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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Kindern?«
    »Nein, denen geht’s gut. Sie liegen im Bett und schlafen.«
    »Wie war die Krabbelgruppe?«
    »Peinlich.«
    Er hörte ein Gurgeln aus dem Babyphon, gefolgt von einem weiteren Gurgeln, wie eine Antwort.
    »Peinlich?«
    »Ja, es war peinlich, John, meine Kinder – unsere Kinder – unsere tollen
Designerbabys
haben mich blamiert bis auf die Knochen.«
    Er hob den Zeigefinger an die Lippen.
    »Was soll das heißen?«, fragte sie. »Dass die Wände Ohren haben?«
    »Wir wollten es nie laut aussprechen, das ist viel zu riskant! Stell dir vor, sie hören es und plappern es irgendwann nach!«
    »Mein Gott, du bist ja paranoid!
    Sprachlos sah er sie an.
»Paranoid?«
Er dachte an den Tod Dettores, an die Ermordung der gesamten Borowitz-Familie, an die Familie O’Rourke.
Dann bin ich also paranoid,
dachte er.
Allerdings können wir es uns nicht leisten, nicht paranoid zu sein. Das können wir einfach nicht.
    Niemals.
    Wieder lauschte er einen Moment den Geräuschen aus dem Babyphon. »Ich höre gar keine Musik. Hast du keine für sie aufgelegt?«
    »Nein, habe ich nicht. Ich bin zu erschöpft, um ihnen Musik aufzulegen, warum gehst du nicht rauf und machst es selbst? Warum holst du nicht gleich die kompletten Londoner Philharmoniker, damit sie ihnen was vorspielen?«
    »Schatz – Liebling …«
    »Ich habe nicht das Gefühl, dass ihnen diese ständige Musik guttun würde, dieser ganze alberne New-Age-Quatsch. Du glaubst wohl, du könntest Luke und Phoebe aufziehen wie … wie Treibhauszucchini, nach dem Motto: Wenn ich sie mit genügend Musik und Worten beriesele, werden sie irgendwann aus ihren Bettchen springen, zu uns ins Schlafzimmer laufen und wörtlich aus Platons Ideenlehre zitieren.«
    John ging in die Küche, weil er einen Drink brauchte. Er wusste, dass Naomi es augenblicklich nicht leicht hatte, aber das würde sich schon wieder legen. Die Arbeit im Institut lief gut, und sie hatten begonnen, ihre Schulden bei Naomis Mutter und Schwester abzuzahlen, obwohl diese darauf bestanden hatten, dass es nicht nötig sei. Bald würden sie sich vielleicht sogar ein Au-pair leisten können. Seine Mutter hatte bereits die Tochter eines Freundes der Familie vorgeschlagen, doch noch war das ihnen zu teuer. Zudem wehrte sich Naomi bislang heftig dagegen, die Kinder jemand anderem anzuvertrauen.
    John nahm einen Eiswürfelbehälter aus dem Gefrierfach und drückte ein halbes Dutzend Würfel in den Cocktailshaker, der seit gestern Abend auseinandergenommen neben dem Trockengestell auf der Spüle lag. »Was ist denn so Peinliches in der Krabbelgruppe passiert?«
    »Ach, nichts weiter«, antwortete sie gespielt gleichgültig. »Nur, dass es so scheint, als hätte unser Freund Leo Dettore das Gen für grundlegendes Sozialverhalten übersehen.«
    »Haben sie sich schlecht benommen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das nicht, es lag … an der Art, wie sie mit den anderen umgegangen oder besser: nicht umgegangen sind. Sie haben die anderen, lauter liebe, nette Kinder, einfach ignoriert. Unsere beiden wollten nichts mit ihnen zu tun haben. Und das Seltsamste war: Wenn ein anderes Kind auf sie zuging, haben Luke und Phoebe es so eiskalt angestarrt, dass das andere Kind anfing zu weinen und zu schreien.«
    »Sie sind erst neun Monate alt, Schatz. Viel zu jung, um von ihnen angemessenes Sozialverhalten zu erwarten. Ich dachte, es sei der Sinn einer Krabbelgruppe, dass sich die Mütter eine Pause gönnen. Du wolltest doch gerne andere Frauen treffen und die Leute im Ort ein bisschen besser kennenlernen?«
    »Sie haben die anderen Kinder zum Weinen gebracht, John. Teilweise vermutlich deswegen, weil sie so viel größer sind als der Rest.«
    »Kinder in dem Alter weinen doch wegen jeder Kleinigkeit …« John zögerte und nahm sein Cocktailglas aus dem Gestell. Als er die Oliven aus dem Kühlschrank holte, sagte er: »Aber letzte Woche hat es doch gut geklappt, oder?«
    »Ja, in dem Sinne, dass sie völlig passiv waren. Ich dachte, sie wären vielleicht von der neuen Situation eingeschüchtert.«
    »Und die anderen Kinder? Haben sie miteinander gespielt?«
    »Nein, nicht direkt gespielt. Aber sie haben aufeinander reagiert und miteinander kommuniziert. Alle, außer Luke und Phoebe, und nach einer Weile war es, als würden sich die anderen vor ihnen fürchten.«
    »Vielleicht haben sie sie nur deshalb ausgegrenzt, weil sie zu zweit sind. Du kannst doch in diesem Alter noch keine Interaktion verlangen, Naomi. Meine

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