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Nur dein Leben

Nur dein Leben

Titel: Nur dein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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versenken. Naomi zog Phoebe die Jogginghose aus, hob sie hoch und ließ sie ebenfalls ins Wasser sinken.
    Das Telefon klingelte.
    »Kannst du drangehen?«, bat sie John.
    John ging ans Telefon im Schlafzimmer. Es war Rosie.
    »Hi!«, sagte er. »Wie geht’s dir?«
    »Ich habe neulich mit Naomi zu Mittag gegessen, und sie sah einfach furchtbar aus«, erwiderte sie in ihrer typischen, direkten Art. »Sie muss unbedingt mal raus, sie braucht Erholung, sonst klappt sie zusammen.«
    »Das geht uns wohl beiden so«, gestand er.
    »Fahrt einfach mal in Urlaub, irgendwo in die Sonne, verwöhn sie ein bisschen. Sie ist eine wunderbare Frau, John, sie hat es verdient. Ein bisschen liebevolle Zuwendung könnte nicht schaden, weißt du.«
    »So einfach ist das nicht.«
    »Falsch. Es ist ganz einfach. Bringt die Kinder zu uns, wir kümmern uns um sie, und du fährst mit Naomi weg.«
    Dann hörte er den Schrei.
    Oh mein Gott!
    »Johhhnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn!«
    »Ich ruf dich zurück«, sagte er, legte auf und rannte los.
    Er stürmte ins Bad. Luke schrie. Naomi, deren Augen vor Hysterie fast aus den Höhlen traten, hatte Blutspritzer auf Gesicht und Kleidung. Sie hielt Phoebe im Arm. Das Badewasser war gerötet, und Blut lief an Phoebes Beinen und seitlich an der Badewanne hinunter.
    »Hilf mir!«, schrie Naomi ihn an. »Um Gottes willen, John, hilf mir!«

59
    »ALLES IN ORDNUNG, SCHATZ«, sagte Naomi. »Schon gut! Schon gut!«
    In der Praxis des Kinderarztes klammerte sich Phoebe an den Pullover ihrer Mutter wie an ein Rettungsboot im stürmischen Ozean und schrie sich die Lunge aus dem Hals.
    Dr. Clive Otterman, ein kleiner Mann mit sanftem Blick, runzelte verwirrt die Stirn, wodurch er Naomi an Buster Keaton erinnerte. Er stand neben der Untersuchungsliege, die Augenbrauen hochgezogen, und beobachtete die schreiende Phoebe, als hätte er alle Zeit der Welt.
    Naomi nahm ihre Tochter schützend in die Arme, küsste sie und beschwor sie: »Dr. Otterman ist doch nett, Schatz, wir waren schon so oft bei ihm, er tut dir nicht weh.«
    Doch Phoebe hörte nicht auf zu schreien. Naomi sah John an, der hilflos neben ihr stand. Sie hatten Luke zu Hause bei ihrer Mutter gelassen, die für einen Tag zu ihnen herausgekommen war.
    Dr. Otterman in seinem grauen Anzug wartete immer noch gelassen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und lächelte, als könne keine Variante kindlichen Benehmens ihn aus der Ruhe bringen.
    »Er tut dir nichts, das verspreche ich dir!«
    Daraufhin kreischte Phoebe noch lauter. Hilflos starrte Naomi John an.
    Naomi trug Phoebe zur Untersuchungsliege und versuchte, sie hinzulegen, aber sie schrie noch lauter und zerrte so fest an Naomis Rollkragenpullover, dass er aus der Form ging.
    »Schätzchen«, sagte Naomi. »Der nette Doktor will sich dich doch nur mal ansehen!«
    Das Schreien wurde schlimmer. Verzweifelt sah Naomi den Kinderarzt an, dessen Augenbrauen mit einem gewinnenden Lächeln nach oben wanderten.
    Da zauberte Dr. Otterman plötzlich eine rosafarbene Barbiepuppe hervor und hielt sie hoch, so dass Phoebe sie sehen konnte. Der Effekt war verblüffend. Phoebe streckte die Hände aus, und er legte die Puppe hinein. Phoebe lächelte, schürzte die Lippen und sagte: »Barbie!«
    Im ersten Augenblick traute Naomi weder ihren Augen noch ihren Ohren.
    Phoebe hatte gesprochen! Ihr erstes Wort!
    John strahlte.
    »Barbie?«, fragte Dr. Otterman. »Magst du Barbie, Phoebe?«
    »Barbie!«, sagte Phoebe und kicherte.
    Trotz ihrer Besorgnis war Naomi überglücklich.
Sie sprach! Ihr kleines Mädchen konnte sprechen, ganz normal! Unglaublich!
    »Du magst Barbiepuppen?«, fragte Dr. Otterman. »Spielst du gerne mit ihnen?«
    »Barbie!«, sagte Naomi zu ihr. »Schätzchen,
Barbie!
« Begeistert wandte sie sich an den Kinderarzt. »Sie spricht! Das war ihr erstes Wort!« Sie war so glücklich, sie hätte auch ihn umarmen können!
    »Barbie!«, sagte John zu Phoebe.
    »Barbie!«, wiederholte Phoebe und fing heftig an zu kichern, als finde sie das urkomisch. »Barbie! Barbie!«
    Naomi kamen die Tränen. John legte einen Arm um sie und drückte sie.
    »Unfassbar!«, sagte Naomi.
    John erwiderte: »Ich hab dir doch gesagt, dass sie ganz normal sind. Ganz normal!«
    Naomi nickte mit feuchten Augen. »Ja.«
    Die kichernde Phoebe wehrte sich jetzt nicht mehr, als der Kinderarzt sie mit Hilfe von Naomi vollständig auszog. Unablässig wiederholte sie das Wort
Barbie
, als hätte sie die wichtigste Entdeckung ihres

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