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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Passanten mich anglotzen und dann frage ich mich, ob sie die Zeitung gelesen haben. Ich versuche, mir vorzustellen, ich hätte den Artikel gelesen. Würde ich mich dann nach vier Tagen noch an das Gesicht der Frau auf der Titelseite erinnern? Warum bleiben bestimmte Erinnerungen in den Köpfen der Menschen haften? Man müsste eine Journalistin fragen. Vielleicht bin ich paranoid, aber ich bemerke durchaus, dass ich in den Konferenzen teilweise schräge Blicke ernte.
    John hat bisher keine Antwort von der Serendipity Rose erhalten. E-Mails werden zurückgesandt, und es gibt keine Telefonverbindung. Johns Freund an der schwedischen Botschaft in Washington, Kalle Almtorp, sagt, die US -Küstenwache habe weder Trümmer des Helikopters noch eine Spur von dem Schiff entdeckt. Es gibt Momente, da kann ich nicht glauben, dass Dr. Dettore tot ist – er war eine so inspirierende, monumentale Persönlichkeit, und manchmal befürchte ich sogar, dass John und ich Opfer einer Verschwörung sind.
    John ist sehr bedrückt. Das macht mir Sorgen, denn bisher war er ein so positiver Mensch, der immer wusste, was zu tun war. Im Moment wirkt er ratlos.
    Als ich mit Halley schwanger war, hatte ich nie solche Gelüste, von denen man so oft hört und die angeblich zu einer Schwangerschaft dazugehören. Aber diese Sucht nach gefrorenen Erbsen macht mich diesmal ganz verrückt! Ich wache mitten in der Nacht auf, gehe runter an den Gefrierschrank und nehme mir eine Handvoll kalter Erbsen heraus. Irwin hat uns alle gestern ins Ivy eingeladen, und ich konnte den Kellner davon überzeugen, dass ich als Beilage ernsthaft eine Portion unaufgetauter Tiefkühlerbsen wollte. Serviert wurden sie schließlich wie Austern – auf einem Bett aus zerstoßenem Eis.
    Verrückt? Moi?

31
    AM LIEBSTEN WÜRDE ICH FÜR IMMER HIERBLEIBEN, dachte Naomi, als sie sich auf einem Liegestuhl auf der Marmorpoolterrasse von Irwin und Lori Shapiro räkelte. Der Himmel war wolkenlos, und sie genoss die Sonne auf der Haut.
    Es war Sonntagmittag. Irwin hatte John zu einer Runde Golf in seinen Club eingeladen, und Naomi war froh darüber – John musste mal raus an die frische Luft und für ein paar Stunden Abstand von ihren Problemen gewinnen. Er stand unter großem Stress, wälzte sich nachts ruhelos im Bett herum und litt tagsüber sichtlich unter Konzentrationsschwierigkeiten. Er wirkte abwesend und unsicher, und das ängstigte sie. Früher war er immer so unerschütterlich gewesen. Zwar lebte er manchmal in seiner eigenen Welt, war aber immer Herr der Lage.
    Naomi sah Chase und Britney zu, den beiden kleinen Mädchen der Shapiros, die im Wasser mit einem aufblasbaren Sessel herumplanschten, und ihrem Sohn Cooper, der in den Büschen am Rande des Patios nach Käfern jagte. Er war sechs Jahre alt und drei Wochen nach Halley auf die Welt gekommen. Wenn Halley noch lebte, wäre er vermutlich auch hier, dachte sie wehmütig, und würde mit einem zu großen Hut auf dem Kopf und einem Bambusstock in der Hand mit Cooper zusammen Käfer jagen.
    Lori rief ihr vom Haus aus zu: »In zehn Minuten müssen wir los!«
    Sie wollten sich bei Barney’s zum Mittagessen mit einer anderen Freundin von Lori treffen. Widerwillig erhob Naomi sich von ihrem Liegestuhl und ging hinein. Als sie den geräumigen, offenen Wohn-Ess-Bereich betrat, fiel ihr Blick auf den Fernseher, der permanent lief. Ein Polizist stand vor einer Villa im Kolonialstil, die mit Flatterband abgesperrt war. Umgeben von Einsatz- und Rettungsfahrzeugen, sprach er grimmig mit einem Reporter.
    »Wie furchtbar!«, sagte Lori, die gerade eine Liste mit ihrer spanischen Haushälterin durchging. Sie hob den Kopf. »Hast du es mitbekommen?«
    »Nein, was ist denn passiert?«
    »Zieh dich rasch um, ich erzähl’s dir im Auto.«
     
    Als sie zwanzig Minuten später unten im Coldwater Canyon mit Loris schwarzem Mercedes Cabrio an einer roten Ampel standen, fragte Naomi nach der Meldung im Fernsehen: »Ermordet – zusammen mit ihren kleinen Kindern?«
    »Ja«, antwortete Lori und fragte dann: »Möchtest du kurz an eurem Haus vorbeifahren und nachsehen, ob die Spinner immer noch da sind?«
    Naomi schaute auf die Uhr. Ein dunkler Schatten legte sich über sie. »Haben wir denn noch Zeit?«
    »Natürlich. Marilyn kommt immer eine halbe Stunde zu spät.«
    »Na schön«, sagte Naomi unsicher. Jeden Morgen war sie bis ans Ende ihrer Straße gefahren und hatte zu ihrer Bestürzung jedes Mal festgestellt, dass die fünf Spinner mit

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