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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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Vielleicht kann ich heute Nacht tatsächlich einschlafen.«
    Wir schwiegen gemeinsam. Um mich von meinen Gedanken abzulenken, konzentrierte ich mich auf das knisternde Feuerholz und den heulenden Wind, zu dem sich bald Paiges leise, ruhige Atemzüge gesellten.
    Ich schloss die Augen und wartete darauf, einzuschlafen. Als zehn Minuten später das Handy in meiner Sweatshirttasche summte, starrte ich immer noch an die Decke und war froh, etwas zu tun zu haben.
    Bist Du wach? – S
    Ja, natürlich, schrieb ich zurück.
    Geht es Dir gut?
    Die Frage hatte er schon vorher gestellt, aber bisher hatte ich keine Gelegenheit gehabt, ihm eine ehrliche Antwort zu geben. Als er mich aus dem Wasser zog, war Caleb bereits zu Hilfe geeilt. Captain Monty, Riley, Paige und die anderen Partygäste befanden sich in Sicht- und Hörweite in einem Fischkutter, den Captain Monty durch die tauenden Eisschollen bis in unsere Nähe manövriert hatte.
    Immer noch geschockt, aber sonst okay. Mein Daumen schwebte über der Taste, um die Nachricht zu senden, dann fügte ich hinzu: Allerdings fehlst Du mir .
    Kaum hatte ich die SMS abgeschickt, kam schon seine Antwort.
    Soll ich rüberkommen?
    Ich starrte auf mein Handy. Nichts wäre mir lieber gewesen, als Simon hierzuhaben. Vor meinem unfreiwilligen Tauchgang hatten wir sogar geplant, die Nacht zusammen zu verbringen. Paige wollte im Haus von Oma Betty schlafen, ich in unserem Ferienhaus, und Simon hätte sich zu mir rübergeschlichen, sobald seine Eltern ins Bett gegangen waren. Aber dann hatte Oma Betty darauf bestanden, dass ich bei ihr blieb, und ich war zu verstört gewesen, um zu widersprechen.
    Es ist schon spät , tippte ich. Wie wäre es mit einem frühen Frühstückstreff?
    Bei Harbor Homefries um acht?
    Ich stimmte zu, stellte das Handy aus und schaute zu Paige hinüber. Unter der Bettdecke war sie kaum zu sehen, aber der weiße Hügel hob und senkte sich regelmäßig. Nachdem ich sicher war, dass sie fest schlief, schob ich meine eigene Decke beiseite, stand auf und durchquerte das Wohnzimmer.
    Paige hatte nicht in ihrem eigenen Zimmer oder einem anderen Raum in der oberen Etage schlafen wollen, was ich ihr nicht verdenken konnte. Zu Hause in Justines Zimmer zu wohnen, damit Paige meins haben konnte, fühlte sich seltsam genug an. Dabei wusste ich immerhin – auch wenn ich Justine anscheinend kaum gekannt hatte –, dass sie keine Mörderin gewesen war. Paige hatte es schwerer, und ich verstand gut, dass sie sich von Zaras Zimmer fernhalten wollte.
    Dasselbe galt aber nicht für mich.
    Nur das Kaminfeuer erleuchtete meinen Weg, und das Licht wurde schwächer, während ich die Treppe hinaufging. Oben war es so dunkel, dass ich nicht einmal meine Hand auf dem Geländer sehen konnte. Ich tastete an der Wand nach einem Lichtschalter, fand aber keinen.
    Normalerweise wäre ich spätestens jetzt umgekehrt – wenn ich es überhaupt bis hierher geschafft hätte –, um die Treppe wieder nach unten zu rasen. Aber zu meiner eigenen Überraschung ging es mir glänzend. Ich fühlte mich ruhig. Ich fühlte mich stark. Das hatte mit meinem Sturz ins Eiswasser begonnen, und die Wirkung war schnell intensiver geworden. Ich war kaum eine Minute unter Wasser gewesen, doch nachdem ich mich wieder auf festem Boden befunden und mein Körper das Meersalz in sich aufgesogen hatte, fühlte ich mich körperlich besser als in der ganzen Zeit, seit ich von den Chione Cliffs gesprungen war.
    Nun ging ich den Flur entlang, kam aber keine zwei Schritte weit, bevor eine bekannte Stimme mich aufhielt.
    »Du kannst wohl nicht schlafen, Vanessa?«
    Ich erstarrte, dann drehte ich mich langsam um und sah Betty in der offenen Tür ihres Zimmers stehen.
    »Hast du wirklich geglaubt, das Ruderboot sei eures?«
    Ich trat einen Schritt auf sie zu. »Ich weiß, dass es unseres war.«
    »Und was redest du dir sonst noch ein? Sie sind tot.«
    Unsere Blicke trafen sich und blieben aneinander haften. Normalerweise waren ihre blinden Augen nach oben gewandt, aber nun richteten sie sich direkt auf mich und nagelten mich fest. In dem dämmrigen Licht schienen sich die grauen Schleier in ihnen zu bewegen wie driftende Wolken am Himmel. »Woher willst du das so genau wissen?«, fragte ich.
    Sie trat zur Seite und wartete darauf, dass ich ihrer Einladung folgte. Drinnen atmete ich die salzige Meeresluft ein, die durch das offene Fenster kam. Ich hatte Bettys Zimmer seit dem Lichterfest im Sommer nicht mehr gesehen, und es hatte sich

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