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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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verschwanden.
    Obwohl er sich gut mit ihr verstand, war er immer erleichtert, wenn sie wieder abreiste. Es tat gut, das Haus wieder für sich zu haben.
    Normalerweise.
    An diesem Abend war er jedoch zutiefst beunruhigt und wünschte, sie hätte länger bleiben können. Mit einer Taschenlampe umrundete er das Haus und überprüfte, ob alle Bewegungsmelder richtig funktionierten. Der aufflammende grelle Lichtschein, als einer nach dem anderen reagierte, beruhigte ihn ein wenig.
    Im Wohnzimmer ließ sich Naomi aufs Sofa fallen, dankbar für ein paar Minuten Zeit, um einen Blick in die Zeitung zu werfen. Sie hatte Kopfschmerzen, die von Minute zu Minute stärker wurden. Luke und Phoebe lümmelten sich auf dem anderen Sofa und sahen sich auf MTV ein altes Popvideo der Gruppe The Corrs an.
    »Thunder only happens when it’s raining«,
sang die Band.
    Phoebe griff plötzlich nach der Fernbedienung und senkte die Lautstärke.
    »Das stimmt doch gar nicht!«, beschwerte sie sich. »Es donnert auch, wenn es nicht regnet. Warum sagen die das? Mummy? Warum sagen die das?«
    Naomi ließ die Zeitung sinken, angenehm überrascht, dass Phoebe sie angesprochen hatte. »Was sagen sie denn, Liebling?«
    »Dass es nur dann donnert, wenn es regnet. Dabei ist ein Gewitter doch eine komplexe meteorologische Erscheinung mit luftelektrischen Entladungen, also mit Blitz und Donner verbunden, das weiß doch jeder. Gewitter können entstehen, wenn eine hinreichend große vertikale Temperaturabnahme in der Atmosphäre vorhanden ist, das heißt, wenn die Temperatur mit zunehmender Höhe so stark abnimmt, dass ein Luftpaket durch Kondensation instabil wird und aufsteigt. Gewitter werden in der Regel von kräftigen wolkenbruchartigen Regen- oder Hagelschauern begleitet, aber das muss nicht sein. Und welche Art von Gewitter meinen die denn bloß? Einzelzellengewitter, Impulsgewitter oder Multizellengewitter? Oder eine Superzelle, bei der wesentlich gravierende Wettererscheinungen auftreten? Jeden Tag gibt es vierzigtausend Gewitter auf der Erde, die etwa eine Viertelmillion Blitze pro Minute mit sich bringen. Also was soll der Scheiß?«
    »Phoebe!« Naomi war verblüfft von dem Wissensschwall aus dem Mund ihrer Tochter und entsetzt über den Fluch. »Sag bitte nicht solche Wörter, das gehört sich nicht!«
    Phoebe zuckte mit den Schultern wie eine zappelige Jugendliche.
    »Könnte einer von euch mir bitte einen Gefallen tun?«, bat Naomi. »Ich habe richtig schlimme Kopfschmerzen. Könntet ihr rasch rauflaufen und mir etwas Paracetamol bringen – die Schachtel steht in meinem Badezimmerschrank, in dem mit dem Spiegel.«
    Luke drehte sich zu ihr um. »Welche Art von Kopfschmerzen hast du, Mummy?«
    »Schlimme eben.«
    »Ist die Ursache eine Verletzung oder Stress?«, fragte Phoebe.
    »Oder eine intrakranielle Störung?«, fügte Luke hinzu.
    »Oder Migräne?«, fragte Phoebe. »Das sollte man unbedingt wissen.«
    Naomi sah ihre Kinder einige Augenblicke lang an. Sie traute ihren Ohren kaum. Dann gab sie ihnen eine Antwort, die Sheila Michaelides hoffentlich gutgeheißen hätte. »Es sind Zwei-Paracetamol-Kopfschmerzen, alles klar?«
    Sie schwiegen einen Moment, dann sagte Luke: »Dann verstehe ich dich nicht.«
    »Nein, ich auch nicht«, fügte Phoebe hinzu. »Jedenfalls nicht richtig.«
    Luke schürzte die Lippen, offensichtlich tief in Gedanken. »Also, ich nehme an, es ist folgendermaßen: Du möchtest, dass einer von uns raufgeht und dir zwei Paracetamol holt, weil du Kopfschmerzen hast. Verstehen wir dich richtig?«
    »Ihr versteht mich richtig, Luke.«
    Wieder schürzte er nachdenklich die Lippen, wandte sich an seine Schwester und flüsterte ihr etwas zu. Phoebe warf Naomi einen Seitenblick zu, runzelte die Stirn und flüsterte eine Antwort.
    Luke drehte sich wieder zu seiner Mutter. »Wir finden das wirklich etwas verwirrend, Mummy.«
    Naomi schluckte ihre Verzweiflung herunter. »Was verwirrt euch denn? Was genau? Es ist doch ganz einfach.« Die Schmerzen wurden schlimmer, und sie kniff die Augen zusammen und presste die Finger auf die Schläfen. »Mummy hat ganz schlimme Kopfschmerzen. Ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn einer von euch beiden raufrennen und mir zwei Paracetamol holen könnte. Das ist alles.«
    »Dann erkläre ich dir mal, was wir nicht verstehen«, erwiderte Luke. »Kopfschmerzen betreffen doch nicht deine Beine, Mummy. Du wärst also sehr gut in der Lage, selbst ins Badezimmer zu gehen.«
    Sie sah ein freches,

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