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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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würde er der Großmutter des Jungen nur einen willkommenen Vorwand liefern, ihn der Verletzung seiner Fürsorgepflicht zu bezichtigen, dachte Kincaid mit Schaudern – doch daran würde er Kit nicht erinnern. Er versuchte seine Wut zu zügeln. »Lass uns doch noch mal mit den Hunden rausgehen, bevor –«
    »Dann lass mich halt mitkommen. Toby kann ja mit Wesley hier bleiben.«
    »Kit –«
    »Ich kann dir helfen. Ich kann alles Mögliche für dich erledigen.«
    Jetzt ging Kincaid plötzlich ein Licht auf. »Kit, falls du dich um Gemma und Hazel sorgst – ich bin mir sicher, dass es den beiden gut geht. Es gibt keinen –«
    »Wie kannst du das sagen? Ein Mann ist umgekommen. Jemand, den sie gekannt haben. Das heißt doch, dass Gemma– oder auch Hazel –«
    Kincaid sah zu seinem Entsetzen, dass Kit mit den Tränen kämpfte. Er musste daran denken, dass sie Gemma vor einigen Monaten um ein Haar verloren hätten, als sie eine Fehlgeburt mit anschließendem Blutsturz erlitten hatte, und so sagte er mit einer Überzeugung, die er nicht wirklich fühlte: »Kit, ich verspreche dir, dass Gemma und Hazel heil nach Hause kommen werden. Deswegen fahre ich ja nach Schottland, um auch wirklich ganz sicherzugehen. Und ich muss mich darauf verlassen können, dass du unterdessen Wesley hier zur Hand gehst.«
    Kit schüttelte nur den Kopf und stürzte aus dem Zimmer, doch Kincaid war sein anklagender Blick nicht entgangen.
    Sie wussten beide, was Kit nicht ausgesprochen hatte – dass Sicherheit eine Illusion war und dass Versprechen gebrochen werden konnten. Denn Kincaid hatte seinen Sohn schon einmal im Stich gelassen, als er Kits Mutter hatte sterben lassen.
    »Verdammt«, brummte Kincaid, als er wieder einmal auf der Euston Road im Stau steckte. Er war stinksauer auf Hazel Cavendish, der sie diesen ganzen Schlamassel zu verdanken hatten. Und auf Tim Cavendish, der sich übers Wochenende ganz einfach aus dem Staub gemacht hatte.
    Aber die Wut konnte seine Sorge nicht ganz überdecken. Immer wieder ging er im Kopf die Auseinandersetzung mit Kit durch, und er erinnerte sich an Gemmas Befürchtung, dass Hazel ebenfalls in Gefahr sein könnte. Es gab nur eine Möglichkeit, Hazels Sicherheit zu garantieren – sie mussten herausfinden, warum Donald Brodie ermordet worden war; und bis dahin war es ganz gut, wenn Hazel sicher im Polizeirevier von Aviemore einsaß.
    Weder Tim noch Carolyn Cavendish hatten ihn im Lauf des Nachmittags zurückgerufen, und als er es selbst versucht hatte, war nur der Anrufbeantworter angesprungen. Nach dem dritten Versuch hatte er den Jungen ihr Abendessen gemacht und sich noch einmal ins Auto gesetzt, allerdings ohne die Vorfreude auf die Fahrt, die er am Morgen noch empfunden hatte.
    Sein ungutes Gefühl schien sich zu bestätigen, als er in Thornhill Gardens einbog. Tim Cavendishs Auto stand auf seinem gewohnten Platz vor dem Haus; Reifen und Kotflügel waren mit Matsch bespritzt. Kincaid stieg aus und klingelte an der Haustür. Als niemand öffnete, ging er ums Haus herum zur Garagenwohnung und durch das Tor in den Garten.
    Tim saß mit einem Bier in der Hand auf einem der weiß gestrichenen Eisenstühle, während Holly hinten im Garten im Sandkasten spielte. Unter anderen Umständen wäre es eine vollkommen normale Familienszene gewesen, aber an diesem Abend wirkte sie auf Kincaid verstörend, wie ein falscher Ton in einer vertrauten Melodie. Hier war irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung.
    »Tim!«, rief er. Tim blickte auf, sagte aber nichts, während Holly gleich ihre Schaufel fallen ließ und auf ihn zuflitzte, um sich wie eine Klette an sein Bein zu hängen.
    »Onkel Duncan!«
    »Hallo, Schätzchen.« Kincaid hob sie auf seine Hüfte und drückte sie an sich. Er stellte überrascht fest, dass er ihren leicht verschwitzten Kindergeruch als irgendwie beruhigend empfand.
    »Wo ist denn Toby? Ist Toby mitgekommen?«
    »Nein, Schatz, diesmal nicht«, antwortete er, während er das Mädchen durch den Garten trug. Irgendjemand hatte ihr widerspenstiges dunkles Haar sorgsam zu Zöpfen geflochten, doch ein paar Strähnen hatten sich gelöst und hingen ihr ins Gesicht. »Ich wollte eigentlich zu deinem Papa«, fügte er hinzu, als er sie auf der Terrasse absetzte.
    »Duncan«, sagte Tim endlich und sah zu ihm auf.
    Tim Cavendish hatte den Vollbart abgenommen, den er getragen hatte, als Kincaid ihn kennen gelernt hatte, und jetzt fiel Kincaid auf, wie nackt und verletzlich sein Gesicht ohne ihn

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