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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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das so auf?
    Allmählich atmete sie wieder gleichmäßiger. »Tut mir leid«, murmelte sie, »ich sollte mich besser im Griff haben. Aber du kennst mich ja … es ist einfach so schwer. Wir haben keine Ahnung, was passiert ist. Wenn wir das wüssten, wären wir vielleicht in der Lage, das Richtige zu machen, damit es dir bessergeht, und dich nach Hause zu holen …« Wieder brach die Stimme, und ich wusste, dass sie darum kämpfte, die Kontrolle wiederzuerlangen.
    Erneut hörte ich das Piepen, und ein paar Teile des Puzzles in meinem vernebelten Kopf fanden ihren Platz. Ich war in einem Krankenhaus, und es klang nicht gerade so, als ob meine Prognose besonders positiv sei. Aber mir ging es gut – ich musste nur dieser Frau sagen, dass sie am falschen Bett saß und dass ich mich aus irgendeinem Grund nicht bewegen konnte. Sobald ich mich wieder rühren konnte, konnte ich weitermachen mit … womit? Ich versuchte mich zu konzentrieren. Die Frau sprach jetzt wieder, aber in einem ganz anderen Tonfall.
    »Nein, keine Veränderung, keine, die ich bemerkt hätte.«
    »Das ist sehr eigenartig«, sagte eine neue Stimme. »Das EKG zeigt, dass ihr Herzschlag vor ein paar Minuten dramatisch schneller geworden ist. Sind Sie sicher, dass sich nichts verändert hat …?«
    »Ich habe sie die ganze Zeit angesehen, das hätte ich doch bemerkt. Glauben Sie, dass das mit dem Herzschlag ein gutes Zeichen ist?«, fragte die Frau.
    »Eher im Gegenteil, fürchte ich. Es könnte ein Anzeichen dafür sein, dass ihr Herz-Kreislauf-System unter Stress steht, und in Anbetracht ihres allgemeinen Zustands ist das keine gute Entwicklung. Wir haben über die Möglichkeit gesprochen …«
    Die Frau unterbrach ihn, und in ihrer Stimme lag Verzweiflung. »Aber doch nicht so bald? Ich … ich hab gedacht, wir hätten mehr Zeit. Zeit, um herauszubekommen, was überhaupt los ist.«
    »Wie gesagt, das ist sehr, sehr schwer vorauszusagen«, sagte der Mann beruhigend. »Wir können Menschen mit einer irreversiblen Stammhirn-Dysfunktion – wie Alex hier – heutzutage endlos am Leben halten. Aber Sie wissen, dass es wichtig ist, sich mit der Tatsache abzufinden, dass ihr Zustand aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr besser wird, auch wenn wir herausfinden, was passiert ist.« Der Ton änderte sich, wurde behutsamer, weniger professionell. »Ich habe die Scans gesehen.« Aha, also ein Arzt.
    Die konnten nicht von mir reden. Wahrscheinlich standen sie am falschen Bett, überlegte ich. Mit mir war doch alles in Ordnung. Ich konnte mich bloß nicht bewegen und nicht besonders klar denken. Sicher zeigten doch alle Geräte an, dass es mir gutging.
    Und wenn sie doch über mich sprachen? Was würden sie mit mir machen, wenn sie nicht merkten, dass ich sie hören konnte? Wenn sie nicht wussten, dass ich wach war? Ich versuchte, ruhig zu bleiben.
    Die zweite Stimme sprach wieder leise, und ich musste mich konzentrieren, um alles mitzubekommen. »Wussten Sie, dass Alex sich auf die Liste der Organspender hat setzen lassen, als sie ihren vorläufigen Führerschein bekommen hat?« Schweigen.
    Die Frau seufzte, so schmerzerfüllt, dass es mich überraschte, dass sie überhaupt etwas herausbrachte. »Wir haben darüber geredet. Sie war sich so sicher, dass sie noch etwas Gutes tun wollte, wenn sie …« Die Stimme verebbte.
    »Ich weiß, es ist sehr schwer, aber ich denke, Sie sollten jetzt darüber nachdenken. Was immer Alex zugestoßen ist, es hat nur ihr Gehirn angegriffen. Alle anderen Organe sind kerngesund, und sie wäre ein idealer Spender.« Wieder wurde die Stimme ganz behutsam. »Es gibt noch sehr viele andere Eltern, die ebenfalls auf ein Wunder hoffen.«
    Einen Moment lang blieb es still, dann stieß die Frau einen eigenartigen Laut aus, so voll von abgrundtiefem Unglück, dass ich dachte, mein Herz müsste für sie brechen. Sie konnte nicht sprechen, doch ich spürte, dass sie weinte. Die andere Stimme blieb still, überließ sie ihrer Trauer.
    Was ging hier vor? Es hatte einen grauenvollen Fehler gegeben, und die Frau, die glaubte, sie wäre meine Mutter, dachte jetzt darüber nach, ihnen zu erlauben, meine Organe zu entnehmen. Ich musste ihnen irgendwie mitteilen, dass ich sie hören konnte, dass ich bei Bewusstsein war.
    Wieder versuchte ich, meine ganzen Bemühungen darauf zu konzentrieren, meine Hand zu bewegen, die sie hielt. Ein kleines Zucken würde ja schon reichen. Ich zwang meine ganze Kraft in die Finger. Ganz kurz glaubte ich, es

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