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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Sozialprojekten für Kinder. Wir haben zwei Hunde, schwarze Labradore namens Brutus und Nero. Sie sind sehr lieb, aber auch gute Wachhunde. Wir fühlen uns nicht mehr gefährdet, sichern uns aber trotzdem immer gut ab. Das wird vermutlich immer so bleiben.
    Heute ist einer dieser seltenen Tage, an denen ich mich glücklich fühle. Es gibt keinen konkreten Grund dafür – vielleicht einfach nur, weil die Vergangenheit jetzt schon so weit zurückliegt. Ich habe ein Zitat aus einem Buch über die Weisheit der nordamerikanischen Indianer gefunden, das in vieler Hinsicht zusammenfasst, wie John und ich inzwischen zu Luke und Phoebe stehen.
    »Obwohl wir in verschiedenen Booten sitzen, du in deinem Schiff, ich in meinem Kanu, befahren wir doch denselben Fluss des Lebens.«

129
    SICH EINEN DRINK ZU MIXEN war zu Johns Abendritual geworden, wenn er von der Arbeit nach Hause kam. Der Alkohol bot ihm Trost. Er half ihm, den Schmerz über den Verlust seiner Kinder zu betäuben, der immer in ihm nagte, aber auch noch den Verlust von etwas anderem, das fast gleichermaßen wichtig für ihn gewesen war: die Leidenschaft, mit der er einst seiner Arbeit nachgegangen war. Tatsächlich war er nach der Rückkehr von Dettores Insel in einer Art und Weise, die er nicht beschreiben konnte, ein anderer Mann geworden.
    Er küsste Naomi, goss sich einen großen Whiskey on the Rocks ein, ging in sein Arbeitszimmer und loggte sich ins Internet ein, um seine E-Mails zu checken. Draußen hörte er die Schafe auf den umliegenden Feldern blöken. Frühling. Neues Leben. Die Luft war lau an diesem Abend, und die Wettervorhersage versprach ein schönes Wochenende. Er nahm sich vor, den Grill, den Gartentisch und die Gartenstühle aus der Garage zu holen. Vielleicht würden sie dieses Jahr ausnahmsweise einmal einen schönen Sommer bekommen.
    Plötzlich erstarrte er. Ungläubig las er die erste der E-Mails, die er gerade heruntergeladen hatte. Dann las er sie noch einmal, bevor er zur Tür rannte und Naomi rief, sie solle sich das einmal ansehen.
    Sie stand mit den Händen auf seinen Schultern hinter ihm, während er vor seinem Computer saß, und beide starrten schweigend die Worte auf dem Bildschirm an:
    Treffen morgen, Samstag, 15 . 30  Uhr, am Flughafen Gatwick ein, Nordterminal, British Airways Flug Nr.  225 aus Rom. Bitte holt uns ab. Eure Kinder, Luke und Phoebe

130
    NAOMI UMKLAMMERTE JOHN. Ihre Augen leuchteten vor Freude, aber auch erfüllt von tausend Fragen. »Meinst du, die ist echt, Schatz? Meinst du, das ist kein Scherz?«
    »Es ist eine echte E-Mail«, antwortete er. »Aber ich kann dir nicht sagen, wer sie geschickt hat.«
    »Kannst du nicht rausfinden, wo sie herkommt? Ihren Ursprung?«
    »Der Absender ist eine Hotmail-Adresse. So eine kann man in ein paar Minuten in jedem beliebigen Internet-Café auf der ganzen Welt einrichten. Man kann die Nachricht nicht zurückverfolgen.« Er zuckte mit den Schultern. »Wer weiß, ob sie echt ist – aber wenn nicht, wäre das ein ziemlich übler Scherz.«
    »Meinst du, sie kommen nach Hause? Auf Dauer?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung.« Wieder starrte John die E-Mail an und las die kurze Nachricht sorgfältig durch. »Sie werden demnächst zwölf. Wer weiß, wie sie inzwischen ticken. Vielleicht sind sie zu erwachsen für die Insel geworden und möchten hier auf die Universität gehen. Oder sie möchten uns einfach nur sehen. Oder sie sollen uns etwas darüber beibringen, wie wir die Welt formen sollten.«
    »Ich muss die Gästebetten beziehen – aus ihren Kinderbettchen sind sie sicher längst herausgewachsen. Und was sie wohl essen möchten? Was sollen wir einkaufen?«
    »Wir können sie fragen, was sie möchten, wenn sie hier sind. Vielleicht möchten sie ein bisschen verwöhnt werden und nach dem gesunden Essen, das sie bestimmt auf der Insel bekommen haben, mal zu McDonald’s gehen oder so.«
    Naomi küsste ihn auf die Wange, umarmte ihn und presste sich eng an ihn. »Oh mein Gott! Ich hoffe sooo sehr, dass sie bei uns bleiben möchten. Dass wir wieder eine Familie sind. Wäre das nicht unglaublich?«
    John drückte ihren Arm. »Mach dir nicht zu große Hoffnungen, wir wissen ja gar nicht, wie sie jetzt sind oder welche Pläne sie haben. Die E-Mail klingt ziemlich kaltschnäuzig, nicht mal liebe Grüße senden sie.«
    »Aber das war doch noch nie ihre Art.«
    »Stimmt.«
    »Trotzdem glaube ich, dass sie uns liebhaben, auf ihre eigene, verschrobene Weise.«
    John sagte nichts.
    »Oh

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