Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
tot.
    Schockiert sah Naomi das Telefon an. Dann schaltete sie es mit zitternden Fingern aus und hängte es in die Station an der Wand. Sie bebte. Es war, als hätten sich am Himmel über ihr dunkle Wolken zusammengebraut, obwohl sie durch das Fenster sah, wie die helle Abendsonne Schattenrisse, klar umgrenzt wie Schablonen, über den Garten warf.
    Sie wollte schon John rufen, ließ es aber sein. Das war nur eine Verrückte gewesen. Eine boshafte Verrückte.
    Sie sind böse, Mrs. Klaesson! Sie sind des Teufels!
    Die Stimme der Frau hallte ihr in den Ohren wider und ihr Inneres krampfte sich vor Wut zusammen.
    »Essen ist fertig!«, verkündete John zehn Minuten später und servierte Naomi am gedeckten Tisch auf der Veranda bei Kerzenschein ihr Lieblingsgericht. Er schnitt den Thunfisch auf, um ihr zu zeigen, dass er genauso gegart war, wie sie ihn am liebsten mochte, außen knusprig, innen rosa.
    »Thunfisch gart weiter, nachdem man ihn vom Feuer genommen hat, das wissen die meisten Leute nicht, das ist das Geheimnis!«, sagte er stolz.
    Naomi lächelte und gestand ihm nicht, dass ihr von dem Fischgeruch plötzlich übel wurde und er ihr jedes Mal dasselbe über Thunfisch erzählte.
    Er setzte sich ihr gegenüber, löffelte ihr etwas von seiner selbstgemachten Senfmayonnaise (Geheimrezept!) auf den Teller und gab dann Salat daneben. »Cheers!«, prostete er ihr zu und schwenkte sein Glas durch die Luft wie einen Taktstock.
    Sie hob ihr Glas und stieß mit ihm an. Ihr schwindelte vor Übelkeit. Abrupt sprang sie auf, rannte ins Badezimmer und übergab sich.
    Als sie zurückkehrte, hatte er auf sie gewartet und sein Essen nicht angerührt.
    »Geht’s dir jetzt besser?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich … Ich brauche nur …«
    Erbsen, dachte sie plötzlich.
    Sie stand wieder auf. »Nur etwas, um meinen Magen zu beruhigen.«
    Sie ging in die Küche, öffnete das Tiefkühlfach, holte einen Beutel Erbsen heraus und nahm ihn mit an den Tisch.
    »Möchtest du Erbsen? Soll ich sie dir kochen?«
    Sie riss den Beutel auf, trennte eine Erbse von der gefrorenen Masse, steckte sie in den Mund, ließ das Eis schmelzen und zermalmte die Erbse dann zwischen den Zähnen. Sie schmeckte gut. Sie aß noch eine, dann eine weitere, und schon ging es ihr ein wenig besser. »Die sind gut«, sagte sie. »Komm, iss, bevor es gleich nicht mehr schmeckt.«
    Er streckte den Arm aus und nahm ihre Hand. »Frauen haben in der Schwangerschaft bestimmte Gelüste, vielleicht ist es das.«
    »Das sind keine Gelüste«, erwiderte sie gereizter als beabsichtigt. »Ich möchte nur ein paar gefrorene Erben essen, das ist alles.«
    Das Telefon klingelte. John stand auf.
    »Nicht drangehen!«, fauchte sie.
    Erschrocken sah er sie an. »Aber stell dir vor, es ist …«
    »Nein! Lass es! Geh einfach nicht an das verdammte Telefon!«
    John zuckte mit den Schultern, setzte sich wieder und aß ein wenig von seinem Thunfisch. Naomi brach einige weitere Erbsen ab und kaute sie, eine nach der anderen. Schließlich fragte John: »Wie war dein Tag?«
    »Lori hat angerufen. Sie hat den Artikel gelesen.«
    »Und?«
    »Warum musstest du dieser Frau davon erzählen, John? Die ganze Stadt weiß es, ganz Amerika weiß es – ja, womöglich weiß es die ganze Welt! Ich komme mir vor wie ein Freak. Wie sollen wir unter diesen Umständen jemals unser Kind normal großziehen?«
    Betreten schweigend blickte John auf sein Essen.
    »Vielleicht sollten wir von hier weggehen, nach England oder Schweden, irgendwo anders hin.«
    »Die Lage wird sich schon wieder beruhigen.«
    Naomi starrte ihn an. »Glaubst du das wirklich? Glaubst du im Ernst, Sally Kimberly – und jeder verdammte Fernseh- und Radiosender im ganzen Land – hat sich den wahrscheinlichen Geburtstermin nicht rot im Kalender angestrichen?«
    John sagte nichts, er grübelte wie besessen über die Frage: Wer zum Teufel sind die Apostel des Dritten Jahrtausends?
    Es gab alle möglichen Gruppen von Fanatikern. Leute, die glaubten, ihre religiösen Überzeugungen verliehen ihnen das Recht zu morden. Dann dachte er an die Gesichter seiner Kollegen heute Morgen. Erst heute war ihm die Ungeheuerlichkeit dessen, was Naomi und er taten, so richtig bewusst geworden. Die Welt war noch nicht bereit dafür. Es wäre wirklich besser gewesen, sie hätten es geheim gehalten.
    Doch jetzt war der Geist aus der Flasche.
    Eine Autotür wurde zugeschlagen. Das war nichts Besonderes, und doch …
    Beide hatten es gehört. Hatten

Weitere Kostenlose Bücher