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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition)
Autoren: Harlan Coben
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glaube, du verstehst sehr wohl.«
    Und auf einmal verstand ich tatsächlich. Plötzlich fügten sich die vielen kleinen Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammen. ABEONAS ZUFLUCHT. Abeona war eine Göttin, die Kinder schützte. Und genau das taten sie auch – Menschen wie meine Eltern, die das in den 1940er-Jahren begonnene Werk von Elizabeth Sobek bis heute fortführten: Sie retteten Kinder, Jugendliche wie Ashley, die in Gefahr geraten waren. Sie gewährten ihnen Zuflucht.
    »Buddy Ray ist der Böse«, sagte ich.
    Antoine nickte.
    »Er stellt die Mädchen ein, damit sie in seinem Club tanzen«, fuhr ich fort, »aber dabei bleibt es nicht. Irgendwann zwingt er sie dazu … schlimmere Dinge zu machen.«
    »Viel schlimmere Dinge«, sagte Antoine. »Du hast keine Ahnung, wie verkommen und skrupellos dieser Mann ist. Ashleys Mutter … Sagen wir mal so, sie hatte nicht gerade Glück im Leben. Irgendwann ist sie als Tänzerin in Buddy Rays Bar gelandet und den Rest kannst du dir wahrscheinlich vorstellen. Sie hat die Hölle auf Erden erlebt. Ashley war das Einzige in ihrem Leben, das ihr wirklich wichtig war. Sie versuchte, ihre Tochter, so gut sie konnte, von all dem Schlechten fernzuhalten und ihr ein besseres Leben zu ermöglichen.«
    »Aber?«, sagte ich.
    »Sie starb. Frauen wie ihr ist selten ein langes Leben vergönnt. Als sie starb, war Ashley völlig auf sich allein gestellt. Buddy Ray behauptete, ihre Mutter würde ihm noch Geld schulden, und zwang Ashley dazu, die Schulden abzuarbeiten.«
    »Was ist mit Ashleys Vater?«
    »Den hat sie nie kennengelernt. Aber er hätte ihr auch nichts genützt. Buddy Ray bildet sich ein, die Mädchen wären sein Eigentum. Er schüchtert sie mit Drohungen und Gewalt ein, hält sie wie Gefangene. Diejenigen, die es nicht irgendwie schaffen, sich von ihm zu befreien, enden früher oder später wie Ashleys Mutter. Aber wenn sie zu fliehen versuchen und Buddy Ray sie erwischt …«
    Er beendete den Satz nicht.
    Mein Mund wurde trocken, als plötzlich alles glasklar vor mir lag. »Sie befreien sie«, sagte ich. »Sie tun so, als würden sie Mädchen wie Ashley entführen, um sie anschließend zu verkaufen, aber in Wirklichkeit ist genau das Gegenteil der Fall. Sie retten sie.«
    Antoine sagte nichts. Das musste er auch nicht.
    »Zuerst bringen Sie sie irgendwo in der Nähe unter, bis Sie einen Ort gefunden haben, an dem sie dauerhaft bleiben können. Aber in Ashleys Fall ist etwas schiefgelaufen. Ihr Foto tauchte in der Zeitung auf und Buddy Ray oder einer seiner Leute hat es gesehen.«
    »Das ist zumindest eine Theorie, die wir haben.«
    »Gibt es noch eine andere?«, fragte ich.
    »Wir haben den Verdacht, dass einer der Lehrer an eurer Schule für Buddy Ray arbeitet«, sagte er.
    »Was? Wer soll das sein?«
    Antoine antwortete nicht. Ich versuchte, die Puzzleteile selbst zusammenzusetzen. »Nicht einmal Ashley kennt Ihre eigentliche Rolle in der Geschichte, stimmt’s?«
    »Nein. Wir haben sie entführt, ohne uns zu erkennen zu geben, ihr fürs Erste eine neue Identität verschafft und sie über die weiteren Schritte aufgeklärt. Alles, was danach kommt, liegt dann in ihrer eigenen Hand.«
    »Als sie vor Buddy Rays Schlägern, die sie auf der Straße entdeckt hatten, abhauen musste, wussten Sie nicht, wo sie untergetaucht war, und haben nach ihr gesucht?«
    »Richtig.«
    »Sie haben ihr Schließfach aufgebrochen, weil Sie hofften, dort irgendeinen Hinweis zu finden, aber da war es bereits leergeräumt. Daraufhin sind Sie ins Haus der Kents eingestiegen und haben dort nach Informationen gesucht.«
    »Nein, das waren Buddy Ray und Derrick. Sie hatten herausgefunden, dass Ashley sich unter dem Namen Kent an der Schule angemeldet hatte, und die Spur weiterverfolgt. Ich bin genau in dem Moment dort angekommen, als sie Mr Kent in der Mangel hatten, und konnte sie in die Flucht schlagen. Kurz bevor ich selbst verschwinden konnte, kam seine Frau nach Hause. Sie hat nur noch mich gesehen und mich den Polizisten als Angreifer beschrieben.«
    Antoine sah mich eine Weile schweigend an. »Bist du halbwegs okay, Mickey?«
    Mir tat alles weh. »Ich denke schon.«
    »Es wartet nämlich Arbeit auf dich.«
    »Auf mich?«
    »Ich kann Ashley nicht noch einmal aus dem Laden rausholen, wenn ich nicht riskieren will, dass meine Tarnung auffliegt. Das musst du übernehmen. Aber du darfst weder die Polizei einschalten, weil Buddy Ray ihr sonst die Kehle aufschlitzen und dafür sorgen würde, dass ihre
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