Nur ein einziges Mal …
Ashley klar, warum diese Frau hier war statt in Washington bei ihrem Mann. Matthews Mutter musste gerufen worden sein, um sie wie Aschenputtel zu verwandeln.
Sie entzog Ginger ihre Hände und verschränkte die Arme, um ihr schlecht sitzendes Kleid zu verbergen. „Es ist mir eine Freude und Ehre, Sie kennenzulernen.“
Ginger neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Stimmt irgendetwas nicht, meine Liebe?“
Ashley schwirrten Bilder durch den Kopf, wie sie in eine steife Robe gesteckt wurde, das Haar zu einer übertrieben kunstvollen Frisur aufgesteckt, die ihr Kopfschmerzen verursachte. Vielleicht schaffte sie es sogar, diesen Look zu tragen, ohne wie eine Witzfigur zu wirken. Vielleicht sah sie sogar präsentabel genug aus, sodass der eine oder andere sich umdrehte.
Aber sie würde sich die ganze Zeit schrecklich zurechtgemacht und unwohl fühlen. „Nein, natürlich nicht. Ich bin sehr dankbar für Ihre Großzügigkeit, mich hier wohnen zu lassen.“
„Aber …?“
Die Worte brachen aus Ashley heraus, ehe sie sie unterdrücken konnte und in einem Modedebakel endete. „Ich frage mich nur, ob Matthews Wahlkampfleiter von Ihnen erwartet, dass Sie mich neu stylen.“
„Warum sollte ich Sie verändern wollen? Mein Sohn findet Sie offenbar perfekt, so, wie Sie sind.“
„Es ist sehr nett von Ihnen, das zu sagen. Danke.“ Ashley erwartete, dass sie erleichtert sein würde, doch sie empfand etwas ganz anderes. Sie ärgerte sich über den Anflug von Enttäuschung, den sie verspürte. Dabei wollte sie wirklich kein künstliches neues Styling. Sie mochte sich so, wie sie war, dennoch …
Auf einmal ging ihr noch eine andere Bedeutung der Worte seiner Mutter auf. Sie wusste anscheinend nicht, dass sie und Matthew nur zum Schein verlobt waren. Dass Matthew sich selbst seiner Familie gegenüber so verschlossen gab, verunsicherte sie. Aber verhielt sie sich ihren Schwestern gegenüber nicht genauso?
Matthew küsste seine Mutter auf die Wange. „Wie immer ganz die Diplomatin.“ Er trat einen Schritt zurück. „Ich gehe mal eben dem Chauffeur mit unseren Sachen helfen.“
Sie zwang sich, nicht zu bewundern, wie er mit federnden Schritten die Treppe hinuntereilte, und folgte Ginger ins Haus. Keine Fotoreportage in einer Zeitschrift hätte der Villa gerecht werden können.
Eine breite Fensterfront ließ Sonnenlicht ins Haus, das es mit Licht bis hinauf in die kuppelartig gewölbte Decke überflutete. Mehrere helle Perserteppiche lagen auf den Holzdielen vor einer Sitzgruppe aus zwei Queen-Anne-Sofas, die mit einem hellblauen Stoff bezogen und weißen Posamenten verziert waren. An der Seite standen Ohrensessel in einem cremigen Gelb. Die ganze Einrichtung hatte ohne Zweifel einen formellen Charakter, aber sie wirkte trotzdem leicht und gemütlich.
„Ich zeige Ihnen gleich Ihr Zimmer“, sagte Ginger. „Die Aussicht aufs Meer ist atemberaubend.“
Da sie in Tante Libbys Haus am Wasser aufgewachsen war, mochte Ashley das heimelige Gefühl, wenn sie vom Plätschern der Wellen in den Schlaf gewiegt wurde. Und wenn sie es recht bedachte, hatte Matthews Mutter etwas von Tante Libbys Liebenswürdigkeit an sich.
„Ihr Zuhause ist wunderschön.“ Ashley trat vor die großen Fenster mit Blick auf den Pool und das Meer. „Noch einmal vielen Dank, dass Sie mich hier wohnen lassen. Ich kann es gar nicht abwarten, meinen Koffer auszupacken.“
„Oh, meine Liebe, das ist gar nicht nötig. Sie brauchen nicht die Sachen Ihrer Schwester zu tragen.“
Ashley wandte sich von den Fenstern ab. Es duftete nach frisch geschnittenen Blumen, die in Kristallvasen im Raum verteilt waren. „Entschuldigen Sie, aber ich dachte, Sie hätten gesagt, dass wir das Umstylen lassen.“
„Ich habe aber nicht gesagt, dass wir nicht Shoppen gehen.“
„Nein?“ Diese Frau verstand sich auf Wortspiele und sprachliche Nuancen ebenso gut wie Matthew. Sie, Ashley, würde sich vor beiden in Acht nehmen müssen. „Was meinen Sie dann?“
„Ihre gesamte Garderobe ist ruiniert. Es ist offensichtlich, dass Sie neue Kleidung brauchen, umso dringender wegen all der Veranstaltungen, an denen Sie zusammen mit meinem Sohn teilnehmen müssen.“
„Ich kann ihn nicht meine Kleidung bezahlen lassen.“
Matthews Mutter stemmte die Fäuste in die Hüfte, und diese Haltung signalisierte, dass sie keine Widerrede dulden würde. „Da Sie seinetwegen diese Termine wahrnehmen müssen, ist es nur fair, dass er die Rechnung übernimmt.“
Ashley erwiderte
Weitere Kostenlose Bücher