gestern an die Adresse geschickt, die Sie mir gegeben haben. Und, ja, Lennox ist wieder abgefahren. Nein! Ich habe keine Ahnung, wohin er gefahren ist. Ich kann mir vorstellen, daß er diese Männer auf der Liste besuchen wird …«
    »In welchem Land leben diese Männer?«
    »Zwei im Elsaß, einer in Deutschland. Auf Wiederhören!«
    Der Präfekt schaltete das Gerät aus. Er saß noch immer mit einer vergessenen Gauloise im Mundwinkel auf der Tischkante. Guy Florian persönlich hatte Grelle ermächtigt, die Überwachung des Bauernhauses zu leiten, in dem Oberst Lasalle Unterschlupf gefunden hatte. Normalerweise wäre das eine Aufgabe für die Sûreté gewesen, aber der Präsident hatte Danchin gesagt, er wünsche, daß Grelle sich dieser Sache annehme. »Ich vertraue Grelle«, hatte er beiläufig bemerkt. Der Minister war zusammengezuckt.
    Es war nicht allzu schwierig gewesen, das Unternehmen in die Wege zu leiten. Hauptmann Moreau, dem man den Codenamen Hugon gegeben hatte, war aus einem Impuls heraus mit Oberst Lasalle aus Frankreich geflüchtet; später, als die Monate verstrichen, als er sich als eine Art Kammerdiener des Obersten wiederfand, der sogar die Mahlzeiten kochen und das Haus sauberhalten mußte, war Moreaus Begeisterung fürs Exil rasch verflogen. Da er nichts als eine Ungewisse Zukunft vor sich sah, hatte er Grelles diskretes Angebot, ihm monatlich viertausend Franc auf ein Pariser Bankkonto überweisen zu lassen, angenommen.
    »Mit unziemlicher Hast«, wie der

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