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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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hab dich lieb, Mickey.«
    Ich sagte ihr, dass ich sie auch lieb hatte, und wir legten auf.
    Die Bushaltestelle liegt ungefähr einen Kilometer von der Schule entfernt an der Northfield Avenue. Die meisten Fahrgäste, die um diese Uhrzeit im Bus nach Newark sitzen, sind erschöpfte Putzfrauen, die nach einem harten Arbeitstag in den reichen Vororten der Stadt in ihre Sozialwohnungen zurückkehren. Auch heute warfen sie mir wieder verstohlene Blicke zu, weil sie sich wahrscheinlich fragten, was der weiße Junge in ihrem Bus zu suchen hatte.
    Das wohlhabende Kasselton und sein grünes Umland waren nur elf Kilometer von den grauen Straßenzügen Newarks entfernt, aber die beiden Städte hätten sich auch auf komplett unterschiedlichen Planeten befinden können. Zwar hieß es, dass sich schon einiges getan hätte in Newark und das Stadtbild sich schon wesentlich verbessert hätte, aber was ich sah, war immer noch ziemlich heruntergekommen und zeigte deutlich, dass viele der Bewohner gerade mal das Nötigste zum Leben hatten. Auch wenn es wie ein Klischee klingt – außer mir verirrten sich kaum weiße Typen in diese Ecke. Aber mir ging es nun mal vor allem darum, guten Basketball zu spielen, und dort gab es einfach die besten Spieler.
    Der Asphaltbelag der Plätze war rissig, die Körbe mit den Drahtnetzen waren verrostet und die Metallplatten, an denen sie hingen, völlig zerbeult. Vor ungefähr einem Monat war ich zum ersten Mal hergekommen. Natürlich wurde ich erst einmal ziemlich skeptisch empfangen, aber das Tolle an Basketball ist: Was zählt, ist einzig und allein, ob man gut ist oder nicht. Und auch auf die Gefahr hin, unbescheiden zu klingen – ich bin gut. Manche der Stammspieler warfen mir zwar immer noch schräge Blicke zu, und es gab nach wie vor Situationen, in denen ich mich als »der Neue« bewähren musste, aber das spornte mich nur noch mehr an.
    Wir hatten gerade ungefähr die Halbzeit unseres fünften Spiels erreicht, als ich auf einmal etwas sah, das mich mitten im Lauf innehalten ließ.
    Die heutigen Regeln lauteten: Full Court, fünf gegen fünf und »Gewinner bleiben, Verlierer sitzen«. Das erhöht den spielerischen Einsatz, denn niemand ist scharf drauf, zu sitzen. Am besten verstand ich mich mit Tyrell Waters, einem Aufbauspieler der Weequahic Highschool. Von den Jungs, die ich bis jetzt hier kennengelernt hatte, war er so ziemlich der Einzige, in dessen Gesellschaft ich mich wirklich wohlfühlte. Was wahrscheinlich hauptsächlich daran lag, dass wir nicht viel redeten. Wir spielten lieber.
    Tyrell hatte mich an diesem Tag zum Entsetzen einiger Stammspieler als Ersten in seine Mannschaft gewählt. Vier Spiele gewannen wir ohne große Probleme, und damit das Ganze wieder etwas spannender wurde, wurden vor dem fünften Spiel die Teams untereinander neu gemischt. Jetzt war die Zusammensetzung perfekt.
    Aber genau während dieses fünften Spiels wurde meine Aufmerksamkeit von etwas anderem abgelenkt. Streetball-Turniere ziehen überraschend viele unterschiedliche Zuschauer an. Die Schlägertypen aus dem Viertel – Tyrell hatte mir erzählt, dass einige von ihnen richtig krassen Gangs angehörten – schauten meistens aus der Ferne zu. Rechts vom Platz traf sich immer eine Gruppe Obdachloser, die uns wie echte Fans bejubelten, anfeuerten oder ausbuhten und ihren Fusel auf uns verwetteten. Und am Zaun gegenüber lehnten mit undurchdringlicher Miene die Trainer der hier ansässigen Vereine: Väter, schmierige Möchtegern-Agenten und Scouts von weiterführenden Schulen und Colleges. Mindestens einer von ihnen – in der Regel waren es aber mehr – filmte die Spiele sogar, um Nachwuchsspieler zu entdecken.
    Als wir gerade wieder unsere Abwehr aufbauten, warf ich einen kurzen Blick auf die Zuschauer, die sich hinter dem Zaun drängten. Ganz rechts erkannte ich einen Scout, der immer auf der Suche nach jungen Talenten für eine Konfessionsschule mit Schwerpunkt Sport war. Neben ihm stand Tyrells Vater, der als Ermittler für die Staatsanwaltschaft von Essex County arbeitete. Er quatschte wahnsinnig gern über Basketball und lud Tyrell und mich nach den Spielen manchmal auf einen Milchshake ein. Und direkt neben ihm, mit Sonnenbrille und dunklem Anzug, stand der Kerl mit dem kahl rasierten Kopf, den ich hinter dem Haus der Hexe gesehen hatte.
    Ich erstarrte.
    »Mickey?« Tyrell hielt mit dem Ball auf den Korb zu und sah mich verwirrt an. »Komm schon, Mann.«
    Ich setzte mich wieder in Bewegung und

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