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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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zuständig ist«, antwortete Rachel.
    »Was für Jobs?«
    »Als Tänzerin oder Bedienung.«
    »Dich wird der Boss mit Handkuss nehmen, aber die da …«, der linke Türsteher zeigte auf Ema, »… keine Chance.«
    Am liebsten hätte ich dem Typen eine reingehauen.
    Der andere boxte seinem Kollegen in den Oberarm. »Hey, wo sind deine Manieren?«
    »Hä?«
    »Er hat recht«, sagte Rachel. »Das war ganz schön unhöflich.«
    »Also, mir gefällt die Kleine«, sagte der rechte Türsteher und zwinkerte Ema zu. »Du hast ein niedliches Gesicht, Häschen.«
    »Danke«, sagte Ema mit unschuldigem Augenaufschlag.
    »Ich wette, du weißt, wie man die Tanzfläche zum Brodeln bringt, hab ich recht?«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, gab Ema zurück, während sie Rachel durch den Eingang folgte. »Wenn ich anfange, mit dem Hintern zu wackeln, bricht in dem Schuppen der Jüngste Tag an.«
    Ich saß – ein breites Grinsen im Gesicht – im Wagen und dachte gerade Gott, ich liebe dieses Mädchen!, als plötzlich das Seitenfenster zerbarst und Glassplitter auf mich niederregneten. Ich hatte kaum Zeit zu reagieren, als auch schon zwei Hände ins Wageninnere griffen, mich am Kragen packten und durch das Fenster nach draußen zogen. Die scharfkantigen Glasreste, die noch im Rahmen steckten, schnitten durch meine Kleidung bis ins Fleisch.
    Es war Derrick. Er hatte ein weißes Pflaster auf der Nase kleben und sah sehr wütend aus. »Wen haben wir denn da? Wolltest noch mal Hallo sagen?«
    Er stieß mich so heftig von sich, dass ich mit dem Kopf gegen die Autotür knallte, die mit einem metallenen Knirschen nachgab. Benommen versuchte ich, mich wieder aufzurichten, als Derrick mir brutal ins Gesicht trat. Im nächsten Augenblick kniete er auf mir und begann, mich mit Fäusten zu bearbeiten, bis er schließlich einen so heftigen Schlag gegen meine Schläfe landete, dass ich Sternchen sah. Dann wurde mir schwarz vor Augen.
    Als ich wieder zu mir kam, schleifte Derrick mich eine schmale Gasse entlang. Eine Hand hatte er hinten in meinen T-Shirt-Kragen verkrallt, mit der anderen presste er sich ein Handy ans Ohr. Mein erster Gedanke galt Rachel und Ema, die jetzt keine Rückendeckung mehr hatten. Hatten sie etwas von dem Angriff mitbekommen? Ich bezweifelte es. Wenn sie gesehen hätten, wie Derrick die Scheibe eingeschlagen hatte, hätten sie garantiert geschrien oder irgendetwas unternommen. Nein, sie waren in die Bar gegangen. Allein. Ohne zu ahnen, dass ich nicht mehr am anderen Ende der Leitung mithörte und auf sie aufpasste. Mein Kopf dröhnte und ich fühlte mich von dem Schlag immer noch benommen.
    »Ich bring ihn jetzt rein, Buddy Ray«, sagte Derrick gerade in sein Handy.
    »Nein, nicht nötig«, hörte ich Buddy Ray sagen. Er sprach so laut, dass ich ihn selbst durchs Handy deutlich verstehen konnte. »Ash ist inzwischen wieder da.«
    »Was soll ich dann mit ihm machen?«
    »Wo bist du denn?«
    »In der Gasse.«
    »Zeugen?«
    »Nein«, grunzte Derrick.
    »Dann kümmere dich um ihn«, sagte Buddy Ray.
    Kümmere dich um ihn?
    Angst kann manchmal wie eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht wirken und einen schlagartig hellwach machen. Fieberhaft überlegte ich, welche Möglichkeiten ich hatte. Ich könnte mich zum Beispiel noch ein paar Sekunden länger ohnmächtig stellen, Derrick dann überraschend angreifen und … Plötzlich blieb er stehen und ließ mich wie einen Sack Kartoffeln vor seine Füße zu Boden fallen. Ich hielt die Augen geschlossen und spielte toter Mann.
    »Mach die Augen auf, Kleiner.«
    Als ich nicht reagierte, trat Derrick mir kurzerhand in die Rippen. Ein stechender Schmerz schoss durch meine Brust. Ich riss keuchend die Augen auf und blickte direkt in den Lauf einer Waffe.
    Ein Adrenalinstoß mobilisierte meine letzten Kräfte. Ich sprang auf und hechte nach der Waffe, aber Derrick war vorbereitet. Er legt den ganzen Schwung seines massigen Körpers in einen Seitentritt und rammte mir den Fuß in den Brustkorb. Mein Herz hörte auf zu schlagen. Zumindest fühlte es sich so an, als hätten sämtliche meiner inneren Organe schlagartig den Betrieb eingestellt. Ich brach zusammen, ein weiterer Tritt gegen meinen Hinterkopf schloss mir die Augen. Kleine Blitze zuckten hinter meinen Lidern. Ich konnte mich nicht mehr rühren. Ich glaube, ich atmete noch nicht einmal mehr. Ich lag hilflos ausgeliefert am Boden und sank langsam in eine erlösende Bewusstlosigkeit.
    Bis ich den Schuss hörte.

23
    DAS WAR ALSO DER

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