Nur ein galantes Abenteuer?
habe ich mir gleich gedacht, dass es nicht so gemeint war. Wie geht es ihm, Jenkins? Wird er immer noch von der Gicht geplagt?“
„Seine Lordschaft leidet weiterhin unter erheblichen Schmerzen“, berichtete der Diener, „aber heute ist es besser als an den vorangegangenen Tagen. Ich versuche ihn vom Portwein abzubringen, aber Sie wissen, wie das ist, Sir.“ Jenkins seufzte.
„Ich kann es mir vorstellen“, erwiderte Tom grinsend. „Kann ich zu ihm?“
„Ihre Gesellschaft wird ihm guttun, Sir. Er lebt zu sehr in der Vergangenheit, wenn er allein ist.“
Tom ging die Treppe hinauf, klopfte an und wartete, bis ihn eine verdrießliche Stimme bat, einzutreten. „Guten Morgen, Großvater. Wie geht es dir?“
„Überflüssige Frage“, brummte der Marquis, besann sich dann jedoch darauf, dass er den jungen Mann ausdrücklich zu sich gebeten hatte. „Nicht so schlecht, Tom. Es ist nett von dir, dass du mich besuchst.“
„Ich hatte nichts Besseres zu tun“, erklärte Tom freimütig. Erst zeigte sich Entrüstung und dann Belustigung im Gesicht seines Großvaters, der es nicht gewohnt war, dass man ihm auf diese Weise antwortete. „Ich habe vor, eine Reise nach London zu unternehmen, um Caroline zu einige Veranstaltungen zu begleiten und Mama die Aufregung zu ersparen, falls sie sich überhaupt damit belastet.“
„Sicherlich drückt sie sich“, knurrte Bollingbrook. „Diese läppische Person! Aber immerhin hat sie mir meine besten Enkelkinder geschenkt. Der Rest ist ein Haufen Trottel! Sie streiten und jammern, und das halte ich in meinem Alter nicht mehr aus. Ich will Caroline endlich wiedersehen. Es ist Jahre her, dass sie hier war. Ich weiß, sie treibt sich gerade in der Stadt herum, und ich will ihr auch nicht den Spaß verderben. Dennoch würde ich mich über einen Besuch von ihr sehr freuen. Kannst du ihr das ausrichten, Tom?“
„Ja, selbstverständlich. Ich mache mich in ein paar Tagen auf den Weg, falls du so lange mit mir Vorlieb nimmst?“
„Natürlich, denn ich habe einiges mit dir zu besprechen“, entgegnete der Marquis. „Es betrifft eure Zukunft – deine, die von Nicolas und von meinem Augenstern. Ich habe mich euch gegenüber nachlässig verhalten und möchte das wieder geradebiegen. Ich hatte gerade meine Anwälte hier, und alles ist so weit geklärt. Ich kann aber nicht alles auf einmal erläutern. Es betrifft Angelegenheiten, von denen kaum jemand weiß – und die auch nicht weitererzählt werden sollten, hast du mich verstanden?“
„Ich werde schweigen wie ein Grab“, versicherte Tom.
„Gut, das dachte ich mir schon“, sagte der Marquis. „Siehst du die Truhe in der Ecke? Die mit den Eisenschlössern? Hier ist der Schlüssel.“ Er reichte ihn Tom. „Öffne sie und bring mir das Päckchen, das ganz oben liegt. Du kannst es in Ruhe durchsehen, und dann werden wir miteinander reden …“
Caroline bemerkte sofort, als Sir Frederick den überfüllten Ballsaal betrat. Er besaß eine solche Ausstrahlung und Präsenz wie kein anderer Mann, den sie kannte. Ihr Herz schlug ein wenig schneller.
Er ließ seine Blicke durch den Saal schweifen und sah sie einen Moment an. Sofort senkte sie den Kopf. Er sollte nicht bemerken, dass sie ihn angestarrt hatte. Ihr nächster Tanzpartner forderte sie auf, und schon befand sie sich inmitten der Tanzenden. Für einige Minuten vergaß sie Sir Frederick. Als sie wieder zu ihrer Tante zurückgeleitet wurde, war er nicht mehr im Saal. Vielleicht ist er zum Kartentisch gegangen, dachte sie und beschloss, nicht weiter auf ihn zu achten.
„Ich möchte mich ein wenig frisch machen“, erklärte Caroline ihrer Tante. „Könntest du Mr. Asbury bitte ausrichten, dass ich gleich wieder da bin?“
„Ja, allerdings solltest du dich beeilen“, erwiderte Lady Taunton ungehalten. „Es ist unhöflich, Tanzpartner warten zu lassen.“
Caroline eilte aus dem Saal und schritt die Stufen zum Damenzimmer hinauf. So schnell wie möglich machte sie sich zurecht und hastete wieder hinunter. Doch am Fuß der Treppe begegnete sie Sir Frederick.
„Tanzen Sie heute nicht, Sir?“, erkundigte sich Caroline.
„Ich tanze nur, wenn ich besondere Lust dazu habe“, gab er Auskunft. „Und George hat mir schon gesagt, dass Ihre Karte bereits kurz nach Ihrer Ankunft voll gewesen sei.“
„Ich fürchte, das stimmt“, bestätigte sie. „Allerdings gibt es sicherlich andere, bei denen noch Tänze frei sind, Sir.“
„Das hilft mir nicht
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