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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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Holzminden. Emma wurde hier bei uns mit sieben Jahren eingeschult und ist guter Durchschnitt.“
    „Das steht im Datenblatt, wir wollen Butter bei die Fische“, sagte Kofi.
    „Durch ihre häufigen Fehlzeiten, manchmal zwei oder drei Wochen am Stück, versäumt sie viel.“
    „Das ist wegen der Filmaufnahmen?“
    „Die Filmaufnahmen, ja, sehen Sie, Emma ist elf. Ein Kind sollte man meinen. Doch sie trägt einen BH. Sie verlässt das Klassenzimmer nicht, ohne vorher in einen kleinen Taschenspiegel geschaut zu haben, um ihre Frisur zu prüfen. Mit elf. Ich bitte Sie.“
    „Haben Sie den Eindruck, sie macht das alles freiwillig, aus Überzeugung, weil sie es selbst will? Oder wird sie unter Druck gesetzt?“
    „Man will es kaum glauben, doch sie hat es verinnerlicht, das ganze Getue. Sie vergisst sich nie, nicht beim Sport, nicht beim Spielen.“
    „Ein Kind ohne Kindheit?“
    „Sozusagen. Werden Sie sie finden?“
    „Sicher.“
    „Rechtzeitig?“
    „Das hoffen wir. Wer ist Emmas beste Freundin?“
    „Beste Freundin? Schwer zu sagen. Emma ist vorzugsweise mit sich selbst beschäftigt. In ihrer Klasse ist sie eher isoliert. In der Ersten von Frau Weisz gibt es jedoch ein Mädchen, das früher neben Familie Nielsen gewohnt hat.“
    „Kim Rugenstein?“
    „Woher wissen Sie?“
    „Die beiden waren gestern verabredet.“
    „Kim ist ruhig und ausgeglichen. Sie hört gern zu, wenn Emma Geschichten erzählt.“ Frau Ebenreiter richtete sich auf. „Emmas Eltern sind sehr stolz auf ihr Kind. Deswegen filmen sie jedes einzelne Event ausführlich. Ich weiß zufällig, dass Kim ganz erpicht darauf ist, mit Emma diese Videos anzuschauen.“
    „Woher wissen Sie das?“
    „In einer Vertretungsstunde ließ ich die erste Klasse Bilder malen. Kim zeichnete eine Straße mit Kameras und einen Regiestuhl. Ich fragte, wieso und sie erklärte mir, dass Emma ihr das gezeigt hätte. Sie kannte sich richtiggehend aus, wusste sogar, dass die größte Kamera auf Schienen bewegt wird.“
    Kofi grinste. „Das heißt, sie interessiert sich nicht für die schöne Emma und ihre Bühnenerfolge, sondern dafür, wie ein Film gemacht wird.“
    „Kim hat gesagt, sie will später in der Kantine für die Schauspieler und den Regisseur und den Beleuchter arbeiten.“
    „Ist Kim in der Schule?“
    „Das weiß ich nicht genau, gehe aber davon aus. Soll ich es für sie überprüfen?“
    Kofi sah Ollner fragend an. Der zuckte mit den Schultern. „Okay“, sagte Kofi. „Dann sprechen wir lieber heute Nachmittag in ihrer gewohnten Umgebung mit ihr.“
    „Kim geht nach der Schule in den Partyservice von Anna Blume. Die junge Frau ist eine Freundin der Mutter und kümmert sich um das Kind, solange die Mutter arbeitet. Kim gefällt es da.“

    Nachdem sie sich von der Schulleiterin verabschiedet hatten, gingen Kofi und Ollner gemeinsam zur Dienststelle zurück.
    Ollner räusperte sich. „Diese Kim … hm, das ist die Tochter von Irene Rugenstein, das ist die Immobilienmaklerin, die mit dem verschwundenen Firmenberater verbandelt ist.“
    „Holzminden ist eben eine Kleinstadt.“
    „Das meinte ich nicht. Ich denke, es wäre gut, wenn du allein mit ihr sprichst. Mich kennt sie schon.“
    „Frau Ebenreiter hat gesagt, dass Kim nach der Schule zum Partyservice Anna Blume geht. Ob die sie abholt? Oder gehen die Kinder allein nach Hause?“
    „Das kann ich mir nicht vorstellen.“
    Ollner kratzte sich am Kopf. „Ich fürchte, dass wir die Situation bald nicht mehr unter Kontrolle haben. Wir müssen unbedingt einen Erfolg vorweisen.“
    „Wie soll uns das gelingen? Wir drehen uns im Kreis.“
    „Lass uns nachsehen, ob sich etwas Neues ergeben hat. Mausig hat für 13.00 Uhr eine Besprechung angesetzt. Dann kannst du Kim hinterher in ihrer vertrauten Umgebung befragen.“

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Holzminden
Mittwoch, 2. November 2011
gegen 13.00 Uhr

23
    „Meine Herren, ich bitte um Konzentration“, war das Erste, was Kofi von Mausig hörte. Er schaute auf. Anhand der Papiere, die sein Chef vor sich ausgebreitet hatte, konnte er erkennen, dass er das Besprechungszimmer nicht gerade eben erst betreten hatte. Er selbst hatte so engagiert mit Guntram Schnitter diskutiert, dass er nicht bemerkt hatte, wie er in den Raum hereingekommen war. Den anderen schien es ebenso ergangen zu sein. Nur Herbert Heinrich saß mit ausdruckslosem Gesicht und verschränkten Armen verkehrt herum auf seinem

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