Odyssey 01 - In die Dunkelheit
heraus.«
»Mag sein, Sir«, erwiderte Stephanos und drehte sich zu Weston um, »aber du verlangst von mir, eine blutige Anfängerin auf einen derart gefährlichen Einsatz mitzunehmen! Noch dazu ist es ihr erster Kampfjäger-Einsatz überhaupt! Lieber würde ich unterbesetzt starten. Denn wenn Samuels Mist baut, reißt sie vielleicht das ganze Geschwader mit sich.«
»Möglich. Aber ich glaube, du vergisst dabei etwas.«
»Was denn?«
Weston überging den provozierenden Ton seines Freundes. »Ihr seid nicht nur leicht unterbesetzt, Steph. Ihr habt jetzt vier Kampfjäger und vier Piloten weniger als vorher. Das ist ein ganzes Viertel des Geschwaders.«
»Ist mir bekannt«, erwiderte Stephanos mit finsterer Miene.
»Und ist dir auch bekannt, dass Lieutenant Samuels bei ihren Flug- und Waffeneinsatz-Prüfungen ausgezeichnet abgeschnitten hat? Oder dass sie vor Kriegsende neun Monate lang im Trainingslager der Archangels ausgebildet wurde? Dass sie bereits auf der Warteliste der Angels stand, als der amerikanische Kongress beschloss, uns aus dem Verkehr zu ziehen? Damals hieß es, wir dürften den Block nicht weiter dadurch provozieren, indem wir ihm mit unseren wunderbaren Kampfjägern Feuer unter dem Hintern machen! Nur deshalb durfte Samuels ihren Dienst nicht mehr antreten.«
Beim scharfen Ton des Captain wurde Steph blass. »Nein, Sir, das alles war mir nicht bekannt.«
»Dann siehst du dir wohl am besten mal ihre Personalunterlagen an.«
»Aye, aye, Sir.«
Als Stephanos weiterging, sah Weston ihm nach. »Steph!«, rief er ihm hinterher.
Stephanos blieb stehen und blickte zu ihm hinüber. »Ja?«
»Ich verstehe deine Bedenken ja, aber du brauchst wirklich jeden geeigneten Piloten, den du kriegen kannst. Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich selbst mitfliegen.«
»So schlecht stehen wir noch nicht da – wenn der Captain mir die Bemerkung verzeiht.« Steph grinste schief.
»Klugscheißer!« Weston schüttelte den Kopf und wandte sich ab.
»Jederzeit zu Diensten, Sir.«
»Captain betritt die Brücke!«
»Rühren«, sagte Weston, ehe der Brückenstab salutieren konnte, und übernahm den Kommandosessel von Commander Roberts. »Lagebericht!«
»Die letzten Flüchtlinge werden in den nächsten zwanzig Minuten das Schiff verlassen, Sir.«
»Gut. Mister Daniels, haben Sie die Kursdaten für mich parat?«
»Ja, Sir.« Der Lieutenant gab einen Befehl in die Navigationstastatur ein. »Allein mit den Steuerraketen zu navigieren wird eine Belastungsprobe für das Schiff. Aber wenn wir die CM-Generatoren auf niedriger Stufe einsetzen, könnten wir den Gegner sicher abfangen.«
»Welche Stufe?«
»Acht Prozent der Leistungskraft. Und nur während der ersten Stunde der Zündung.«
Weston dachte kurz über die CM-Technologie nach, die sowohl den Senkrechtstart der Shuttles als auch die tödliche Geschwindigkeit der Archangels ermöglichte – ganz zu schweigen davon, dass von ihr auch die Beschleunigungsschubkraft der Odyssey abhing . Die Kehrseite dieser Technologie war, dass sie einen ziemlich großen Trichter im normalen Raum schuf, der jedem, der Augen hatte zu sehen, auffallen musste.
Darüber hinaus war es vor allem der CM-Technologie zu verdanken, dass die Beschleunigung die Schiffsbesatzung nicht durch die hinteren Schotts der Odyssey hinauskatapultierte. Da diese Technologie nicht nur die Masse des Schiffs, sondern auch die der Menschen an Bord verminderte, galten auch für deren Massenträgheit die physikalischen Gesetze dieser kleinen Insel in der Realität, die die Odyssey ständig mit sich herumschleppte – ein vom Rest des Universums abgeschnürter Bereich.
»Tut mir leid, Sir, aber in Anbetracht der Zeitnot ist dies noch das Beste, was ich vorschlagen kann.«
Weston ging die Daten durch. Daniels hatte recht. Ohne die acht Prozent CM-Leistungsstärke würden sie es nicht schaffen, die feindlichen Schiffe weit genug vom Planeten entfernt abzufangen. Und das mussten sie, damit die Gegner nicht noch weitere Landefähren losschicken konnten.
»Also gut. Genehmigt.« Weston zeichnete den Befehl ab. »Lamont?«
Susan Lamont nahm Haltung an. »Sir?«
»Wie steht’s mit den allgemeinen Vorbereitungen?«
»Wir sind auf eine lautlose Fahrt vorbereitet, Captain.« Es war Zufriedenheit herauszuhören.
Weston nickte, ohne den scharfen Blick zu bemerken, den Commander Roberts beim Ausdruck »lautlose Fahrt« quer über die Brücke warf.
»Okay. Dann sollten wir das System testen,
Weitere Kostenlose Bücher