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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Idee war. „Sie haben nichts zu befürchten, Frau Jensdóttir.“
    „Rut. Nennt mich Rut. Das ist hier bei uns so üblich.“ Sie seufzte, murmelte etwas Unverständliches von einem Himmeldonnerwetter und straffte dann die schmalen Schultern. „Na was soll’s. Gut, gut, rein mit euch.“
    Rut schlurfte vor und führte Nicholas und Joana durch einen mit Bildern vollgehangenen Korridor in eine Wohnküche. Hätte nicht aufdringlicher Fischgeruch in der Luft gestanden, wäre der Raum gemütlich und rustikal erschienen. So jedoch musste Joana sich Mühe geben, flach zu atmen und sehnsüchtige Blicke zum geschlossenen Fenster zu vermeiden. Auf den Fensterbänken welkten Topfblumen vor sich hin. Als sie sich an einem grobschlächtigen Holztisch niederließen, bemerkte Joana, dass Rut angestrengt durchatmete. Sie machte einen erschöpften, kranken Eindruck. Obgleich sie nicht viel älter als sechzig sein konnte, wirkte ihr Körper ausgemergelt.
    Joana wartete geduldig, bis Rut bereit war zu sprechen. Nicholas sah sich augenscheinlich gelassen um, doch sie spürte, dass er angespannt blieb. Die Gesellschaft einer fremden Clerica behagte ihm nicht, mochte diese Frau auch schwach aussehen. Das konnte täuschen. Um ihn zu bannen, hätte sie nicht mehr als eineHandbewegung und einen konzentrierten Gedanken benötigt.
    „Ihr wollt also meine Hilfe“, schnaufte Rut schließlich.
    Joana setzte auf Ehrlichkeit. „Es gibt sonst niemanden, der uns helfen kann. Mächtige Dämonen sind gegen unsere Beziehung, die Clerica nicht weniger. Wir haben nicht viele Freunde.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“ Rut lachte. Es klang wie ein Bellen und endete in einem Husten. „Nun gut, ich habe deiner Mutter schon gesagt, dass ich mir vorstellen kann, dir zu helfen. Aber ich erwarte eine Gegenleistung.“
    Nicholas zog kritisch eine Braue hoch und auch Joana wunderte sich. Sollte sie der Frau den Haushalt schmeißen oder was erwartete sie? Rut nahm ihre Brille ab, hauchte darauf und polierte sie mit ihrer speckigen Schürze, wobei sie einen Schmierfilm auf den Gläsern hinterließ.
    „Vor einigen Jahren“, erzählte sie, „ließ sich ein machtvoller Dämon ganz in der Nähe nieder und scharte die Halbdämonenkinder Islands um sich herum.“
    „Halbdämonen … bitte was?“ Das Wort fühlte sich wie eine Backpfeife in Joanas Gesicht an. Zwar nahm sie nach wie vor die Pille, doch sie hatte sich beharrlich eingeredet, dass es keine Mischlinge aus Mensch und Dämon geben konnte.
    „Du meinst die Legende der Fuchsmenschen? Der Kitsune?“ Zum ersten Mal sprach Nicholas Rut direkt an.
    Diese nickte, Joana verstand nichts und er erzählte die Geschichte in raschen Worten. Im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert wurden in Island Dutzende Menschen der Hexerei angeklagt und zum Tode verurteilt, da man ihnen vorwarf, mit dem Teufel im Bunde zu sein, der sie in weiße Wölfe verwandelte. In Wahrheit ging dies auf wenige Dämonen zurück, die in wahrer Gestalt die Körper von anormal großen Polarfüchsen annahmen. Eine weibliche Dämonin entschied sich zu dieser Zeit aus Liebe zu einem Menschenmann für ein Leben als Mensch. Sie schwor ihrem Gatten, nie wieder ein menschliches Wesen zu töten. Trotz ihrer Entscheidung fielen sie durch Verrat in die Hände der Inquisitoren und der Mann sowie der Menschenkörper der Frau wurden getötet. Die Dämonin floh in Fuchsgestalt, denn sie war schwanger und wollte ihre Kinder retten, ohne dabei ihren Schwur zu brechen. Sie zog sich tief in die einsamsten Gegenden des Landes zurück und gebar einen Wurf Junge, die zugleich Mensch und Dämon waren, aber nichts davon in letzter Konsequenz. Weder Schattengestalt noch Unsterblichkeit stand den Mischlingskindern zur Verfügung, stattdessen konnten sie ihre Körper direkt verwandeln und waren dadurch nicht auf menschliche Hüllen angewiesen. Paarten sie sich mit Menschen, bestand die Möglichkeit, dass dieser Verbindung erneut ein Halbdämon entsprang.
    „Es gab in Island immer einige Skröggandi, wie wir sie hierzulande nennen“, erklärte Rut weiter. „Aber nachdem der fremde Dämon sich hier ansiedelte, vermehrten sie sich rapide. Die Schäfer und Bauern beklagen seitdem viel häufiger Verluste unter ihren Schafen. Inzwischen wurden schon die Überreste von Ponys gefunden, man entdeckte Bissabdrücke von Füchsen an ihren Kadavern. Doch die dummen Menschen glauben, dass diese nur an dem Aas genagt hätten. Ich allerdings denke …“
    „Dass Füchse

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