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Nur ein Augenblick des Gluecks Roman

Titel: Nur ein Augenblick des Gluecks Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Dixon
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rührte. Sie war so verängstigt, dass sie sich nicht traute, aufzustehen, denn sie nahm an, ihre Beine würden unweigerlich nachgeben. Sie hatte keine andere Wahl, als durch das sumpfige Gras bis zu ihrer Handtasche zu kriechen, die sich beim Aufprall geöffnet hatte und deren Inhalt ringsum verstreut auf dem Boden lag.
    Die dichten Regenschleier erschwerten die Suche nach ihrem Handy.Als sie es schließlich fand, spürte sie Kälte und Schmerz. Instinktiv drückte sie auf den erstbesten Knopf.
    Automatisch wurde eine Nummer gewählt, dann klingelte es zwei Mal, ehe die Person am anderen Ende sich mit einem »Hallo« meldete. Erst jetzt bemerkte Amy, dass sie mit jemandem verbunden war, dessen Nummer sie nicht bewusst gewählt hatte. Schnell, ehe die Verbindung unterbrochen werden konnte, sagte sie das, was sie bereits seit Wochen hatte sagen wollen.
    »Justin. Ich liebe dich. Ich will nach Hause kommen.«

CAROLINE & ROBERT
    822 Lima Street, April 1976
    F ast drei Monate waren seit Justins Beerdigung vergangen. Es war jetzt April. Herrlicher kalifornischer Frühling.
    Robert konnte Julie und Lissa hören, die im Vorgarten mit einem lauten, von viel Gelächter begleiteten Spiel beschäftigt waren. Durchs Fenster des Wohnzimmers sah er Caroline, die auf der Veranda in einem Schaukelstuhl aus Korbgeflecht saß. Ausdruckslos und still. Die Jugendlichkeit und Offenheit, die sie immer mit Glanz umgeben hatten, waren verschwunden. Sie war wie ein wunderschöner Raum, den man mit Brettern vernagelt und weggesperrt hatte. Ein elegantes, leeres Zimmer, zu dem Robert keinerlei Zutritt mehr hatte.
    Schon vor Wochen waren die letzten Holzscheite des Winters verbrannt worden. Robert reinigte den Kamin und schüttete die tote Asche in einen alten Eimer.Von jeder einzelnen kleinen Schaufel voller Asche stieg ein muffiger, kalter Geruch auf.
    Der Anblick der Asche, ihre merkwürdig zarte Konsistenz und jenes rätselhafte sanft rieselnde Geräusch, das jede neue Schaufel im Eimer erzeugte, lösten bei ihm ein gewisses Unwohlsein aus. Derselbe Anblick, dieselben Geräusche waren ihm an jenem Tag begegnet, als er zum letzten Mal Asche geschaufelt hatte. Jenen Tag hatte er in einer Hütte am
Straßenrand verbracht, tausende von Meilen von der Lima Street entfernt. An jenem Tag hatte er Justins Urne gefüllt.
    Der Gedanke an das, was er damals getan hatte - und an sein klägliches Geständnis gegenüber Caroline - ließ Roberts Körper vor Scham erzittern.
    Er hatte vorgehabt, niemals und gegenüber niemandem die Wahrheit zu erzählen über die Orte, an denen er gewesen war, und über das Schreckliche, das er in den Stunden getan hatte, ehe er die Urne mit Asche füllte.
    Am Morgen von Justins Beerdigung allerdings war seine Entschlossenheit durch Carolines abgrundtiefeVerzweiflung geschwächt worden. Sie war ins Wanken geraten. Er hatte Doktor Johannsen angerufen und ihn gebeten, Beruhigungsmittel zu bringen.
    Trotz der Medikamente hatten Carolines Qualen unvermindert gewütet. Sie hörte auf zu sprechen, hörte auf, überhaupt irgendwelche Töne von sich zu geben. Sie nahm eine Schere und schnitt sich das Haar in dicken Strähnen ab. Ihre Bewegungen waren derart durch die Last ihres gebrochenen Herzens gelähmt, waren so langsam und unbeholfen, dass sie nicht in der Lage war, sich anzuziehen. Und ihre Tränen flossen in unaufhörlichen leisen Strömen.
    Als es Zeit war, zur Beerdigung aufzubrechen, war Robert in Panik. Er hatte Caroline bestrafen wollen, indem er Justin aus ihrem Leben ausgelöscht hatte; jetzt aber wurde ihm klar, dass er sie beinahe umgebracht hatte.
    Während der Beerdigung schien sich Caroline in einem Dämmerzustand zu befinden, sie war wie erstarrt, und als sie nach Hause kamen, ging sie nach oben, allein. Sie weigerte sich, irgendwelche Hilfe oder Trost von Robert anzunehmen.
    Er blieb bei seinen Eltern in der Küche.

    Und dann wurde das Haus von einem derart Furcht erregenden Schrei erschüttert, als hätten sich die Pforten der Unterwelt geöffnet.
    Er kam aus dem Elternschlafzimmer. Von Caroline. Sie schrie wie ein Tier. Als hätte sie den Verstand verloren. Es klang nach purer, wahnsinniger Qual.
    Als er ihre Schreie hörte, wusste er, dass Caroline das volle Ausmaß seiner Rache, der Strafe, die er über sie verhängt hatte, nicht überleben würde. Es war klar, dass es ihm nicht möglich sein würde, sein Geheimnis für sich zu behalten. Mit dem noch frischen Bild von Justins offenem, hastig ausgehobenem

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