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Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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spielte mit einer Nippesfigur, die später in seiner Tasche verschwinden würde.
    Rut sagte: „Du hast geschrien, Mädchen. Zunächst hast du gestammelt, dass Nicholas weglaufen sollte. Nicht weggehen oder verschwinden, sondern weglaufen, als wäre er in Gefahr. Und dann hast du ‚Nein‘ gerufenund den Namen des Fuchsherren geschrien. ‚Nein, Demjan, nein Demjan‘, immer wieder ‚Nein, Demjan!‘ Und schließlich“, die alte Clerica errötete, „hast du geseufzt, als ob …“ Rut ließ den Satz unvollendet und schlug sich eine Hand vor den Mund. „Himmeldonnerwetter! Was hat der Kerl mit dir gemacht, Mädchen? Zu was für einem Teufel habe ich dich geschickt?“
    Nicholas stöhnte, als hätte Rut ihn mit jedem Wort in den Magen geboxt. Heiße Tränen schossen Joana in die Augen. Sie hielt keine davon zurück und sah Nicholas fest an. „Glaubst du mir endlich?“
    Ein mattes Nicken. „Ich glaube dir. Vergib mir, dass ich es nicht getan habe. Aber ich wünschte, ich würde mich irren. Es war leichter zu glauben, du würdest einen anderen lieben, als dich unter fremder Kontrolle zu sehen.“

19
    „I
ch töte ihn.“
    Auf dem Weg zur Tür schwankte Nicholas unter den Ausbruchsversuchen des hungrigen Nybbas. Ausgerechnet die zerbrechlich aussehende Rut stellte sich ihm in den Weg.
    „Das kannst du nicht.“ Sie senkte die Stimme, sodass Joana, die immer noch bleich auf dem Sofa lag, sie nicht hören konnte. „Ich fürchte, dass er sich mit ihr verbunden hat.“
    Nicholas konnte sie nur fassungslos anstarren. Jo nach uralten Riten durch eine Verbindung im Blut an Demjan Choskeih gefesselt, wäre der Mount Everest in seinem persönlichen Himalaja der Katastrophen.
    „Es ist die einzige Erklärung. Er dürfte nicht Gewalt über sie erlangen. Prinzipiell ist das nicht möglich, das weißt du so gut wie ich. Aber wenn er sich mit ihr verbunden hat, dann …“
    Sie brauchte den Gedanken nicht zu Ende zu führen. Wenn sie recht behielt, dann würde Joana sterben, sobald Demjan Choskeih tot war.
    „Aber das ist unmöglich“, widersprach Nicholas, wissend, dass er sich an Strohhalme klammerte. „Er wurde in Russland beschworen und für die Verbindung müsste er sie zum Ort seiner Beschwörung bringen.“
    Gleichzeitig war ihm klar, wo der Haken an seiner Argumentation lag. Choskeih hatte gelogen und war nicht in Russland, sondern in Island beschworen worden. Vermutlich in der Bergfeste, in der er lebte, und wo er Joana zu der Seinen gemacht hatte. Durch die geschlossene Verbindung besaß er genug Macht über Joana, um sie das Ritual vergessen zu lassen.
    „Ich frage mich, was er vorhat“, mischte sich Tomte ein.
    Nicholas pustete sich die Haare aus dem Gesicht. „Tu das. Ich frag ihn selbst.“
    Unbehaglich schüttelte Tomte den Kopf. „Heute Nacht sagte er mir, dass du nicht länger willkommen bist. Er will dich nicht mehr einlassen, du wirst gar nicht erst zu ihm vordringen. Dieser dreckige Mistkerl hat das alles geplant!“
    Nicholas spürte an Tomtes Emotionen, dass er ihm trauen konnte. Seine Gefühle lagen offen. Er hasste Demjan Choskeih, und Nicholas interessierte der Grund. „Wenn du so redest, stellt sich mir die Frage, was du vorhast, Tomte.“
    Der andere sah auf seine schmutzigen Stiefelspitzen und die Dreckspuren, die er auf dem Teppich verursacht hatte. „Ich bin auf eurer Seite, weil ich mir hoffe, die Wahrheit zu erfahren. Meine Mutter behauptete, dass Demjan der Mörder meines Vaters sei. Mein Vater war es, der das Fuchsrudel führte, bis Demjan kam.“
    Interessant. Der ach so pazifistische Demjan Choskeih hatte sich das Rudel also mit brachialer Gewalt und Mord zu eigen gemacht. Das passte ins Bild. Von Tomte, der in Choskeihs Niedergang die Chance sah, sein Erbe als Rudelführer anzutreten, ging keine Gefahr aus. Nicholas konnte ihm sagen, was er ahnte.
    „Vielleicht wollte er Joana und mich über die Verbindung im Unklaren lassen, bis sie ihre Ausbildung zur Clerica beendet hatte. Er will sie zu seinen Zwecken nutzen.“
    „Clerica?“
    Erst jetzt fiel Nicholas wieder ein, dass der Halbdämon nicht wusste, dass Rut und Joana Jägerinnen waren. Vermutlich wusste er nicht einmal, dass Clerica existierten. Warum auch? Für die Mischlinge waren sie nicht gefährlich.
    Er winkte ab. „Bedeutungslos. Ich erkläre es dir später.“
    „Es wäre nett, wenn du mir mal erklären würdest, wovon ihr redet.“ Joana war unbemerkt herangetreten. „Was bedeutet ‚Verbindung‘ und wer

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