Nur ein galantes Abenteuer?
Vermutlich hättest du viel mehr Angebote, wenn du über eine ansehnliche Mitgift verfügtest.“
„Von Mitgiftjägern?“ Caroline reagierte entsetzt. „Ich finde sicherlich jemanden, der wirklich etwas für mich empfindet, Mama. Und falls nicht, geht davon auch nicht die Welt unter. Dann bleibe ich zu Hause und werde dich unterstützen.“
„Das ist doch lächerlich.“ Marianne war verärgert. „Es ist genau, wie Louisa gesagt hat. Du bist zu eigensinnig, um zu erkennen, was für dich gut ist. Ich kann dich nicht in einem eigenen Haus unterbringen, und dein Bruder will uns sicherlich nicht mehr bei sich haben, sobald er heiratet. Louisa hat mir angeboten, dass ich bei ihr bleiben kann, wenn du versorgt bist. Auf jeden Fall musst du heiraten, Caroline. Außerdem will doch jede Frau ein Zuhause, einen Gatten und Kinder.“
„Wirklich? Ist für eine Frau gar kein anderes Leben vorstellbar, Mama? Ich empfinde es oft als ungerecht, dass wir nicht so leben dürfen wie Männer …“ Sie sah den erschrockenen Gesichtsausdruck ihrer Mutter. „Natürlich nicht genauso, wie es einige Gentlemen tun, aber doch zumindest mit mehr Freiheiten, unseren Neigungen zu folgen. Warum können wir denn keine Anwälte oder Ärzte werden? Warum müssen wir alle Erwartungen auf ein Dasein als Gattinnen und Mütter reduzieren?“
„Caroline, du bist verrückt!“, schrie ihre Mutter erschüttert. „Kein Wunder, dass sich deine Tante über dich beschwert. Sie meint, du wärest längst verlobt, wenn du dich entsprechend verhieltest.“
„Mama, wir sind kaum drei Wochen hier“, wandte Caroline ein. „Du möchtest mich doch sicherlich nicht in eine unglückliche Verbindung drängen.“
„Nein, natürlich nicht“, räumte Mrs. Holbrook ein. „Deshalb habe ich Louisa auch gesagt, es sei noch zu früh. Aber sie meint, du würdest dir mit deiner freien Redeweise alle Chancen verderben. Zu Hause bist du immer sehr nachsichtig behandelt worden, in Gesellschaft hingegen solltest du deine Worte vorsichtiger wählen, meine Liebe.“
Caroline bekam Gewissensbisse, als sie das ängstliche Gesicht ihrer Mutter sah. Was würden ihre Tante und ihre Mutter denken, wenn sie von der Verabredung wüssten, die sie mit Sir Frederick getroffen hatte? Ihr war klar, dass sie sich auf etwas Skandalöses eingelassen hatte. Ihr Übermut erschien ihr nun unüberlegt.
Vielleicht ist es besser, Sir Frederick die Wette gewinnen zu lassen . Ihr gefiel der Gedanke gar nicht, denn sie konnte sich schon seinen Spott vorstellen, wenn sie einen Rückzieher machte. Diesen Triumph wollte sie ihm nicht gönnen.
„Caroline“, begrüßte Tom seine Schwester. „Du siehst gut aus. Gefällt es dir in der Stadt doch besser, als du vorher gedacht hast?“
„Ja, es war bisher sehr amüsant“, gab Caroline zu. „Ich habe viele neue Freunde gewonnen, Tom. Es wäre alles sehr schön, wenn nicht … nun, du kennst ja unsere Tante. Ich weiß, ich darf mich nicht beklagen, denn ohne ihre Großzügigkeit hätte ich überhaupt keine Saison erlebt.“
„Ich kenne unsere Tante gut genug.“ Er lächelte gequält, denn er war schon mehrfach mit Lady Taunton aneinander geraten. „Die gute Neuigkeit ist, dass Großvater nicht möchte, dass du zu einer Heirat gezwungen wirst. Er hat mir eingeschärft, dass ich das nicht zulassen darf, was ich allerdings ohnehin nicht getan hätte. Aber jetzt haben wir dafür seinen Segen. Das bedeutet, du kannst in keine Verbindung gedrängt werden, nur weil Tante Louisa es wünscht.“
„Das ist außerordentlich nett von ihm“, sagte Caroline. „Ich hätte nie gedacht, dass er sich darum kümmert.“
„In Wahrheit kennen wir ihn gar nicht richtig“, bemerkte Tom nachdenklich. „Er kommt mit Mamas furchtsamer Art nicht klar. Ich glaube, er gibt ihr die Schuld daran, dass Papa so geendet ist. Das ist natürlich völlig ungerecht, aber du kennst ja seine Launenhaftigkeit. Er scheint mittlerweile einiges zu bedauern. Du würdest ihn wahrscheinlich mögen, wenn du ihn genauer kennen würdest.“
„Oh, ich mag ihn“, antwortete sie zu seiner Überraschung. „Zu mir war er immer besonders freundlich. Er mag es, wenn man ihm Paroli bietet.“
„Du kennst ihn besser, als ich dachte“, bestätigte Tom. „Er hat allerdings Geheimnisse, von denen ich keine Ahnung hatte.“
„Erzähle!“, bat Caroline, doch ihr Bruder schüttelte den Kopf.
„Es wurde mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut“, berichtete Tom. „Ich
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