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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sie und entlockte ihr ein Muhen. Er sah, wie sich Phoebes Augen weiteten und sie die Arme nach dem Tier ausstreckte, doch er zog die Kuh abrupt weg. Dann legte er das Spielzeug auf eines der Tücher, außer Reichweite von Phoebe.
    »Sie soll versuchen, die Kuh zu bekommen«, erklärte er Naomi.
    Sie schob Phoebe näher an den Tisch heran. Blitzschnell griff Phoebe nach dem Tuch, zerrte daran, griff die Kuh und quetschte ein »Muh!« aus ihr heraus.
    »Gut gemacht, Schatz!«, lobte Naomi sie.
    Talbot wiederholte das Experiment. Diesmal jedoch befestigte er eine Plastikbarriere über dem Tuch, hinter der die Kuh – wieder außer Reichweite Phoebes – verborgen war. Die Barriere konnte man nur entfernen, indem man einen daran befestigten Hebel betätigte.
    Innerhalb von Sekunden hatte Phoebe die Barriere aus dem Weg geräumt, hielt die Kuh in der Hand und drückte sie aufgeregt.
    In der nächsten Viertelstunde stellte der Psychiater Phoebe eine Reihe von Aufgaben, die Naomi immer schwerer vorkamen. Dann wiederholte er die Testreihe mit Luke.
    Nachdem Luke die letzte Aufgabe erfüllt hatte, holte der Psychiater Naomi und Phoebe zurück ins Zimmer und bat sie, wieder auf dem Sofa Platz zu nehmen. Er blickte sie nachdenklich an. Phoebe interessierte sich plötzlich für Naomis Haare und begann, sie zu einem Knoten zu drehen. Luke wollte zu den Bausteinen zurück, die er zusammengesetzt hatte und wehrte sich gegen den Griff seines Vaters.
    Der Psychiater lehnte sich in seinem Sessel zurück, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. »Nun, John und Naomi, Sie haben tatsächlich Anlass zur Sorge, aber nicht aus dem Grund, aus dem Sie mich konsultiert haben, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Naomi.
    »Sie befürchten doch, Luke und Phoebe seien entwicklungsverzögert, oder?«
    John und Naomi sahen sich an und nickten.
    »Ich kann Sie beruhigen: Die beiden sind nicht im Mindesten retardiert. Wissen Sie, worüber ich mir Sorgen machen würde, wenn das meine Kinder wären? Sie sind so unglaublich intelligent, dass ich befürchten würde, in ein paar Jahren nicht mehr mit ihnen mithalten zu können.« Er sah John und Naomi an und ließ ihnen Zeit, die Nachricht zu verdauen.
    Sie wechselten einen kurzen Blick.
    »Diese Kinder haben äußerst hochentwickelte Fähigkeiten für ihr Alter. Ich würde sagen, so etwas habe ich noch nie erlebt. Sie sehen ja sogar reifer aus, als sie sind. Dabei lernen sie sowohl visuell als auch akustisch besonders schnell, was ihnen zusätzliche gute Voraussetzungen bietet. Einer meiner Kollegen führt gerade ein Forschungsprogramm mit hochbegabten Kindern durch – mit Ihrer Erlaubnis würde ich gerne …«
    »Nein«, unterbrach ihn Naomi sehr energisch und warf John einen warnenden Blick zu. »Ich möchte meine Kinder nicht solchen Untersuchungen aussetzen.«
    John dachte an Kalle Almtorps Warnung, keinesfalls Aufsehen zu erregen und ergänzte: »Es tut mir leid, aber das wollen wir nicht.«
    Seit einem Jahr hatte man nichts mehr von den Aposteln des Dritten Jahrtausends gehört, aber das bedeutete nicht, dass sie unvorsichtig werden durften. Bis diese Leute identifiziert und hinter Schloss und Riegel waren, konnten sie sich keine Ruhepause erlauben – ja, vielleicht nicht einmal dann. Es würde immer Fanatiker geben, die das verurteilten, was sie getan hatten.
    Roland Talbot hob die Hände. »Schon gut, kein Problem, ich kann Sie verstehen.«
    »Danke«, sagte John.
    »Ich glaube allerdings, dass Sie sich auf einiges gefasst machen müssen«, fügte der Psychiater hinzu. »Wenn Luke und Phoebe in die Schule kommen, werden sie sich voraussichtlich sehr schnell langweilen. Sie sollten ihnen rechtzeitig zusätzliche Anregungen bieten, ansonsten hemmen Sie sie in ihrer Entwicklung, und das werden sie Ihnen irgendwann vorwerfen.«
    John sah Luke und Phoebe an und fragte sich, wie viel von alledem sie verstanden. Doch sie zeigten keinerlei Reaktion, nicht das kleinste Anzeichen.
    Als sie gingen und die Kinder auf dem Flur vor ihnen herliefen, legte John einen Arm um Naomi und drückte sie, erfüllt mit immensem Stolz und großer Hoffnung. Vielleicht, vielleicht war das, was sie durchgemacht hatten, nicht umsonst gewesen. Ihre Kinder waren gesund, und gerade hatte ihnen ein renommierter Psychiater bestätigt, dass sie intelligent und ihrem Alter weit voraus waren.
    Lächelnd drehte er sich zu Naomi und küsste sie auf die Wange. Doch sie wich ihm aus, aschfahl und

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