Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
steuerte Richtung Low Post. Wir lagen 5:4 in Führung. Es gewann immer das Team, das zuerst zehn Punkte erreicht hatte, wobei jeder Korb als Punkt zählte, und Fouls wurden nicht angesagt – entweder man wurde mit dem Kontakt fertig oder gab ihn zurück. Am liebsten wäre ich sofort vom Platz gelaufen, aber das konnte ich natürlich nicht machen. Die anderen hätten mich gelyncht. Ich schaute noch einmal zum Zaun. Da der Glatzkopf seine Pilotensonnenbrille aufhatte, konnte ich seine Augen nicht sehen, aber ich wusste auch so, in welche Richtung er schaute.
    In meine.
    Ich lief in den Freiwurfraum und rief nach dem Ball. Der Typ, der mich deckte, war ein echtes Tier. Wir rangelten um die beste Position, aber ich wusste, dass ich dieses Spiel beenden musste, bevor der Glatzkopf verschwinden würde. Ich wurde zum Besessenen. Als ich den Ball erobert hatte, stürmte ich ab durch die Mitte auf den Korb zu und versenkte ihn per Halbhakenwurf über den Vorderring im Netz.
    Der Glatzkopf verzog keine Miene.
    Ich schaltete noch einen Gang höher und machte auch die nächsten drei Körbe. Drei Minuten später, mittlerweile stand es 9:4 für uns, bekam ich von Tyrell einen Traumpass zugespielt. Ich war links auf der Drei-Punkte-Linie, täuschte einen Wurf an, duckte mich, wich nach rechts aus, federte vom Boden ab und hob den Ball über die ausgestreckte Hand eines Typen, der bestimmt über zwei Meter zehn groß war.
    Die Menge stieß ein andächtiges Raunen aus, als der Ball durch den Korb flutschte. Game over. Tyrell hielt mir die Faust hin und ich stieß meine im Vorbeilaufen dagegen.
    »Guter Wurf«, sagte er anerkennend.
    »Guter Pass«, gab ich zurück und joggte vom Platz.
    »Hey«, rief Tyrell. »Wo willst du hin?«
    »Ich muss eine Runde aussetzen«, sagte ich.
    »Soll das ein Scherz sein? Das ist das letzte Spiel. Unsere Chance, ordentlich abzuräumen, Mann.«
    Ihm war klar, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Ich ließ nie ein Spiel aus.
    Der Glatzkopf stand immer noch in der Menge hinter dem Zaun. Als er mich kommen sah, trat er unauffällig den Rückzug an. Weil ich nicht nach ihm rufen wollte, noch nicht jedenfalls, beschleunigte ich meine Schritte und steuerte zielstrebig auf den Rand des Zauns zu.
    Tyrell kam hinter mir hergelaufen. »Was ist los, Mickey?«
    »Nichts. Bin gleich wieder da.«
    Um nicht unnötig aufzufallen, verzichtete ich darauf, einfach loszusprinten, und versuchte stattdessen, so schnell wie möglich zu gehen. Als ich die andere Seite des Zauns erreicht hatte, wurde ich sofort von ein paar Obdachlosen umringt, die mir ihre Hände zum Abklatschen hinhielten, mich beglückwünschten und mir eifrig Tipps gaben:
    »Du musst an deiner Linken arbeiten, Mann …«
    »Der Drop Step, Junge. Mach den, und dann an die Grundlinie vor …«
    »Beim Kampf um die beste Reboundposition musst du den Hintern mehr rausstrecken, und zwar ungefähr so …«
    Es war nicht ganz einfach, an ihnen vorbeizukommen, ohne komplett unhöflich zu wirken, aber der Kahlkopf hatte mittlerweile schon fast die nächste Straßenecke erreicht. Er schien es nicht eilig zu haben, kam seltsamerweise aber trotzdem erstaunlich schnell voran.
    Ich wollte ihn auf keinen Fall aus den Augen verlieren.
    »Warten Sie!«, rief ich.
    Keine Reaktion. Als ich ein zweites Mal nach ihm rief, blieb er kurz stehen und drehte sich zu mir um. Ich bildete mir ein, die Andeutung eines Lächelns auf seinem Gesicht zu sehen. Okay, keine Zeit für Höflichkeiten. Ich ließ meine Saufbruder-Fangemeinde stehen und setzte ihm hinterher. Ein paar Leute sahen neugierig in meine Richtung, und aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Tyrells Vater mir hinterherlief.
    Der Glatzkopf war jetzt auf der anderen Straßenseite, aber ich holte ziemlich schnell auf. Ich war vielleicht noch ungefähr dreißig, fünfunddreißig Meter von ihm entfernt, als die schwarze Limousine mit den getönten Scheiben neben ihm zum Stehen kam.
    »Halt, warten Sie!«
    Der Mann blickte auf und nickte kurz in meine Richtung, als wolle er sagen, Netter Versuch , dann stieg er auf der Beifahrerseite ein, und bevor ich noch irgendetwas tun konnte, raste der Wagen außer Sichtweite.
    Wenigstens musste ich mir das Kennzeichen nicht mehr merken. Das hatte ich ja bereits im Handy gespeichert.
    Tyrells Vater, Mr Waters, holte mich keuchend ein. »Alles okay, Mickey?«, fragte er besorgt.
    »Alles super«, sagte ich.
    Er glaubte mir kein Wort. »Willst du mir vielleicht erzählen, was da gerade

Weitere Kostenlose Bücher