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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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anscheinend eventuell ein Verhältnis hatte, und davon, dass wir ihn verhört und verhaftet haben. Ich habe sie deswegen gefragt, und sie sagte: ›Es wurde mir berichtet‹, aber sie war nicht bereit, sich weiter darüber auszulassen, und ich bin sicher, dass sie sonst gar nichts weiß.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, und Michael wurde sich bewusst, dass seine Schläfen vehement pochten und sein Hals und Mund völlig ausgedörrt waren. Dieses Gespräch hatte keine Erleichterung gebracht, keinerlei Entspannung. Es wäre besser gewesen, er hätte Elis Eifersucht angesprochen, doch dazu konnte er sich nicht überwinden, weil es ihm zu peinlich war. Er hörte schon im Geiste Elis Stimme, die mit verächtlichem Spott zu ihm sagen würde: »Ich und eifersüchtig!? Also bitte, was bin ich denn? Irgend so ein Weibstück?« Oder genauso gut könnte er zu Michael sagen: »Für was hältst du dich eigentlich?«
    Er nahm seine Armbanduhr ab, legte sie vor sich hin und rieb sich das Handgelenk. Anstatt zu fragen, ob es Eli ärgerte, wie er mit Ja’ir umging, hörte er sich selbst gegen seinen Willen fast fle hend drängen, da er das Gefühl hatte, die eigentliche Frage wäre ein peinlicher, beleidigender Übergriff: »Jetzt sag, was ist wirklich passiert? Sag mir was ... was habe ich dir getan?«
    Eli Bachar zuckte die Achseln. »Mir?«, sagte er verwundert und schürzte die Lippen, »du hast mir gar nichts getan, über haupt nichts hast du mir getan.«
    »Ich dachte, es würde uns gelingen, wirklich miteinander zu reden, in aller Offenheit«, sagte Michael, ohne seine Enttäuschung zu verbergen. Er schloss die Uhr wieder um sein Handgelenk, nahm die Zigarettenpackung an sich und rückte seinen Stuhl zurück.
    Auch Eli erhob sich von seinem Platz. Er schob seine Hände in die Hosentaschen und sah aus, als habe er nichts weiter zu sagen. Michael blickte ihn einen Moment schweigend an und ging dann zur Tür.
    »Und du meinst, das war’s jetzt?«, explodierte Eli unvermittelt. »Damit sind wir fertig?«
    Michael blieb stehen und drehte sich um. Wie betäubt blickte er in das schmale Gesicht, dessen Sonnenbräune nun zurücktrat und die zwei dunklen Ringe hervortreten ließ, die unter Elis Augen waren. »Meinst du, zwischen Tür und Angel, so zwischendurch, sei alles zu regeln?«, flüsterte Eli, ohne ihn anzusehen, »meinst du, dass du mich erst wie Luft behandeln kannst, diesen ... dieses Baby aber hätschelst du nach Strich und Faden, und mich ... mich stellst du in die Ablage. Und dann kommst du daher und sagst einfach zu mir: ›Ich bin verletzt‹, ›Gewalttätigkeit‹, ›Verrat‹, und ich rutsche auf den Knien? Du hast mich ab geschoben – also bin ich im Abseits, was denkst du dir eigentlich? ›Wirklich reden‹, was meinst du denn, über was? Dass du mich in der Tasche hast?«
    »Ach so, darum geht es also«, sagte Michael leise, »am Ende hast du’s rausgelassen.«
    »Das hat nichts damit zu tun!«, schrie Eli mit kippender Stimme, »überhaupt nichts hat das damit zu tun! Nur dass zu fällig ...«
    »Es gibt keinen Zufall«, sagte Michael, und plötzlich zeich nete sich auf seinem Gesicht etwas anderes ab, schwer fassbar und unerwartet. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen, Trauer sprach aus seinem Blick und auch eine tiefe Bewegtheit, als hätte er Elis wütender Gekränktheit auch etwas anderes entnommen, das weitaus wesentlichere Bedeutung hatte und mehr zu Herzen ging als alles, was zwischen ihnen gesagt worden war. Und da streckte er, verlegen, wie entkräftet, seine Hand aus und berührte sanft Elis Schulter. Damit ging er.
     
    Der Korridor war nicht leer, seine hallenden Schritte waren nicht die einzigen. Türen wurden geöffnet, Telefone klingelten, Menschen hasteten im Laufschritt an ihm vorbei. Jemand klopfte auf seinen Arm, ein anderer rief: »Wie steht’s, Ochajon?« Offenbar sah man ihm an, dass in seinem Zimmer etwas vorgefallen war, denn Zila, die gerade mit der Hand auf der Türklinke vor dem kleinen Zimmer stand, fragte nach einem einzigen Blick auf ihn entsetzt: »Was ist passiert?«
    »Gar nichts, nichts weiter Neues«, versicherte er mit matter Stimme, »ist er noch da?«
    »Hat sich nicht vom Fleck gerührt«, bestätigte Zila, »mit Ja’ir, und Balilati habe ich nicht reingelassen ... sag mal, was ist denn los? Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Hundertprozentig«, antwortete er ihr und verzog seine Lip pen zu etwas, von dem er hoffte, es würde wie ein Lächeln aussehen, »ich

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