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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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du bei mir sein könntest.«
    »Das ist ein Argument«, räumte er ein und legte seine Arme um meine Hüfte.
    »Jagst du oft Leuten Angst ein?«
    »Eigentlich nie!« Er lachte und senkte dann die Stimme. »Tatsächlich habe ich das noch nie getan. Aber ich weiß von den anderen, wie es geht.«
    Ich war erleichtert. Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass er rachsüchtig war. Das passte nicht zu dem Bild, das ich von ihm hatte.
    »Warum tun sie das? Was haben sie davon?«, fragte ich und wollte mehr über die Leute wissen, mit denen er lebte.
    »Also, die meisten von ihnen sind einfach zu unglücklich. Sie können es nicht ertragen, dass sie im Unglück festsitzen und andere eine schöne Zeit haben.« Er klang angewidert. »Ich möchte lieber nicht mehr über sie sprechen, nicht heute.«
    Ich blickte auf und sah, dass die Sonne schon tief am Himmel stand.
    »Ich bin am Verhungern.« Ich streckte meine Beine. »Irgendwie habe ich ganz vergessen, mir was zu essen mitzunehmen. Lass uns jetzt zurückgehen, sonst schicken meine Eltern noch einen Suchtrupp los.«
    Ich stand aus dem Gras auf und steckte den Spiegel in die Tasche. Callum passte sich meinem Schritt an, als wir die Waldwiese verließen und uns auf den langen Weg nach Hause machten.

10 Wahres Gesicht
    Ich kam gerade noch rechtzeitig nach Hause, denn meine Eltern hatten bereits angefangen, sich Gedanken zu machen. Offenbar dachten sie, ich wäre noch durcheinander wegen Rob, waren aber zu taktvoll, um zu fragen. Während des Abendessens fiel es mir schwer, mich zurückzuhalten, denn am liebsten hätte ich ihnen alles über die seltsamen und aufregenden Dinge erzählt, die ich erlebt und gehört hatte. Mein Vater sah mich mehrmals von der Seite an. Er hatte immer schon gespürt, wie es mir ging, und ich hasste es, ihm etwas zu verschweigen, doch ich wusste ja, dass es nicht anders ging.
    Als wir mit dem Essen fertig waren, bat Dad mich, mit ihm die Küche aufzuräumen, und ich ahnte, das war die Gelegenheit für Fragen. Doch er überraschte mich, indem er fast nichts sagte, während wir abwuschen.
    »Und«, fragte er, als auch das Roastbeefblech trocken war, »soll ich dich zu Grace fahren? Ich nehme an, ihr zwei habt eine Menge zu besprechen.«
    »Äh, weißt du, heute nicht. Aber danke für das Angebot. Ich glaub, ich hab heute ein bisschen zu viel Sonne abgekommen, und würde lieber hierbleiben.«
    »Okay, und falls du es dir in der nächsten halben Stunde anders überlegst, macht es mir nichts aus, dich hinzufahren und später wieder abzuholen.« Er war eindeutig verblüfft. Ich konnte mich selbst an keine Gelegenheit erinnern, ein solches Angebot je abgelehnt zu haben. Als ich in mein Zimmer hochging, konnte ich hören, wie er in gedämpftem Ton mit Mum sprach, und das hieß, dass sie ziemlich bald für einen Schwatz nach oben kommen würde. Schnell ging ich ins Badezimmer und ließ Wasser in die Badewanne ein.
    Zurück in meinem Zimmer setzte ich mir sofort mein Headset auf und nahm vor den Spiegel Platz.
    »Callum«, rief ich leise, »bist du da?« Innerhalb weniger Augenblicke spürte ich ihn neben mir. Wieder konnte ich kaum fassen, wie unglaublich gut er aussah, und hätte fast vergessen, was ich sagen wollte.
    »Ich werde jetzt ein Bad nehmen, um meiner Mutter zu entgehen. Bist du später noch da?«
    »Ich muss nach London zurück. Catherine macht bestimmt einen Aufstand, und ich muss mir noch überlegen, was ich ihr sage.« Er sah mutlos aus. »Und außerdem bin ich hungrig, wenn du verstehst, was ich meine.« Er blickte auf sein Amulett.
    Sofort war ich zerknirscht. Ich hatte nicht daran gedacht, dass er eigene Bedürfnisse hatte, auch wenn ich sie nicht ganz verstand. Ich fühlte mich mies, weil ich ihn gebeten hatte zu bleiben, bis ich gegessen hätte. »Es tut mir so leid. Ich hab dich hier festgehalten und damit riskiert, dass du unglücklich wirst.«
    »Es ist noch nicht so schlimm. Wenn ich auf dem Weg in die Stadt ein Kino oder ein Theater finde, wird es mir schnell wieder gutgehen. Ich bin heute den ganzen Tag über so glücklich gewesen, dass ich die Traurigkeit jetzt viel schärfer empfinde.« Seine tollen blauen Augen glänzten, als er mich ansah.
    Mein Herz machte einen Satz. »Für nichts in der Welt würde ich diesen Tag heute eintauschen. Du kommst doch morgen wieder, oder?« Ich würde es nicht ertragen, ihn nicht jeden Tag zu sehen.
    »Aber ja. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie es ist, in die Schule zu gehen. Wenn du nichts

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