Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep
gespannt auf Gemma.
Gemma zögerte, ehe sie antwortete: »Nein. Ich glaube, ich spreche besser mit Chief Inspector Ross persönlich. Aber trotzdem vielen Dank.« Sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln.
Als sie und Kincaid wieder auf der Straße standen, grinste er sie spöttisch an. »Der Typ steht auf dich.«
»Was – dieser Sergeant? Quatsch!«
»Das ist doch mit Händen zu greifen. Oder ist das vielleicht die schottische Auffassung von bürgernaher Polizeiarbeit?«
Gemma warf ihm einen strengen Blick zu. Sie wusste, dass er nur seinen Charme einzusetzen versuchte, um ihre Auseinandersetzung von vorhin zu überspielen, aber sie fühlte sich dennoch geschmeichelt. »Zu schade, dass Chief Inspector Ross offenbar gegen meine weiblichen Reize immun ist.«
»Sollen wir auf ihn warten?«, fragte Kincaid. Sie waren beim Wagen angelangt. »Ich muss sagen, ich kann es kaum erwarten, den Mann kennen zu lernen, der dir widerstehen konnte.«
»Nein.« Als sie sich ans Steuer setzte, überlegte sie kurz, ob sie das Thema Kit noch einmal ansprechen sollte, beschloss dann aber, damit zu warten, bis sie einmal längere Zeit ungestört wären.
Jetzt musste sie Kincaid erst einmal auf den neuesten Stand bringen, was Alison Grant und ihren unerwünschten Verehrer betraf. Sie könnten auf dem Weg zur Pension bei Callum MacGillivray vorbeischauen. »Nein, wir können uns nicht nach Chief Inspector Ross’ Terminkalender richten. Wir haben Wichtigeres zu tun.«
Obwohl er nichts als einen Kilt und Stiefel trug, war Callum MacGillivray aus der Nähe betrachtet eine weit weniger romantische Erscheinung, als Gemma es sich nach dem kurzen Blick durchs Fenster am Samstagabend eingebildet hatte.
Er hatte ihren Wagen schon von weitem den holprigen Feldweg zum MacGillivray-Reitstall entlangrumpeln gehört und war aus dem Pferdestall hervorgekommen. Jetzt stand er mit der Mistgabel in der Hand da und beobachtete sie. Als sie ausstiegen und auf ihn zugingen, musste sie feststellen, dass er ziemlich intensiv nach Pferdemist roch. Auch schien er nicht gerade erfreut, sie zu sehen.
»Wenn Sie ’ne Tour buchen wollen, müssen Sie mit meiner Tante reden, und die ist grad nicht da«, beschied er ihnen knapp. Aber trotz dieses nicht sehr herzlichen Empfangs musterte er Gemma interessiert, als versuchte er sich zu erinnern, wo er sie schon einmal gesehen hatte.
Gemma bemerkte aus dem Augenwinkel Kincaids amüsierte Miene und wusste, dass er sie hinterher wieder wegen ihrer neuesten Eroberung aufziehen würde. Sie versuchte ihn zu ignorieren und konzentrierte sich stattdessen auf Callum MacGillivray – bis ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie seine nackte Brust anstarrte. Er war zwar nicht sehr kräftig gebaut, aber dennoch muskulös, und seine helle Haut glänzte vor Schweiß.
Hastig hob sie den Blick auf seine Augenhöhe und sagte: »Nein, wir wollten zu Ihnen – Sie sind doch Callum MacGillivray, oder?« Kincaid war mit ihr einer Meinung gewesen, dass sie sich nicht als Polizeibeamte identifizieren durften – allein mit ihren inoffiziellen Nachforschungen forderten sie schon Ross’ Unmut heraus –, und so waren sie zu dem Schluss gekommen, dass die einfachste Methode die beste wäre. »Wir waren mit Donald Brodie befreundet«, erklärte sie, nachdem sie ihm ihre Namen genannt hatte, und wich damit nur unwesentlich von der Wahrheit ab. »Und da Ihr Grundstück an das der Innesens angrenzt, dachten wir uns, dass Sie vielleicht etwas gesehen haben könnten.«
»Was denn zum Beispiel?« Callum lehnte sich auf seine Mistgabel und musterte sie argwöhnisch.
Kincaid hatte alle Mühe, sich Callums Hund, einen Labrador mit glänzend schwarzem Fell, vom Leib zu halten, der ihn eifrig beschnüffelte. »Irgendjemanden, der etwas Ungewöhnliches getan hat… oder auch etwas Gewöhnliches, aber zu einer ungewöhnlichen Zeit.«
»Und warum sollte ich Ihnen das sagen, wenn es denn so wäre? Die Polizei war schon hier und hat überall rumgeschnüffelt.«
»Ich war an dem Abend bei den Innesens«, konterte Gemma. »Und ich habe Sie gesehen, wie Sie Alison Grant beobachtet haben. Und ich habe auch mit Mrs. Grant gesprochen – sie sagt,
Sie
hätten ihr erzählt, dass Donald dort sein würde.«
»Und wenn schon – das ist schließlich kein Verbrechen.«
»Mrs. Grant sagt, Sie seien eifersüchtig gewesen wegen ihrer Beziehung mit Donald Brodie –«
»Ach, glauben Sie ja nicht alles, was die Frau Ihnen erzählt«, gab Callum sichtlich
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