Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nybbas Nächte

Nybbas Nächte

Titel: Nybbas Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
wollte mich worüber im Unklaren lassen?“
    Nicholas seufzte. Er fühlte sich wie kurz vor dem Verhungern und Joanas Verwirrung schwängerte seine Atemluft wie der Duft einer exquisiten Speise. Doch er trug Schuld daran, dass sie nach Island gekommen war. Sie konnte diese Antworten von ihm verlangen.
    „Ich habe dir von der Bedeutung des Ortes unserer Beschwörung erzählt“, sagte er, während er sie zurück zum Sofa führte, wo sie sich beide setzen konnten. „An diesem Ort hat ein Dämon die Macht, jemanden an sein Leben zu binden, üblicherweise aus Liebe. Das Ritual zieht vielerlei Kräfte nach sich. So entsteht eine mentale Vernetzung zwischen den Verbundenen, zum Beispiel die Möglichkeit, im Geist miteinander zu sprechen, egal wie weit man voneinander getrennt ist.“
    Sie zog die Brauen zusammen. „Aber ich höre niemanden in meinem Kopf. Ich trete einfach weg.“
    „Er könnte das Ritual nur zur Hälfte durchgeführt haben, sodass nur du an ihn gebunden, und ihm damit ausgeliefert bist. Das ist unter Dämonen nicht möglich, aber du bist ein Mensch und damit schwächer.“
    Nicholas hielt inne, als Sunna in den Raum trat, Tomte misstrauische Blicke zuwarf und sich dann an Ruts Seite schmiegte, die ihr berichtete, was geschehen war.
    Nicholas fuhr fort. „Das Band endet mit dem Tod. Der stärkere Part, an dessen Ursprungsort das Ritualvollführt wird, nimmt mit dem Tod des anderen all dessen Kräfte in sich auf. Der schwächere Part …“
    „Lass mich raten. Er überlebt es nicht, wenn der Stärkere vor ihm stirbt“, beendete Joana den Satz nüchtern.
    Nicholas kam sich vor wie zu Brei geschlagen. Fader, grauer Haferbrei.
    Joana atmete plötzlich sehr konzentriert. „Kann mir vielleicht jemand neues Asthmaspray besorgen?“
    Sofort sprang Sunna auf, eilte zu ihr und streichelte tröstend ihre verbundene Hand. Rut holte Papier und Bleistift und Joana notierte den Namen ihres Medikaments. Sunna flitzte sofort los.
    Erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit sie sofort wussten, was zu tun war. Nicholas fühlte sich mit einem Mal himmelweit entfernt von jeder Menschlichkeit, und damit auch von Joana. Er rieb hilflos ihren Rücken und erwischte sich dabei, wie er in ihrem Rhythmus atmete. Als würde ihr das helfen. Lächerlich.
    „Kann denn niemand eine solche Verbindung kappen?“, fragte Tomte in die Stille.
    Nicholas antwortete leise, an Joana gewandt. „Ich weiß es nicht. Aber ich schwöre dir bei meinem Leben, dass ich es herausfinde.“
    „Ich fürchte“, bemerkte Rut, „dass dies langsam über unsere Köpfe wächst. Es tut mir so unglaublich leid, in welche Schwierigkeiten ich euch gebracht habe. Hätte ich das geahnt!“
    Ihre Worte brachten Nicholas auf eine Idee. „Du meinst, für uns ist das Ganze zu groß?“ Er spürte Joanas hoffnungsvollen Blick auf seinem Gesicht und fragte sich, ob sie den gleichen Gedanken hatte. „Dann müssen wir jemanden finden, der größer ist als Choskeih.“
    Tomte zog die Brauen zusammen. „Du hast einen Plan, Nicholas. Lass hören.“
    „Choskeih hat uns während der Feier im Fuchsbau erzählt, dass er einst einem Fürsten die Treue geschworen hat. Wir müssen herausfinden, welchem.“
    „Und diesen dann überzeugen, die Verbindung zu kappen“, vervollständigte Joana und biss skeptisch auf ihre Unterlippe. „Wie stellst du dir das vor?“
    Nicholas ließ ihre Zweifel an sich abgleiten und wandte sich Tomte zu. „Choskeih hat diese Datenbank über alle Dämonen, die ihm ein Begriff sind. Wir brauchen Zugriff darauf, und zwar unbemerkt.“
    Abwehrend hob Tomte die Hände. „Diese Infos sind nicht auf dem zentralen Server gespeichert. Demjan hat sie nur auf seinem privaten Computer. Das Büro ist verschlossen und die Zugänge mit Bewegungsmeldern versehen, die sofort eine Meldung auf sein Comm-Gerät senden. Niemand kommt ohne sein Wissen da rein.“
    „Doch.“ Nicholas konnte sich das Grinsen kaum verkneifen. „Über die Küche. Jede Meuterei nimmt ihren Weg über die Kombüse.“
    Joana richtete sich so unvorsichtig schnell auf, dass sie schmerzerfüllt die Zähne zusammenschlug. „Die Belüftungsschächte!“
    „Sie führen aus der Küche in sein Privatbüro. Wenn jemand schmal genug ist, um sich hindurchzuzwängen, kommt er unbemerkt rein.“
    Außer Tomte war niemand schmal genug, und sein Gesichtsausdruck ließ erahnen, dass er sich darüber im Klaren war. Er schluckte vernehmlich. Dann straffte er die Schultern und

Weitere Kostenlose Bücher