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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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so nervös, daß er ständig nach dem Diktiergerät schaut und dessen Funktions-fähigkeit überprüft. Alles wartet gespannt auf den größten lebenden Massenmörder, Leszek Pekalski.
    Da öffnet sich die Tür und zwei Beamte in Uniform führen Leszek herein. Sichtlich nervös blickt er auf die einge-schalteten Scheinwerfer, doch als er die Einkaufstüten sieht, gilt sein ganzes Interesse nur noch deren Inhalt. Genauestens überprüft er, ob all seine Wünsche erfüllt worden sind, und als er feststellt, daß sogar die Pornohefte vorhanden sind, geht er sichtlich zufrieden auf den Redakteur zu und begrüßt ihn.
    Sofort nimmt er das Gespräch in die Hand und sagt: »Ich freue mich, Sie endlich nicht im Gerichtsgebäude zu treffen, den Mann, der ,mein’ Buch schreibt.«
    Noch nie in seinem Leben war der Angesprochene so froh, eine Dolmetscherin für ein Gespräch zu benötigen, wie in dieser Sekunde – denn er bringt zunächst kein Wort hervor, trotz aller Vorbereitungen. Ihm ist klar: Leszek ist bekannt, daß niemand mehr über seine Tatenweiß als er, zu lange hat er dessen Lebenslauf und Geschichte recherchiert. Selbstsicher setzt sich Leszek auf den für ihn vorbereiteten Stuhl und antwortet sorglos auf all die Fragen, die sein Gegenüber vorbereitet hat. Selbstsicher, schlau und verschlagen sind seine Antworten – und genauestens einstudiert.
    Doch jetzt will man mehr von ihm wissen als all das, was er vor Gericht wie auswendig gelernt ausgesagt hat. Er weiß nicht, wie weit diese Leute mit seiner Lebensgeschichte bereits sind, als er fragt: »Sie schreiben doch die Wahrheit über mich, oder?«
    »Ja.«
    »Ich glaube Ihnen. Ich werde Ihnen die Wahrheit sagen, wenn auch nicht gleich, wegen des Gerichts. Aber nach meiner Verurteilung.«
    Wenn man diesem Menschen das erste Mal auf engstem Raum gegenübersitzt, ist es ein eigenartiges Gefühl, ein Mann, der einen erschreckt und zugleich ein einfältiger Mensch ist, dem man nur Mitleid entgegenbringen kann. Mitleid, das man jedoch nicht haben darf, wenn man weiß, daß dieses entgleiste Gehirn virtuos gespielt hat auf einem grauenhaften Instrument, genannt: Mord.
    Hier macht er den Eindruck eines Geschäftsmannes, der seine Lebensgeschichte zu verkaufen hat. Selbstsicher sitzt er mit einer olivgrünen Anstaltsjacke, einem verwaschenen blauen Rollkragenpullover und einer grünen Anstaltshose vor dem TV-Team, als hätte er einen Nadelstreifenanzug an. Einen Arm auf seine verschränkten Beine gelegt, so gelassen gibt er sich und wartet auf die nächsten Fragen.
    »Leszek, ich hätte gerne, daß Sie für Ihr Buch ein eigenes Vorwort schreiben.«
    »Ja, natürlich, geben Sie mir ein Blatt Papier und einen Schreiber, dann mache ich Ihnen Ihr Vorwort für mein Buch«, ist sein Kommentar. Die Anwesenden staunen: Leszek beginnt, sofort zu schreiben. Eilig, aber behutsam, notiert er einige Zeilen auf dem Papier. Mit den Worten: »Ist das gut so?« übergibt er den beschriebenen Zettel.
    »Was sagen Sie dazu, ich habe Ihnen auch noch einen Jogginganzug gekauft, da ich Ihre Kleidung, die Sie jetzt tragen, gerne haben möchte«, wird Leszek kurz darauf gefragt.
    »Aber nur den mit den drei Streifen möchte ich gerne, dann können Sie das alte Zeug haben!« Leszek glaubt nun, genug für die fünf Tüten Lebensmittel getan zu haben und fragt: »Habe ich mir nun die Sachen schon verdient?«
    »Nein, nein, Leszek, wir hatten ein Interview vor der Kamera vereinbart. Ich will, daß Sie alle Fragen, die Ihnen nun gestellt werden, beantworten – und zwar will ich die Wahrheit wissen, dann haben Sie sich alles verdient.« Jetzt sieht man Leszek deutlich an, daß er alles, was von ihm verlangt wird, schnell hinter sich bringen will.
    Er steht auf und geht zu dem Platz, der für das Interview vorbereitet ist. Ängstlich läßt er sich den Sender für den Ton an seiner Hose befestigen, aber da es eine junge Kamera-assistentin tut, hat er bald keine Hemmungen mehr.
    Als er die Pornohefte sieht, die neben ihm liegen, folgt er bereitwillig allen Anweisungen. Immer wieder läßt er die Blätter durch seine Finger gleiten, ohne sie aufzuschlagen. Er ist bereit, man sieht ihm seine Gewißheit deutlich an, auf alles eine Antwort parat zu haben. Gespannt wartet er auf die Fragen, die die Dolmetscherin übersetzt.
    »Leszek, wie geht es Ihnen?«
    »Mir geht es gut hier im Gefängnis, die Wärter behandeln mich korrekt, ich werde nicht geschlagen, man ist nett zu mir.
    Ich bin brav; was sie

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