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Oben ist es still - Bakker, G: Oben ist es still

Oben ist es still - Bakker, G: Oben ist es still

Titel: Oben ist es still - Bakker, G: Oben ist es still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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scheuern mit dem Kinn über die neuen Bretter. Sie sind zufrieden.

    Ich nehme einen Anlauf und springe über den Graben. Staatsbosbeheer will hier, wo das Knechtshaus stand, ein Besucherzentrum bauen. Es kommt der Tag, an dem es in Waterland keine Bauern mehr geben wird. Oder noch einen letzten Bauern, der auf die schottischen Hochlandrinder oder die Galloways aufpaßt, Gras mäht, leere Getränkedosen einsammelt, das Schilf schneidet und vom Besucherzentrum aus Führungen macht, zu Fuß oder in sauber gestrichenen Kähnen. All unser Land gehört schon Staatsbosbeheer, ich pachte es. Im Frühjahr lege ich die Bosman-Mühle für längere Zeit still, so daß ein Teil der Weiden überflutet wird. Für die Kiebitze, Uferschnepfen und Rotschenkel. Dafür bekomme ich einen Zuschuß von der Provinz. Wenn es Zeit ist, die Schafe aufzustallen, ist es auch Zeit, die Weiden unter Wasser zu setzen, so mache ich es jedes Jahr. Mir ist das alles sehr recht, aber ich sträube mich noch gegen den Verkauf dieses Grundstücks.
    Zweimal im Jahr kommt eine Anfrage von Staatsbosbeheer, und Vater würde gerne verkaufen, aber ich nicht. Den letzten Brief habe ich ihm gar nicht gezeigt. Er liegt in einem der Schreibtischfächer.

    Das Fundament läßt noch den Grundriß des Hauses erkennen. Mit den Füßen schiebe ich Erde, tote Zweige und Blätter zur Seite. Hier war das Wohnzimmer, hier die Küche, die Toilette, der Flur. Den Keller gibt es nichtmehr, der ist ein mit Steinen und Erde gefülltes Loch. Schon jetzt wächst Unkraut aus breiten Rissen im Beton. Einen Meter über meinem Kopf war der große Dachboden mit den beiden Gauben. Ich möchte nicht, daß hier Kinder herumrennen und brüllen oder irgendein Naturschutzbauer seine Sprüche herunterleiert. Ich möchte ab und zu hier stehen können und in Gedanken die Mauern wieder hochziehen, die Decke sich unhörbar schließen sehen, die roten Dachziegel an den Latten aufhängen; ich möchte mir das Wohnzimmer mit geöffneten Fenstern vorstellen, mit ein paar Flaschen Bier und dem Geruch von halfzware shag .
    Ich streiche mit der Hand durch mein nasses Haar und reibe mir mit der feuchten Hand übers Gesicht. Wasser tut gut, es wäscht so vieles fort (Schmutz, alte Haut, Jahre), in Wasser ist man schwerelos, Wasser macht furchtlos und alterslos. Henk wird immer neunzehn bleiben. Direkt vor mir sehe ich ihn auf dem Sofa sitzen, eine Flasche lauwarmes Bier in der Hand; die obersten Knöpfe seines Hemds sind offen, sein anderer Arm liegt auf der Rückenlehne. Henk, der mir einen Kuß gibt, als wäre gerade jemand gestorben. Einsame Musik, leise. Ich schüttle den Kopf und trete mit dem Gummistiefel ein Büschel Unkraut platt. Jaap. Es war Jaap. War er ein Stellvertreter? Einer, der mir Henk ersetzte und an Henks Stelle sagte, es würde schon alles werden?
    Wo ist Henk geblieben?
    Wo ist Jaap geblieben?

    Ich gehe auf der Straße zum Hof zurück, zu Henk mit seinem verletzten Kopf, zu meinem verbrauchten alten Vater, der noch einen Frühling erleben möchte. Die Esel haben mich allein gelassen, sie sind in der Ecke beimKnechtshaus stehengeblieben. Ich hebe Vaters Rad auf, schwinge das Bein über die Stange und fahre die Strekke, die Henk vor ein paar Stunden gefahren ist, in umgekehrter Richtung. Ich habe noch Muskelkater von der Arbeit am Zaun. Es ist dunkel in der Scheune. Bevor ich in die Milchkammer gehe, schalte ich die Neonröhre über der Werkbank ein. Ich hänge eine Kneifzange an die Holzplatte mit den Nägeln und den Bleistiftumrissen. Wo bin ich selbst geblieben, denke ich, als ich den Tischlerhammer in seinen Bleistiftumriß hänge.

    »Wo wolltest du hin?«
    »Einfach weg.«
    »Du hattest nichts bei dir.«
    »Ja und?«
    »Du hattest nicht mal deinen Overall ausgezogen.«
    »Ja und?«
    »Wie fühlt sich dein Kopf an?«
    »Er juckt.«
    »Das ist gut. Jucken ist gut.«
    Er gießt sich ein zweites Glas Wein ein. Ich lege die Hand auf mein Glas. Wir essen Steak mit Kartoffeln und Prinzeßbohnen aus der Gefriertruhe. Draußen ist es immer noch nicht ganz dunkel, trotzdem habe ich den Vorhang vor dem Seitenfenster zugezogen.
    »Warum macht ein Tier so was?«
    »Tja.«
    »Warum ich?«
    »Tja.«
    »Mein Arm fühlt sich lahm an.«
    »Stell dir vor, sie hätte Ronald angegriffen, sein Kopf ist noch so verletzlich.«
    »Also ist es gut, daß sie gegen mich geflogen ist?«
    »So gesehen, ja.«
    »Danke.«
    Ich schneide das dritte Steak auf einem sauberen Teller in kleine Stücke.
    »Was für

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