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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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Nordseite. Bewegt sich noch. Ich hol die Jungs vom Krankenwagen.«
    »Okay, wir sind dann weg.« Pete wandte sich an die Crew. »Auf geht’s.« Dave und Yvonne ließen die dicken Taue los.
Blackfriar Bridge
war die nächste Brücke, nur ein paar Minuten entfernt, und so waren sie zuversichtlich, dass sie den Verunglückten rechtzeitig erreichten. Es war nicht schwer zu erkennen, wohin sie mussten. Menschen beugten sich über die Uferböschung, schrien, und zeigten auf das Wasser. Ein Rettungsring tanzte in der Nähe auf dem Wasser.
    Schnell fuhren sie neben den Rettungsring und suchten das Wasser nach dem Mann ab. »Hier ist er!«, rief Yvonne und zeigte auf etwas, das wie ein Bündel alter Lumpen aussah und im Kielwasser herumgestoßen wurde. Rasch steuerte Pete das Boot dorthin. Yvonne beugte sich über den Rand, bereit, den Mann zu packen, und darauf gefasst, falls nötig selbst ins Wasser zu springen. Sein Kopf ragte gerade noch über die Oberfläche, doch er gab keinen Laut von sich.
    »Noch ein Meter, dann reicht’s«, rief sie Pete zu, der den Druck der Flut abfing. Zum Glück war die Strömung nicht stark, aber er wollte den riesigen Brückenpfeilern nicht zu nahe kommen, die sich aus dem Wasser erhoben und die Eisenbahnschienen darüber trugen.
    Dave und Yvonne hievten den Mann zum Heck des Bootes und dann an Bord. Als sie ihn hoch über den Bootsrand zogen, strömte ihm eine beachtliche Menge Wasser aus dem Mund. »Okay!«, schrie Dave. »Wir haben ihn an Bord. Jetzt so schnell wie möglich zurück zur Station. Er braucht unbedingt den Rettungswagen.«
    Pete ließ das Boot weit herumschwingen, das Blaulicht blitzte auf, um den anderen Flussverkehr zu warnen. Er schoss an dem
Thames Clipper
vorbei, der herankam, um am
Blackfriars Millennium Pier
festzumachen, und war innerhalb von Minuten zurück an der Station. Auf dem Vorderdeck arbeiteten Dave und Yvonne an dem Mann, bemühten sich mal wieder, ein Leben zu retten. Sie hatten eine Menge Erfahrung: Von ihrem kleinen schwimmenden Gebäude bei der Brücke aus betrieben sie die am meisten beschäftigte Rettungsbootstation im ganzen Land, die mehr Hilferufe erhielt als jede andere. Die Themse war gefährlich. Als Pete das Boot an den Landungssteg steuerte, war John dort schon bereit, es festzumachen.
    »Der Rettungswagen ist unterwegs, aber es ist starker Verkehr. Sie rechnen mit rund sieben Minuten. Kriegt ihr ihn so lange durch?«
    Yvonne schaute nicht mal hoch. Als ausgebildete Rettungsassistentin war sie an solche Aufgaben gewöhnt. Ihr Boot war so schnell, dass sie oft auch zu Unfällen in der Nähe des Flusses gerufen wurden, nicht nur zu solchen auf dem Wasser. Im letzten Jahr hatte sie sogar geholfen, ein Baby zur Welt zu bringen. Sie und Dave waren zuversichtlich, dass sie auch jetzt erfolgreich sein würden, denn der Mann konnte sich nicht länger als ein paar Minuten im Wasser befunden haben, und er sah jung und kräftig aus. Sie bearbeitete seine Brust, um möglichst viel von dem lebensgefährlichen Wasser in seinen Lungen herauszubekommen. Dave wartete darauf, mit der Mund-zu-Mund-Beatmung loszulegen. Sie arbeiteten gut zusammen und waren stolz auf ihren Rekord beim Retten von Leben.
    Doch bei diesem Opfer lief es nicht so gut. Trotz ihrer Bemühungen kam kein Luftschnappen als Reaktion und auch kein würgendes Husten bei dem Versuch, das trübe Wasser aus der Brust herauszubekommen. Sie wechselten kein Wort und machten einfach weiter, da sie wussten, dass Menschen sich erholen konnten, auch wenn sie längst so wirkten, als gäbe es keine Hoffnung mehr. Nach einer weiteren Minute blickte Yvonne auf.
    »Ich spüre keinen Puls mehr – wir müssen ihn schocken. Bist du bereit?«
    »Hier«, sagte Dave und hob die Polster, die durch Drähte mit dem tragbaren Defibrillator verbunden waren, an den Griffen hoch. Yvonne fasste das Hemd des Manns und riss fest. Sie war stark, und die Knöpfe widerstanden nicht lang.
    »Boh!«, rief sie, als sie seine Brust erblickte. »Hast du so was schon mal gesehen?« Über seinen Körper zogen sich, von der linken Schulter ausgehend, tiefschwarze Linien und bildeten auf seiner Brust ein Muster wie ein unregelmäßiges Spinnennetz.
    »Das ist seltsam. Bereit!«, rief Dave, presste die Polster von beiden Seiten gegen das Herz des Mannes. Er drückte den Knopf neben seinem Daumen, und der Rücken des Mannes beugte sich leicht durch, bevor er wieder mit einem dumpfen Schlag auf das feuchte Deck aufschlug. Yvonne griff

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