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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Schorr. »Ich habe meine Mutter gefragt, und sie sagte: ›Nein, sie hatten keine Kinder. Bis sie sich in der neuen Um gebung in Kanada eingewöhnt hatten, ohne jede Hilfe, ganz allein, waren sie nicht mehr im geeigneten Alter.‹ Aber warum er zähle ich dir diese Geschichte wohl?«, fragte er Michael. »Es ist mir wichtig, dass du verstehst, dass ich ein bisschen Sympathie für dieses Paar hege, den Rechtsanwalt Rosenstein und seine Frau, damit du weißt, dass solche Dinge damals geschahen, dass es nicht so war, dass sie einfach losgezogen sind und sich jeme nitische Säuglinge geschnappt haben, um Dienstpersonal aus ihnen zu machen, es handelte sich um Menschen, die keine Kinder kriegen konnten ... ich will damit nicht sagen, dass das die feine Art oder in Ordnung ist, aber in dem Chaos, das damals in diesem Staat herrschte und dem ganzen ... mich wundert da gar nichts, also würde ich ...«
    »Aber sie sind jetzt Mordverdächtige«, erinnerte ihn Michael, »ich habe dir das alles erklärt, wir glauben, dass die ganze Sache mit dieser Wohnung für Zohra das Schweigegeld war, weil sie ihm gedroht hat, und dass er danach beschlossen hat ... wenn nicht selbst, dann hat er jemanden beauftragt ... obwohl die Schwangerschaft ... es erklärt die Schwangerschaft nicht ... aber vielleicht haben die beiden Dinge ja überhaupt nichts miteinander zu tun. Und außerdem, ich verstehe nicht ganz, meinst du, es sei wirklich eine entschuldbare Tat, einer Familie ihr Kind wegzunehmen, nur weil man unglücklich ist, dass man keine eigenen Kinder hat? Glaubst du wirklich, dass es auf der ganzen Welt irgendeine Rechtfertigung für solche Taten gäbe? Ehrlich?«
    »Ich weiß nicht«, gestand Schorr, »vielleicht kommt das von dem ganzen Wein und Grappa, den ich getrunken habe, oder weil ich sehe, dass du endlich ...«, er deutete mit dem Kopf auf Ada, »und dass wir alt werden und ich kurz davor stehe, in den Ruhestand zu gehen, all diese Dinge machen mich sentimental. Was besagt, dass ich wirklich schon seit längerem nicht mehr am richtigen Platz bin, denn bei einer Arbeit wie der unseren darf man nicht sentimental sein. Und das sage ich dir, obwohl du vielleicht das sentimentalste Wesen bist, dem ich je im Leben begegnet bin, aber wirklich« – Schorr schmunzelte kurz –, »und trotzdem habe ich das Gefühl, dass du nicht genug Erbarmen mit ihnen hast, und auch keinerlei Beweise, dass sie beide oder er den Mord an der Baschari-Tochter veranlasst haben. Aber ich habe sie nicht einmal gesehen und ...« Er verstummte und signalisierte der Be dienung mit der Hand, die Rechnung zu bringen. Ada blickte Michael an, und er breitete ergeben die Hände aus und sagte: »Lass es, da ist nichts zu machen, er wird dir sagen, dass er an der Reihe ist, ich kenne die Prozedur schon.«
    »Ich bin wirklich an der Reihe«, hielt ihm Schorr vor, »beim letzten Mal, als wir am Hafen von Tel Aviv gegessen haben, hast du bezahlt. Außerdem«, er schaute Ada an, »hast du mir eine Freude gemacht.« Er ließ seine Augen noch einen Moment auf ihr ruhen, und erst als er sich Michael zuwandte, trübte sich sein Gesichtsausdruck wieder etwas: »Nur schade, dass ... Wie geht es dem Jungen?«
    Michael wollte schon anfangen, über das Befinden von Wacht meister Ja’ir zu berichten, doch dann begriff er, dass Schorr seinen Sohn, Juval, gemeint hatte. »Gut, ausgezeichnet, lernt viel, arbeitet, lauter solche Sachen.«
    »Er ist schon ein Mann geworden«, sagte Schorr und spähte zerstreut auf die Rechnung, die ihm die Bedienung vorlegte, mit einem Auge auf ihrem Nabelring, »vor allem seit er mit diesem Mächen zusammenlebt, wie heißt sie?«, fragte er, »Ajala?«
    »Afra«, lächelte Michael, »die Richtung hat schon ungefähr gestimmt.«
    »Und du? Warum rauchst du? In deinem Alter sollte man wirklich damit aufhören«, murmelte er und legte seine Kreditkarte auf die Rechnung. »Schau her, ich habe aufgehört und lebe noch, alles eine Frage des Willens. Willst du nicht leben?«
    Michael lächelte und schwieg.
    »Na gut«, murmelte Schorr, »alles auf einmal geht nicht, zum ersten Mal eine Wohnung kaufen, in der Mitte des Lebens, als auch plötzlich und endlich ...« Er blickte wieder Ada an, ein brei tes Lächeln auf den Lippen, und drehte an den Enden seines dicken Schnurrbarts. »Spät, aber nicht zu spät«, sagte er und strich ihr über die Hand, »du entschuldigst, wenn ich das sage, aber ich habe die Gabe der Menschenkenntnis, und mein einzi ger Einwand,

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