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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Als ich deine Eltern anrief, weigerten sie sich, mit mir zu sprechen –«
    »Das war ja wohl nur passend unter den Umständen, findest du nicht?« Sie wusste, dass sie sich wie eine Zicke anhörte, aber der Zorn war ihr Schutzschild, er bewahrte sie davor, die Bedeutung seiner Worte zu erfassen. »Du hast also Benvulin den Rücken gekehrt – wie kommt es dann, dass du immer noch dort bist?«
    »Als mein Vater starb, hat er mir seine Anteile vermacht. Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen? Etwa ins Kloster gehen? Du warst inzwischen verheiratet –«
    »Woher wusstest du das?«
    »Von Heather. Aber bei der Beerdigung deiner Mutter hast du keine zwei Worte mit deiner Cousine gewechselt, und nach mir hast du auch nicht gefragt.«
    »Ich –« Aus dem Haus drangen Gesprächsfetzen an ihr Ohr – die anderen hatten sich zum Kaffee ins Wohnzimmer begeben.
    »Hier können wir nicht reden«, sagte Donald beschwörend, als habe er gespürt, dass ihr Widerstand nachließ. »Komm mit mir nach Benvulin.«
    »Nein! Wie kannst du das von mir verlangen, ausgerechnet dort –«
    »Dann geh ein Stück mit mir spazieren.« Er berührte ganz leicht ihren Arm und lenkte ihre Schritte zu dem Pfad, der in den Wald führte.
    »Donald, nein –«
    »Hab keine Angst. Ich kenne den Weg auch im Dunkeln.«
    Die Bäume verschluckten sie, und nach der ersten Biegung des Weges konnten sie die Lichter des Hauses schon nicht mehr sehen.
    Als er stehen blieb, stellte sie ihm flüsternd die Frage, die ihr keine Ruhe gelassen hatte: »Warum bist du nicht zu mir gekommen, als du erfahren hast, wo ich bin?«
    »Nachdem du gerade frisch verheiratet warst? Ich dachte, du hättest deine Entscheidung getroffen.«
    »Und warum hast du dann in den letzten paar Monaten deine Meinung geändert?«
    Er wandte das Gesicht ab, und sie konnte trotz der Dunkelheit sein Profil deutlich erkennen. »Hast du von mir geträumt, Hazel?«, fragte er mit leiser Stimme. »Immer und immer wieder? Musstest du dich beherrschen, um nicht meinen Namen zu rufen, wenn du in den Armen deines Ehemannes lagst?« Als sie widerstrebend nickte, fuhr er fort: »So ist es auch mir gegangen. Und allmählich wurde mir klar, dass es immer so bleiben würde, ganz gleich, wie sehr ich mich dagegen sträubte – und ich habe es versucht, glaube mir. Wir sind füreinander bestimmt, ob es uns passt oder nicht.«
    »Dann war unsere Begegnung in London also kein Zufall, oder?«
    »Nun, ich konnte ja wohl kaum an deiner Haustür klingeln, oder?« Er fasste ihre Hand und hob sie an seine Lippen. »Du kannst nicht die Augen davor verschließen, Hazel. Und was immer es ist, was uns zueinander zieht, es ist mehr als nur körperliche Lust.«
    Sie machte einen letzten, verzweifelten Versuch. »Aber meine Tochter – das kann ich ihr nicht antun –«
    »Was ist das denn für ein Leben, das du deiner Tochter bietest, wenn du ständig deinen Mann und dich selbst anlügst? Was für eine Ehefrau wirst du ihm sein, wenn du immer daran denken musst, was du empfunden hast, als ich dich heute Morgen geküsst habe? Und denkst du etwa, ich würde deine Tochter nicht lieben wie mein eigenes Kind?«
    Sie war verloren. Sie wusste es, noch bevor er sie an sich zog, bevor ihr Körper wie von einem eigenen Willen beseelt seine Zärtlichkeiten erwiderte. Sie wusste es, als sie eng umschlungen zu Boden sanken und der Duft des zerdrückten Farnkrauts sie in der Dunkelheit einhüllte.
    Carnmore, November 1898
    Es war weit nach Mitternacht, als Wills Mutter ihn nach dem Priester schickte. Er hatte den Blick gesehen, den die Krankenschwester seiner Mutter zugeworfen hatte, und er hatte gesehen, wie seine Mutter genickt und das Gesicht abgewandt hatte.
    Allen Bemühungen von Schwester Baird zum Trotz hatte sich der Zustand seines Vaters stetig verschlechtert. Jeder Atemzug kostete Charles Kraft, und Will hatte den Eindruck, dass er innerhalb der letzten paar Stunden zusehends verfallen war.
    Seit dem Sturm vor zwei Tagen hatte es nicht mehr geschneit, und es war eine ruhige, klare Nacht. Die Luft war schneidend wie ein geschliffener Diamant und schmerzte in seinen Lungen, als er den vereisten Weg entlang hinunter ins Dorf rutschte und schlitterte. Über ihm am Himmel funkelten die Sterne; so nahe, dass er glaubte, sie berühren zu können. Die Augen Gottes, die über alles wachten, so hatte seine Mutter es ihm erklärt, als er ein kleiner Junge gewesen war. Die Vorstellung hatte ihm Angst gemacht, und in klaren

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