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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Ton zu sagen. Die Stunden verstrichen. Zuerst waren sie zu dritt hineingegangen. Später saß Nita allein mit dem Arzt in dem Raum. Kein Laut drang in das Wartezimmer, wo er in der Gesellschaft von Ruth Maschiach eine Zigarette nach der anderen rauchte. Mit gesenktem Kopf hörte er aufmerksam ihren Erklärungen zu, die sie mit ihrem besonderen Akzent gab: »Die Hypnose baut auf dem Prinzip auf, daß kein Mensch bereit ist, auf das phantastische kosmische Erlebnis zu verzichten, das er als Embryo in den Tiefen seiner Seele empfunden hat.«
    »Sind Sie sich so sicher, daß ein Embryo eine Seele hat«, murmelte Michael und hob den Blick.
    »Natürlich hat ein Embryo eine Seele, das ist längst bewiesen«, sagte Ruth Maschiach. »Jetzt, wo es den Ultraschall gibt, kann man es mit Leichtigkeit beweisen. Man weiß mit Bestimmtheit, daß ein drei Monate alter Fötus eine Seele hat.«
    »Nicht einmal der Begriff ›Seele‹ ist definiert«, sagte Michael und drückte seinen Zigarettenstummel aus, der ein schwarzes Loch in dem Pappbecher hinterließ.
    »Ab dem dritten Monat«, bestimmte Ruth Maschiach. »Selbst unsere alten Schriftgelehrten wußten es schon. Es kommt nicht von ungefähr, daß man Föten, die älter als drei Monate sind, beerdigt. Wenn die Mutter zum Beispiel ab dem sechsten Monat Musik hört, kann man den Fötus tanzen sehen.«
    »Und das sieht man?« staunte Michael. Ruth Maschiach nickte und bat um eine Zigarette.
    »Von was für einem kosmischen Erlebnis reden Sie überhaupt?« fragte er, als er sich vorneigte, um ihr Feuer zu geben.
    »Wie bitte?« fragte sie zerstreut, inhalierte den Rauch, hustete und sah ihn ungläubig an.
    »Sie sagten, Hypnose basiere auf einem kosmischen Erlebnis.«
    »Ach, muß ich Ihnen das näher erklären? Ich dachte, es ist eine Selbstverständlichkeit.«
    »Nein, das ist es nicht«, sagte er nervös und horchte in Richtung Tür. Aus dem Raum war nichts zu hören.
    Ruth Maschiach schlug die Beine übereinander und lehnte sich in dem Plastikstuhl zurück, auf dem sie vor Mi chael saß. Sie rieb sich die Stirn. »Den ganzen Tag werde ich den Kopfschmerz nicht los«, murmelte sie. »Ich habe auch noch nicht angerufen, um zu hören, was mit Isi ist. Ist er noch im Präsidium? Man muß auch an die ganzen Formalitäten, an das Begräbnis ... Es ist schrecklich, wenn man darüber nachdenkt, auf diese Weise aus dem Leben gerissen zu werden, so mir nichts, dir nichts. Kümmern Sie sich darum?« Michael sah auf die Uhr, aber sie wartete nicht auf eine Antwort. »Nun gut, das kosmische Erlebnis ist die Erfahrung, sich in einem Zustand zu befinden, in dem der Mensch keinerlei Zweifel daran hegt, daß er vollkommen geborgen ist. Alles, was er tun muß, ist, in Reflexen auf seine Umgebung zu reagieren. Der Erwachsene, der in einen hypnotischen Zustand versetzt wird, erhält einen großen Bonus, wenn er bereit ist, auf seinen freien Willen zu verzichten und sich den Händen eines anderen zu überlassen; es ist ihm klar, daß ihm von vornherein alles verziehen wird, was mit Moral und Gewissen einhergeht – er führt aus, was man ihn heißt, er ist nicht schuldig und auch nicht verantwortlich.«
    Michael nickte.
    »Ein hypnotischer Zustand ist eine Bewußtseinslage, in der man nicht verantwortlich ist für seine Handlungen. Alle Sinnesnerven, inklusive Schmerzempfinden, die die Erregungsleitung zum Zentralnervensystem übernehmen, werden bei der Hypnose ausgeschaltet.«
    »Sind diese Erregungsleiter nicht physiologischer Natur?« unterbrach Michael den belehrenden Redefluß und brachte Ruth Maschiach dazu, den Kopf zu neigen, ihre kleine Handfläche auf ihr Gesicht zu legen und wieder auf den Punkt an ihrer Stirn zu drücken.
    »Erkennen Sie die Einheit von Körper und Seele nicht an?« fragte sie ohne Spott. »Wissen Sie nicht, daß das Unterbewußtsein die Biologie beeinflußt? Schließlich treibt die Seele die Biologie an. Warum glauben Sie, daß indische Fakire auf Nagelbetten liegen können? Warum fühlen sie keinen Schmerz? Das Prinzip ist identisch mit dem der Hypnose. Was sich ausschaltet, ist der Empfänger im Hirn. Eine Hypnose kann den Menschen dazu bringen, schmerzfrei operiert zu werden. Die Nerven reagieren, aber der Empfänger im Gehirn ist abgeschaltet. Wissen Sie wirklich nichts von diesen Dingen?« fragte sie erstaunt. »Ich dachte, es müßte jedem gescheiten Menschen klar sein, vor allem, weil Sie mit Verhören zu tun haben.«
    »Ich habe etwas davon gewußt, nur nichts

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