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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gedrückt waren, als habe etwas Schweres dort gelegen. Aber es waren keine Anzeichen einer Gewalttat zu erkennen, und sie atmete schon etwas leichter, als sie auf der anderen Seite wieder aus dem Wald heraustrat.
    Ab hier führte der Weg auf der einen Seite an einer Wiese entlang, auf der anderen war er von Farn- und Heidekrautbüscheln gesäumt. Beinahe wäre sie schon umgekehrt, überzeugt, dass ihre Befürchtungen grundlos gewesen waren, doch sie konnte dieses bohrende Gefühl der Beunruhigung nicht ganz loswerden.
    Und dann sah sie etwas. Ein paar Meter vor ihr blitzte etwas Rotes im Heidekraut auf. Eine vergessene Jacke oder ein Pullover, sagte Gemma sich, doch zugleich verkrampfte Panik ihr den Magen. Sie merkte, dass sie stehen geblieben war, und zwang sich bewusst zum Weitergehen, Schritt für Schritt. Und als sie näher kam, gruppierten sich weitere Formen um den scharlachroten Fleck herum – hier etwas Längliches, Weißes, dort ein bräunlicher Fleck.
    Und plötzlich kippte das Bild vor ihren Augen um und formte sich neu – und sie wusste, was sie vor sich hatte.
    Das Rote war ein Kilt, der scharlachrote Brodie-Tartan, und darunter erblickte sie dunkelgrüne Strümpfe und feste braune Schuhe. Der Aran-Pullover über dem Kilt war einmal cremefarben gewesen, doch jetzt war er durch einen großen roten Fleck in der Mitte verunstaltet. Und dann das Gesicht, umrahmt von einem rotbraunen Bart – Donalds Gesicht…
    »O nein… bitte nicht«, flüsterte Gemma, und erst jetzt bemerkte sie, dass sie die Hand vor den Mund geschlagen hatte. Sie fühlte, wie ihre Beine nachgaben, und sie sank auf die Knie, ohne sich vom Anblick der toten Augen losreißen zu können, die in den Morgenhimmel starrten.

7. Kapitel
    So lieg’ ich, und der Tag entschwindet mir;
    Mein wildes, unersättliches Gemüt
    Mag aufgeh’n in der Amsel Sommerlied
    Und mit dem weißen Mond aufsteigen aus dem Ried.
    Robert Louis Stevenson
    »Sonett auf den Ross of Mull«
    Tief durchatmen.
Gemma kniete mit geschlossenen Augen am Boden und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an. »Reiß dich zusammen«, sagte sie sich. Das hier war der Tatort eines Verbrechens, da konnte man sich nicht einfach übergeben. Hier war schließlich ein Mord geschehen.
    Es sei denn… Es war eine ungewöhnliche Methode, aber sie hatte schon einmal mit einem Selbstmord durch Brustschuss zu tun gehabt. Sie zwang sich, die Augen aufzuschlagen und die unmittelbare Umgebung abzusuchen. Keine Waffe zu sehen. Also kein Selbstmord.
    Jemand hatte Donald Brodie mit einer Schrotflinte erschossen, und zwar aus kürzester Entfernung; darauf ließen der geringe Durchmesser der Wunde und die angesengte Wolle um die Einschussöffnung herum schließen. Es war kein Unfall gewesen.
    Wie lange war es her, dass sie den Schuss gehört hatte? Eine Stunde? Nein, länger – sie war noch einmal eingenickt, mindestens für ein paar Minuten. Plötzlich überlief es sie eiskalt. Konnte Donalds Mörder noch in der Nähe sein? Das Rauschen der auffrischenden morgendlichen Brise im Heidekraut klang unnatürlich laut, und der Ruf eines Brachvogels über ihr ließ ihr Herz so heftig pochen, dass es in ihrem Brustkorb schmerzte.
    Nein. Der Täter konnte sich nicht so lange am Tatort aufgehalten haben; das Risiko, entdeckt zu werden, war einfach zu groß. Dennoch fühlte sie sich schutzlos, ausgeliefert. Sie musste Hilfe holen, und zwar schnell. Je eher die Polizei gerufen wurde, desto größer war die Chance, den Todesschützen zu ergreifen.
    Eine Fliege summte an ihrem Ohr vorbei, dann noch eine – es wurde allmählich wärmer, und bald würde es hier von Insekten wimmeln. Schon jetzt saßen sie dicht an dicht um die Brustwunde herum; ihre schwarzen Leiber schillerten im Sonnenlicht. Gemma erschauderte und wischte sich mit dem Handrücken über die Wange, die plötzlich juckte. Sie war überrascht, als sie etwas Feuchtes spürte. Hatte sie geweint? Sie sah, dass ihre Hand zitterte, und klemmte sie unter den Arm.
    Die Geste schien ihre Entschlusskraft zu stärken. Sie hatte ihr Handy im Zimmer gelassen; also würde sie zu Fuß Hilfe holen müssen. Aber zuvor würde sie sich noch einmal gründlich umsehen, bevor jemand die Spuren verwischen oder irgendetwas verändern konnte. Vielleicht würde sie etwas entdecken, was später übersehen werden könnte.
    Gemma gab sich einen Ruck. Sie hockte sich auf den Boden und versuchte die Leiche so zu betrachten, als sei es jemand, den sie nicht kannte… nicht

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